Hamburg. Ältere Autofahrer verursachen im Vergleich die wenigsten Unfälle. Auch auf dem Fahrrad sind Jüngere gefährlicher.

Die von älteren Autofahrern verursachten Unfälle waren in Hamburg in den ersten Monaten dieses Jahres oft ebenso spektakulär wie gefährlich. Da raste ein 85-Jähriger mit seinem Mercedes durch die Eingangstür der Galeria Kaufhof im Alstertal-Einkaufszentrum; eine 80-Jährige wurde in Wellingsbüttel mit ihrem Opel in das Schaufenster eines Elektrofachgeschäfts geschleudert; und an der Waitzstraße landete eine 83-Jährige mit ihrem Mercedes in einem Bekleidungsgeschäft. Diese und ähnliche Vorfälle lassen vermuten, dass manche Senioren ihre eigene Fahrtauglichkeit überschätzen könnten.

Nun aber zeigen neue Zahlen: Rein statistisch betrachtet, verursachen ältere Autofahrer im Vergleich mit anderen Altersgruppen und gemessen an ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung in Hamburg die wenigsten Unfälle.

Größte Unfallgefahr geht von jungen Autofahrern aus

Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des CDU-Verkehrspolitikers Dennis Thering hervor. Laut Statistik lag die Anzahl der von Pkw-Fahrern verschuldeten Verkehrsunfälle pro 1000 Einwohner bei den 65- bis 74-Jährigen im vergangenen Jahr bei 21,5, bei der ältesten Gruppe der Über-74-Jährigen bei 19,6. Das sind die niedrigsten Werte aller Altersgruppen.

Die größte Unfallgefahr geht demnach von den 18- bis 24-Jährigen aus. Sie verursachten 2018 pro 1000 Einwohner 34,8 Unfälle. Bei den 25- bis 34-Jährigen waren es 29,5 und bei den 35- bis 44-Jährigen 30,0. Danach sinkt die Quote kontinuierlich: auf 28,2 bei den 45- bis 54-Jährigen und 26,6 bei den 55- bis 64-Jährigen. Das bedeutet: Je älter und erfahrener Autofahrer sind, desto weniger Unfälle verschulden sie.

Das belegen auch die jüngsten Zahlen, die die Polizei in den ersten vier Monaten 2019 erhoben hat. Auch hier zeigt sich: Die meisten Autounfälle werden von der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen verschuldet, die wenigsten von Hamburgern, die älter als 65 Jahre sind. Allerdings muss man berücksichtigen, dass der Vergleich mit der Gesamtbevölkerung nach Altersgruppen die Daten vor allem bei Senioren verzerren kann. So zählen auch Pflegebedürftige mit, die nicht mehr am Straßenverkehr teilnehmen.

Auch alte Radfahrer und Fußgänger sind sicherer unterwegs

Der Senat hat auch die Unfallverursacher bei Radfahrern und Fußgängern nach Altersgruppen ausgewertet. Auch dort verursachen ältere Verkehrsteilnehmer die wenigsten Unfälle. In diesen Bereichen sind Kinder und Jugendliche besonders häufig als Unfallverursacher erfasst worden. Die zehn bis 17 Jahre alten Radfahrer verschuldeten demnach im vergangenen Jahr 1,76 Unfälle je 1000 Einwohner. Das ist die mit Abstand höchste Quote. In den folgenden Altersgruppen nimmt die Häufigkeit verursachter Unfälle kontinuierlich ab.

Bei den 18–24-Jährigen lag sie bei 0,84, bei den 25–34-Jährigen bei 0,79 und bei den 35–44-Jährigen bei 0,75 Unfällen je 1000 Einwohnern. Die 45 bis 54 Jahre alten Radler verursachten pro 1000 Einwohner nur noch 0,62 Unfälle, bei den 55-64-Jährigen lag die Quote bei 0,59, bei den 65–74-Jährigen bei 0,35 und bei den ältesten Radlern ab 75 Jahren bei nur noch 0,23. Kinder bis zum Alter von neun Jahren verursachten demnach 0,28 Unfälle pro 1000 Einwohner.

Bei den im laufenden Jahr bis Ende April erhobenen Zahlen zeigt sich eine ähnliche Verteilung. Auch hier waren die meisten Radfahrer, die Unfälle selbst verursachten, in der Gruppe der 10- bis 17-Jährigen zu finden.

Jugendliche Fußgänger verursachen meiste Unfälle

Bei den Fußgängern ist es fast genauso: Die meisten Unfälle, die von Fußgängern verursacht wurden (etwa durch unachtsames Betreten von Straßen oder Radwegen), gingen gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil von den 10-17-Jährigen aus. Im vergangenen Jahr lag die Quote bei 0,48 pro 1000 Einwohner. Bei den Kindern bis neun Jahren waren es lediglich 0,27.

Die Quote sinkt von der Gruppe der 18–24-Jährigen an kontinuierlich mit zunehmendem Alter. Erst bei den Hamburgern, die 75 Jahre oder älter sind, steigt sie wieder leicht an, auf 0,21. Dasselbe Bild zeigt sich bei den zwischen Jahresbeginn und Ende April von der Polizei erhobenen Daten.

Autofahrer verursachen insgesamt bei weitem meiste Unfälle

In absoluten Zahlen wurden dabei im Jahr 2018 laut Senatsstatistik deutlich mehr Unfälle von Autofahrern als von Radfahrern oder Fußgängern verursacht. Fast 42.000 Unfälle, bei denen Autofahrer Hauptverursacher waren, führt die Tabelle auf. In absoluten Zahlen hat dabei die Gruppe der 25–34-Jährigen mit 8848 die meisten Unfälle verursacht, gefolgt von den 35-44-Jährigen (7843).

Dagegen registrierte die Polizei im vergangenen Jahr gerade einmal etwas mehr als 1200 Unfälle, die von Radfahren verursacht wurden. In absoluten Zahlen waren auch hier die 25–34-Jährigen mit 236 Unfällen am stärksten vertreten, gefolgt von den 10–17-Jährigen mit 218.

Fußgänger waren 2018 insgesamt etwa mehr als 500-mal Hauptverursacher von Verkehrsunfällen. Auch hier lagen die 25–34-Jährigen in absoluten Zahlen an der Spitze – mit 81 Fällen. Es folgten die 45–54-Jährigen (71 Unfälle).

CDU fordert bessere Radverkehrsförderung

„Die Zahl der Verkehrsunfälle in Hamburg war im vergangenen Jahr erfreulicherweise leicht rückläufig. Leider hat dafür die Zahl der verletzten Menschen im Hamburger Straßenverkehr 2018 zugenommen“, sagte CDU-Verkehrspolitiker Dennis Thering. „Besonders erfreulich ist, dass die Quote der jungen Autofahrer, die Hauptverursacher eines Autounfalls waren, den niedrigsten Stand erreicht hat. Bei den 65 bis 74 Jahre alten Autofahrern sehen wir ebenfalls eine rückläufige Quote. Unterm Strich kann man feststellen, dass mit zunehmendem Alter die Zahl der verursachten Autounfälle abnimmt.“

Einen ähnlichen Effekt könne man bei Fahrradfahrern und Fußgängern feststellen. „Besorgniserregend ist allerdings, dass die Zahl der verursachten Fahrradunfälle in der Altersklasse von 10–17 Jahren massiv zugenommen hat und sogar einen neuen Rekordwert erreicht hat“, so Thering. „Hier zeigt sich, dass die zum Teil chaotischen Radverkehrsführungen in Hamburg besonders den Kindern und Jugendlichen zu schaffen machen. Hier muss jetzt ein schnellen Umdenken bei SPD und Grünen bei der Radverkehrsförderung einsetzen.“

CDU will "Bündnis für sichere Schulwege"

Die CDU wolle die Zahl der Verkehrslehrerstellen bei der Polizei deutlich erhöhen, so der Bürgerschaftsabgeordnete. Zudem fordere seine Partei, „dass bei allen Straßenbaumaßnahmen vorgeschaltete Sicherheitsaudits durchgeführt werden“. Zudem plädiere die CDU dafür, dass in allen Bezirken „ein Bündnis für sichere Schulwege ins Leben gerufen“ werde, so CDU-Politiker Thering.

„Klar ist für uns auch auch, dass Radfahrer auf gut ausgebauten Fahrradwegen abseits der Hauptverkehrsstraßen fahren müssen und nicht länger auf viel zu schmalen Fahrradstreifen neben 40-Tonnern.“