Hamburg . Etliche der Hamburger Alsterschwäne mussten ins Notquartier umziehen. Die Risiken der Blaualgen für Tiere – und Menschen.

Als jetzt ein Leser am Eppendorfer Mühlenteich vorbeiradelte, sah er zu seiner Verwunderung viele Schwäne auf dem kleinen See. Was war passiert? Sind die sonst an der Alster lebenden Tiere schon im Winterquartier?

Laut Bezirksamt Nord mussten tatsächlich etliche Schwäne ausweichen an den idyllisch gelegenen See, der im Winter dank einer Umwälzpumpe eisfrei gehalten wird und den Tieren in der kalten Jahreszeit regelmäßig als zweite Heimat dient. Auf dem Teich stehen die Tiere unter Beobachtung und sind damit besser geschützt als auf der Alster.

Der Umzug der inzwischen rund 80 Wasservögel ist eine Notmaßnahme: In diesem Sommer sind bereits neun Schwäne gestorben, teilte das Bezirksamt Nord auf Anfrage des Abendblatts mit. Insgesamt tummeln sich auf der Alster Jahr für Jahr etwa 120 Schwäne, die teilweise flugunfähig sind, deren Bestand aber auch durch "wilde" Schwäne ergänzt wird.

Algen sind für die Schwäne gefährlich

Grund für den Tod der Tiere ist der warme Sommer mit langen Phasen der Trockenheit. Die Hitze in den vergangenen Wochen hat auf der Alster das Wachstum von Algen forciert. In den Kanälen und ruhigen Ecken haben sich bereits grüne Teppiche gebildet, die mancherorts auch etwas müffeln.

Lesen Sie auch:

Für die Schwäne bergen die Pflanzen ein Risiko. Die Wasservögel gründeln mit ihren langen Hälsen in tiefen Schichten der Gewässer. Dort fressen sie auch abgestorbene Algen, es besteht die Gefahr, dass sie sich mit Botulismus-Bakterien vergiften. Diese Bakterien entwickeln sich in sauerstofffreien Zonen. Die erkrankten Schwäne verenden unter Lähmungserscheinungen. Im vergangenen Jahr waren 15 Alsterschwäne gestorben – ebenfalls nach langen Hitzeperioden.

Seit dem Wochenende sind die Temperaturen wieder gesunken. Wenn sich die kälteren Tage fortsetzen, dürfen die Schwäne wieder zurück auf die Alster, sagte Bezirksamtssprecher Daniel Gritz. Dann werden sie bis zum November, wenn es traditionell wieder auf den Mühlenteich geht, auf der Alster bleiben.

Diskussion beim Ironman wegen Algen

2018 musste wegen der Blaualgen auch das Schwimmen beim Ironman in der Alster abgesagt werden. Denn nicht nur für Tiere, sondern auch für Menschen sind die Pflanzenteppiche gefährlich. Sie können mindestens Hautreizungen auslösen, beim massenhaften Verschlucken der Algen kann es auch zu Übelkeit und Erbrechen kommen. Beim Ironman in diesem Jahr haben die Organisatoren vorsichtshalber Duschen aufgestellt, an denen sich die Sportler vor dem Wechsel auf das Rad abbrausen konnten.

Schwimmverbote gelten in der Alster immer dann, wenn die Konzentration der Blaualgen 75 Mikrogramm pro Liter erreicht. Derzeit gilt laut Umweltbehörde eine Warnstufe, bei Gewässerprobenahmen wurde aber noch keine Konzentration gemessen, die ein Badeverbot erfordert. Allerdings gilt die Alster offiziell auch nicht als Badegewässer.