Hamburg. Aus dem Rathaus heißt es, die umtriebigen Naturschützer lieferten keine konkreten Vorschläge und behinderten nur die Politik.
Die Stimmung zwischen Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und dem Umweltverband BUND ist offenbar nicht besonders gut. Seit Monaten bemüht sich der BUND nach eigenen Angaben um ein Gespräch mit Tschentscher zum Thema Klimaschutz. Der aber möchte derzeit nicht mit den umtriebigen Naturschützern sprechen.
„Aus zeitlichen Gründen“ könne der Senatschef ein Gespräch nicht einrichten, heißt es in einem formalen Brief aus dem Planungsstab an die Hamburger BUND-Vorsitzende Maren Jonseck-Ohrt und Landesgeschäftsführer Manfred Braasch. Aus dem Rathaus ist allerdings auch zu hören, dass der BUND „ganz unten auf der Gesprächswunschliste des Bürgermeisters“ stehe. Aus Sicht Tschentschers mache der BUND keine konkreten Vorschläge in Sachen Klimaschutz, sondern behindere die Politik lediglich.
BUND fragte schon im März nach
Der BUND zeigte sich verwundert über die Absage. Während eine große Mehrheit der Bürger in Deutschland mehr Klimaschutz wolle und zigtausend vor allem junge Menschen dafür auf die Straße gingen, lasse Tschentscher „durch eine Referentin übermitteln, er habe keine Zeit, mit dem BUND Hamburg über die Klimakrise zu sprechen“. Dabei habe der BUND bereits im März nach einem Termin gefragt, um sich über zentrale Punkte des Klimaschutzes in Hamburg mit dem Regierungschef auszutauschen.
„Wir haben ganz bewusst Bürgermeister Tschentscher um ein Gespräch gebeten, um etwas Konkretes von ihm zu hören“, sagte BUND-Chef Braasch am Freitag. „Bislang hatte der Bürgermeister kaum eine Gelegenheit ausgelassen, medienwirksam die Bedeutung des Klimaschutzes zu betonen, war aber nie ins Detail gegangen."
Verweigert sich Tschentscher der Debatte?
Aus Sicht des BUND Hamburg unternehme die Hansestadt aber bisher „deutlich zu wenig vor dem Hintergrund der Klimakrise“. Die Einsparziele bis 2030 seien „wenig ambitioniert und selbst diese werden gerissen“. Im Verkehrssektor siegen die CO2-Emissionen sogar wieder, es gebe „kein Verkehrskonzept, das den Klimaschutz ernsthaft mitdenkt“.
Die „gesamte dezentrale Wärmeversorgung der Stadt“, die 80 Prozent des Energieeinsatzes im diesem Sektor ausmache, sei „klimapolitisches Brachland“. Der Kohleausstieg in der Fernwärme komme 2030 „deutlich zu spät und der klimaschädliche Flugverkehr ab Hamburg nimmt ständig zu“. Zugleich werde „die Industrie der Hansestadt auf der Basis von Freiwilligkeitserklärungen aus der Pflicht entlassen, die notwendigen CO2-Einsparungen zu leisten“, so Braasch.
„Hamburg braucht keinen Bürgermeister, der nur redet, sich aber der Debatte verweigert.“ Tschentscher müsse „seine Vorstellungen konkretisieren und vor allem den Schulterschluss mit gesellschaftlichen Akteuren suchen, die die Klimakrise ernsthaft meistern wollen.“ Dazu sei der BUND bereit.