Hamburg. Polizei hat Anhaltspunkte, dass hinter der Vandalismusserie kein Anwohner steckt, sondern Konkurrenz unter Valet-Parkservice-Firmen.
Nach der mutwilligen Beschädigung von 219 Autos rund um den Hamburger Flughafen hat die Polizei einen ungeheuerlichen Verdacht. Der Konkurrenzkampf unter Anbietern von Park-Dienstleistungen („Valet Parking“) könnte Hintergrund der Beschädigungen sein. Es gibt zahlreiche Indizien, die diese These der Ermittler stützen.
So fällt auf, dass bis auf zwei Fahrzeuge ausschließlich Wagen auswärtiger „Urlaubsparker“ beschädigt wurden. Es sind bislang auch nur Autos außerhalb der Anwohnerparkzonen östlich des Flughafens betroffen. Offenbar kannten sich der oder die Täter sehr genau mit diesen Gegebenheiten aus.
Zudem waren auffallend viele Autos mit ausländischen Kennzeichen unter den beschädigten Fahrzeugen. „Es ist schon komisch, dass Dänen, die ja keine Ortskenntnis haben dürften, geballt in einem Gewerbegebiet ihre Fahrzeuge abstellen“, sagt ein Polizeibeamter. Deswegen haben die Ermittler den Verdacht, dass diese Urlauber ihre Autos dort gar nicht selbst geparkt haben, sondern einen Parkservice in Anspruch genommen haben.
Ermittlung der Täter gestaltet sich schwierig
Die Polizei hat allerdings nur eingeschränkte Möglichkeiten, die Täter zu ermitteln. Denn bei der mutwilligen Beschädigung oder Zerstörung von Sachen Dritter handelt es sich „nur“ um eine Sachbeschädigung. Damit ist es keine sogenannte Katalogstraftat, bei der die Polizei mehr Möglichkeiten bei der Fahndung, wie Telefonüberwachung Verdächtiger, hätte. So ist man vor allem auf Zeugenaussagen oder Videoaufnahmen angewiesen, die Überwachungskameras aufgenommen haben.
Dass möglicherweise Konkurrenten hinter den Sachbeschädigungen stecken, kann sich Florian K., Mitarbeiter eines Unternehmens, das Valet-Parken anbietet, gut vorstellen. „Die Konkurrenz ist groß, jeder kann diesen Service anbieten. Das ist natürlich ein Tummelplatz für schwarze Schafe“, sagt er. Und auch das: „In der Branche wird mit harten Bandagen gekämpft."
Seriöse Anbieter haben eigene Parkflächen – andere parken irgendwo
Tatsächlich nutzen viele Flugreisende den Parkservice. Dabei fährt man mit seinem Fahrzeug am Flughafen vor und übergibt den Wagen an einen Mitarbeiter des jeweiligen Serviceunternehmens. Der fährt, so wird es jedenfalls versprochen, den Wagen auf einen „sicheren Parkplatz“. Kommt man zurück, wartet der Servicemitarbeiter schon mit dem Fahrzeug vor dem Terminal.
Seriöse Anbieter würden tatsächlich Parkflächen vorhalten, die umzäunt und bewacht sind. Andere nutzten einfach öffentliche Parkplätze in der weiteren Umgebung, um dort die Autos kostenlos abzustellen. „Die können dann Dumping-Preise machen. Viele Urlauber fallen darauf rein,“, sagt der Insider.
Leer gefahrene Tanks und ungewöhnliche Kilometerstände
Wenn es ganz schlecht läuft, wird der Wagen sogar missbräuchlich benutzt. „Man braucht gerade in Urlaubszeiten viel Personal, um die Fahrzeuge zu bewegen. Die Nachfrage ist sehr groß. Da sind einige Unternehmen auch nicht wählerisch bei der Auswahl ihrer Mitarbeiter“, so Florian K.. „Viele Anbieter bekommen es nicht einmal organisatorisch hin, ihre Kunden zufrieden zu stellen. Regelmäßig kommen Fälle vor, bei denen Fluggäste versetzt werden und nicht rechtzeitig vor dem Terminal ihren Wagen los werden, oder sie müssen auf der Rückreise nach der Ankunft lange auf ihren Wagen warten."
Tatsächlich finden sich in Bewertungsportalen viele Geschichten, die diese Aussagen untermauern. Darin wird von Seitenstraßen berichtet, in denen das eigene Auto vor der Wohnung eines Mitarbeiters des „Service-Unternehmens“ entdeckt wurde. Auch von Kratzern im Lack und an den Scheiben, Beulen im Blech, ungewöhnlichen Kilometerständen, leer gefahrenen Tanks, schlampigen Fahrzeugübergaben oder unfreundlichem Personal ist zu lesen. Und selbst von Drohungen, wenn man bei Unstimmigkeiten die Polizei hinzuziehen will.