Hamburg. Seit Juni wurden 150 Verstöße mit E-Tretrollern geahndet. Weniger Menschen im Straßenverkehr verletzt, aber mehr Rad-Unfälle.

Im ersten Halbjahr 2019 sind weniger Menschen bei Unfällen im Hamburger Straßenverkehr verletzt worden als im selben Zeitraum 2018. Das geht aus der neuen polizeilichen Unfallstatistik hervor, die dem Abendblatt vorliegt. Demnach sank die Zahl der Verunglückten von 4682 im ersten Halbjahr 2018 auf 4402 im ersten Halbjahr 2019, was einem Rückgang von rund sechs Prozent entspricht. Die Zahl der Schwerverletzten sank von 410 auf 351, die Zahl der Getöteten blieb mit 14 gleich hoch. Dabei ging im selben Zeitraum auch die Zahl der verletzten Kinder zurück: von 366 auf 304. Wie im Vorjahreszeitraum wurde kein Kind getötet.

Ebenfalls positiv war die Entwicklung bei den Senioren: Hier zählte die Polizei in den ersten Quartalen 2019 bisher 451 Verunglückte – im Vorjahreszeitraum waren es noch 481. Deutlich rückläufig sind auch die Zahlen bei Unfällen in Verbindung mit Alkohol und die der verunglückten Motorradfahrer.

Zahl der verletzten Radfahrer angestiegen

Die neue Statistik hat allerdings auch Schattenseiten. So ist die Zahl der von der Polizei registrierten Unfälle mit Radfahrern im Vergleichszeitraum deutlich angestiegen: von 1527 auf 1665, was einer Zunahme von neun Prozent entspricht. Die Zahl der dabei verletzten Radfahrer stieg von 1134 auf 1185, die der Schwerverletzten von 93 auf 94. Wie im Vorjahreszeitraum wurden zwei Radfahrer getötet. Auch die Zahl der verletzten Fußgänger ist gestiegen - von 513 auf 525. Darunter waren jetzt 86 Schwerverletzte, im ersten Halbjahr 2018 zählte die Polizei noch 98. Die Zahl der getöteten Fußgänger blieb mit sieben konstant.

Sehr genau beobachtet die Polizei nach eigenen Angaben die Entwicklung bei den seit Mitte Juni zugelassenen E-Scootern. So habe es hier bereits allein durch die Fahrradstaffel 17 Schwerpunktkontrollen gegeben, bei denen 126 Ordnungswidrigkeiten festgestellt und 25 Strafanzeigen gefertigt wurden. Die Polizei werde das Thema „deutlich im Fokus behalten“ und Fehlverhalten wie das Befahren von Fußwegen „klar sanktionieren“, kündigte Polizeisprecher Timo Zill an.

Die Polizei hat weitere regelmäßige und intensive Kontrollen der umstrittenen E-Scooter in Hamburg angekündigt. „Es herrscht noch eine zu große Unsicherheit über das, was erlaubt ist und was nicht“, sagte Polizeisprecher Zill dem Abendblatt. „Daneben müssen wir die Regelverstöße, wie beispielsweise das Befahren von Fußwegen, klar sanktionieren.“

Viele Scooter-Fahrer wissen nicht, was erlaubt ist

Allerdings gibt es laut Polizei noch keine genauen Zahlen zu durch E-Scooter verursachten Unfälle, da die Fahrzeuge erst seit Mitte Juni zugelassen seien. „Das Befahren des Gehwegs bzw. der Fußgängerzone stellt den häufigsten Verstoß dar. In weiteren Fällen wurde das Rotlicht missachtet, die falsche Radwegseite genutzt oder eine weitere Person mitgenommen.“ Die Polizei stelle dabei immer wieder fest, „dass die Nutzer sich im Vorwege offenbar nicht ausreichend über die im Zusammenhang mit E-Scootern geltenden Regeln auseinandergesetzt haben“.

E-Scooter würden „in der Masse von Touristen ausgeliehen“, die sich damit „häufig auf nicht freigegebenen Verkehrsflächen, überwiegend im Innenstadtbereich, bewegen“. Für die kommenden Monate sei „mit einer weiter steigenden Anzahl sowohl von Verleihfirmen als auch von privat erworbenen Scootern zu rechnen“. Polizeisprecher Zill wies dabei auch noch einmal darauf hin, dass das Fahren der Elektroroller unter Alkoholeinfluss verboten sei. „Wer alkoholisiert auf einem E-Scooter erwischt wird, riskiert, seinen Führerschein zu verlieren“, so Zill.

Zahl der verunglückten Senioren rückläufig

Dass die Gesamtzahl der Verunglückten im Hamburger Straßenverkehr über alle Kategorien hinweg im ersten Halbjahr 2019 gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückging, sieht man bei der Polizei als gutes Signal. „Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschäden erreicht den niedrigsten Stand in den letzten fünf Jahren“, so Sprecher Zill. „Erfreulich ist auch der Rückgang der Zahlen bei den verunglückten Senioren“, der „auch ein Erfolg des neu eingesetzten Seniorenbeauftragten und des umfassenden Präventionsangebotes zur Sicherheit älterer Menschen im Straßenverkehr“ sei. Positiv ist auch der Trend bei Motorradfahrern: Hier sank die Zahl der Verunglückten um 17 Prozent von 223 auf 185.

Weniger gut ist dagegen die Entwicklung bei Radfahrern und Fußgängern. Die Zahl der Unfälle mit Radfahrern stieg im ersten Halbjahr um neun Prozent auf 1665. Das liegt laut Polizei auch an der allgemein wachsenden Zahl von Radfahrern – noch einmal verstärkt durch den milden Winter. Es sei dabei „auffällig“, dass es zu Unfällen mit Radfahrern „häufig aufgrund der Missachtung der Vorschriften“ komme, so die Polizei – oft durch die „Missachtung des Rechtsfahrgebotes oder Gehwegs“.

Polizei hofft auf den Abbiegeassistenten

Die Fahrradstaffel sei in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres „bereits mit 4265 Personalstunden“ in der Überwachung des Radverkehrs unterwegs gewesen. Neben einer besseren Einhaltung der Verkehrsregeln erhofft sich die Polizei für Radfahrer auch mehr Sicherheit durch die geplante Einführung des Abbiegeassistenten für Lkw, der Lastwagenfahrer warnt, wenn sich Radler im toten Winkel befinden. „Erfreulich ist, dass immer mehr Radfahrer Fahrradhelme tragen“, so Polizeisprecher Zill. „Das zeigt, dass unsere Präventionsmaßnahmen greifen und die Radfahrer somit einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung der Unfallgefahren leisten.“

Auch die Zahl der verletzten Fußgänger ist im Vergleichszeitraum gestiegen – um 2,3 Prozent auf 525. Wie 2018 wurden auch 2019 sieben Fußgänger im ersten Halbjahr bei Unfällen tödlich verletzt – allein fünf davon im Januar. Bei 317 der 702 Unfälle mit Fußgängern waren diese selbst Hauptverursacher. „Ursächlich bei Verkehrsunfällen mit Fußgängern ist häufig das unachtsame Betreten der Fahrbahn, oftmals bei schlechten Lichtverhältnissen und dunkel gekleidet“, so das Resümee der Polizei. „Unterschätzt wird häufig zudem die Gefahr, durch Smartphones oder Musik aus dem Kopfhörer vom Straßenverkehr abgelenkt zu werden.“

Über alle Kategorien hinweg zählte die Polizei im ersten Halbjahr dieses Jahres 33.342 Verkehrsunfälle, minimal mehr als im Vergleichzeitraum 2018, als 33.320 Unfälle registriert wurden. Als wichtigste Unfallursache machten die Beamten „nicht angepasste Geschwindigkeit“ und „zu geringen Sicherheitsabstand“ aus – wenn auch etwas seltener als noch 2018. Auch die „Rotlichtmissachtung“ war etwas seltener Ursache als im Vorjahreszeitraum.

„Wir setzen auf den Mix von konsequenten Kontrollen und Überzeugungsarbeit. Es wird nur mit gegenseitiger Rücksicht und mit mehr Gelassenheit im Straßenverkehr funktionieren.“