Hamburg. Bauforum in den Deichtorhallen geht zu Ende. Heute präsentieren die Kreativen ihre Vision für sieben Hamburger Magistralen.
In den Deichtorhallen wirkt alles noch etwas chaotisch und unfertig – passend zum Thema. In den vergangenen fünf Tagen haben mehr als 150 Architekten, Städteplaner, Verkehrsexperten und Querdenker über die Zukunft von sieben Hamburger Magistralen nachgedacht, diskutiert, haben geplant und entworfen – nun sollen die Ergebnisse präsentiert werden.
Die Drucker laufen heiß, es riecht nach Klebstoff, überall liegt Styropor, die Modelle werden zusammengesetzt. Zwei Kilometer Klebeband und 100 Meter Seil haben die Kreativen verbraucht. Viele der internationalen Arbeitsgruppen basteln an ihren Präsentationen. Es könnte eine Nachtsitzung werden: Am Sonnabend muss alles fertig sein – um 10 Uhr öffnen die Deichtorhallen, um der Öffentlichkeit die Geistesblitze und Visionen zu zeigen.
Oberbaudirektor: "Sehr scharfe Ergebnisse"
Oberbaudirektor Franz-Josef Höing ist seit Tagen in den Deichtorhallen unterwegs und steht im Dialog mit den Arbeitsgruppen. Am Freitagabend wagte er ein erstes, vorläufiges Resümee. „Das sind schon sehr scharfe Ergebnisse“, sagt er fröhlich. „Ich habe die Hoffnung, dass dieses Bauforum die Entwicklung der Stadt in den kommenden Jahrzehnten beeinflussen und befruchten wird.“
Er verspricht sich nicht weniger als ein Drehbuch für die Magistralen – diese städtischen Räume, an denen knapp 140.000 Menschen leben und die doch in der Vergangenheit von der Planern kaum Aufmerksamkeit geschenkt bekamen. Das soll in der Hansestadt nun anders werden.
Städtebauliche Renaissance der Ränder
Höing führt einige Journalisten am Freitagabend durch die intensive Arbeitsatmosphäre. Der renommierte Hamburger Architekt und Stadtplaner André Poitiers werkelt mit seiner Gruppe an einem großen Modell der Magistrale 4 vom Steindamm bis Meiendorf: „So wird die Straße erfahrbar, plastisch und lässt sich aus verschiedenen Perspektiven betrachten.“ Poitiers glaubt an eine städtebauliche Renaissance der Ränder: „Wir werden eine Rückbesinnung auf die Peripherie erleben“, sagt er. Sie biete erstklassige Versorgung, Naturräume und eine gut Verkehrsanbindung.
Der Oberbaudirektor wirft derweil einen Blick auf die Ideen und Entwürfe zur B 73 in Harburg, die durch den Bau der A 26 entlastet werden dürfte. „Diese Chaussee hat vielleicht das stärkste Potenzial, zurückgebaut und in einen kultivierten Straßenraum verwandelt zu werden“, sagt Höing. Er ist der Initiator des Bauforums, das nun schon zum siebten Mal in Hamburg stattfindet. In früheren Werkstätten wurde nicht nur die Perlenkette an der Elbe, sondern auch die HafenCity ersonnen. „Wir wollen neue Ideen herauskitzeln. Das Schöne an so einem Bauforum ist, dass hier die Korsettstangen, die wir Planern mitunter an den Leib binden, wegfallen.“
Der Zeitplan für die Präsentationen
Tatsächlich arbeiten die insgesamt vierzehn Arbeitsgruppen sehr frei. Sie haben seit Montag die sieben Magistralen unter die Lupe genommen und präsentieren nun am Sonnabend ab 10 Uhr ihre Ergebnisse auf einer Bühne in den Deichtorhallen: Dabei geht es um die Stresemannstraße bis zur Wedeler Landstraße (10 Uhr), die Kieler Straße bis zur Pinneberger Chaussee (11 Uhr), die Grindelallee bis zur Langenhorner Chaussee (12 Uhr), den Steindamm bis zur Meiendorfer Straße (15 Uhr), die Amsinckstraße bis zur Holtenklinker Straße (16 Uhr), die Buxtehuder bis zur Cuxhavener Straße (17 Uhr) sowie den Ring 2 (13 Uhr). „Die Gruppen haben alle Freiheiten bei der Präsentation, es gibt keine Formatvorgaben“, verspricht Höing. „Das soll ein Happening werden.“ Den Abschluss des Bauforums bildet eine Zusammenfassung der Ergebnisse und die Verabschiedung der Teilnehmer gegen 18 Uhr.
Ein Ziel hat das Bauforum bereits erreicht – es hat die Stadtplanung den Bürgern näher gebracht. Insgesamt 5000 Interessierte kamen zu den Veranstaltungen an drei Tagen.
Die Ergebnisse sind am Sonnabend zwischen 10 und 19 Uhr in den Deichtorhallen zu sehen. Der Eintritt ist frei