Hamburg. Zwei Schwestern stehen wegen Betrugs vor Gericht. Sie sollen Rentnerinnen als falsche Polizistinnen ums Ersparte gebracht haben.

Es fielen nicht viele Worte. Eine kurze Frage nach dem Nachnamen, ein Nicken, dann gaben die Seniorinnen ihr Geld auch schon aus den Händen. Sie vertrauten diesen Menschen, die da bei ihnen an der Haustür standen - so sehr, dass sie ihnen ihr gesamtes Erspartes überreichten. Doch die Herrschaften, die sich als Polizisten namens Sommer oder Bach ausgaben, hießen in Wirklichkeit ganz anders. Und vor allem: Sie waren keine Polizisten. Sie waren Betrüger.

Heute, sagt Aysun Ö. im Prozess vor dem Landgericht, schäme sie sich für ihre Taten, bei denen sie mithalf, Rentner mit einer üblen Masche um ihr Geld zu bringen. „Ich kann mir vorstellen, dass es für die Opfer sehr demütigend sein muss und dass sie ihre Ersparnisse verloren haben.“

Als Kriminalbeamte ausgegeben

Die 41-Jährige ist gemeinsam mit ihrer Schwester wegen gewerbsmäßigen Betruges angeklagt. In zwei Fällen soll Aysun Ö. jeweils bei einer 78-jährigen und bei einer 68 Jahre alten Hamburgerin viel Geld abgezockt haben, in einem Fall knapp 59.000 Euro, beim zweiten Mal waren es sogar 100.000 Euro. Laut Staatsanwaltschaft hatten Hinterleute zunächst bei den Opfern angerufen, sich als Kriminalbeamte ausgegeben und den Rentnerinnen vorgegaukelt, ihr Geld sei in Gefahr und solle nun bei der Polizei in Sicherheit gebracht werden. Eine Kollegin von der Kripo werde das Ersparte später abholen.

"Leben in Saus und Braus" in der Türkei

In einer von ihrem Verteidiger verlesenen Erklärung schildert Aysun Ö., sie habe eine vierjährige Tochter und mit dem Vater der Vierjährigen, einem gewissen Murat, eine „On-and-Off-Beziehung gehabt“. Sie habe gewusst, dass Murats Geschwister in kriminelle Handlungen verstrickt seien und sich in die Türkei abgesetzt haben. Die beiden lebten dort „in Saus und Braus“, wie sie heute wisse.

Eines Tages habe ihr Partner ihr gestanden, dass er „Scheiße mit älteren Menschen macht. Ich dachte mir, dass es so etwas Ähnliches wie der Enkeltrick ist.“ Nach anfänglichem Sträuben habe sie sich von der Schwester ihres Partners für einen Botendienst einspannen lassen. Nach ihrer Darstellung ging alles ganz schnell: Sie musste bloß auf die Frage des ausgewählten Opfers, ob sie denn die „Polizistin Sommer“ sei, nicken, dann wurde ihr ohne weiteres Zögern ein Stoffbeutel mit 59.000 Euro ausgehändigt.

Scham und Gier zur gleichen Zeit

Später habe sie dann bei einem zweiten, ähnlichen Trickbetrug mitgemacht, so Aysun Ö., auch ihre drei Jahre jüngere Schwester Aynur sei dabei gewesen. Ihren Anteil an der Beute habe sie teilweise verspielt, teilweise Einkäufe getätigt und auch Schulden beglichen. „Ich habe mich geschämt und war gleichzeitig gierig. Ich habe mir eingeredet, dass die Opfer reiche Leute sind, denen das nichts ausmacht. Ich war nicht Mitglied einer Bande. Ich war nur Befehlsempfänger und habe davon profitiert.“

Auch ihre Schwester Aynur gesteht ihre Tat. Sie habe gewusst, sagt die 38-Jährige, dass das Opfer „davon ausging, dass ich das Geld in Sicherheit bringen würde. Ich schäme mich dafür.“ Der Prozess wird fortgesetzt.