Hamburg. Bitte um Entschuldigung für den Shitstorm, dem die Braun-Brüder ausgesetzt waren. Klärendes Gespräch in Schleswig-Holstein.
Friedensgipfel im „Bauernkrieg“: Erst hagelte es massive Kritik der Landwirte an der Fotokampagne des Hamburger Miniatur Wunderlandes zur Massentierhaltung. Jetzt aber gab es auf dem Bauernhof Barslund in Sillerup im Norden Schleswig-Holsteins ein erstes klärendes Gespräch zwischen Gerrit Braun, Geschäftsführer des Miniatur Wunderlandes, Landwirten und Vertretern des schleswig-holsteinischen Bauernverbandes.
Der Bauer entschuldigt sich
„Es war ein Gespräch auf Augenhöhe“, sagte Frederik Braun, ebenfalls Geschäftsführer des Miniatur Wunderlandes, am Freitag dem Abendblatt. Und Bauer Thomas Andresen vom Hof Barslund betont: „Ich habe mich für den von vielen Bauern im Netz angeschlagenen Ton entschuldigt. Ich will mich da selbst nicht ausnehmen, auch das war nicht in Ordnung! Am Ende des Tages waren wir beide zufrieden etwas mehr Verständnis für den gegenüber erlangt zu haben.“
Drei Stunden langes Gespräch
Gerrit Braun hatte anfangs damit gerechnet, dass der Shitstorm nun auch auf dem Bauernhof weiter geht, wo Milchkühe, Schweine, Schafe, Hühner und Wasserbüffel leben. Doch dann kam offenbar ein sinnvolles Gespräch in Gang, das per Video dokumentiert wurde. Die Braun-Brüder wollen das drei Stunden umfassende Material am Wochenende sichten und zu einem 30-minütigen Film kürzen. Er soll dann im Internet als Denkanstoß verbreitet werden.
Außerdem plant das Miniatur Wunderland für die kommende Woche ein neues Miniatur-Modell, das die Auseinandersetzungen der vergangenen Tage mit einem Gegenstand symbolisieren soll. Weitere Einzelheiten wollte Frederik Braun nicht verraten.
Einig sind sich Landwirte und die Kritiker der Massentierhaltung darin, dass die Verbraucher in ihrem Konsumverhalten über die Zukunft und die Ausrichtung der Landwirtschaft mitentscheiden. Auch die Rolle der Lebensmittelkonzerne wird von beiden Seiten kritisch bewertet.
95 Prozent positive Bewertungen
Die Reaktionen auf die Fotokampagne im Miniatur Wunderland waren allerdings zum überwiegenden Teil positiv. Frederik Braun: „Zwei Millionen Menschen haben unseren Facebock-Post gesehen, und rund 95 Prozent haben ihn positiv ‘gelikt’.“
Mit drastischen Bildmotiven setzt das Miniatur Wunderland in der Speicherstadt – nach einem Ranking der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) Deutschlands beliebteste Touristenattraktion – seit kurzem ein Zeichen für eine Wende im Tierschutz: Nackte Frauen an Melkmaschinen, Förderbänder, die gerade geborene Babys zu einem Schredder transportieren: Solche schwer zu ertragenden Motive sind in der Ausstellung zu sehen, die immer wieder klar Stellung zu aktuellen Themen der Gegenwart wie die „Trump“-Mauer zwischen den USA und Mexiko bezieht. „Wir haben in ein Wespennest gestochen“, sagt Frederik Braun.