Hamburg. “Eitel, hässlich, unsinnlich“: Der „Neue Zürcher Zeitung“-Autor rechnete mit der Hansestadt ab. Was sagen die Hamburger dazu?
Hamburg sei „eitel, hässlich, unsinnlich“: So hart hatte der Korrespondent Marco Maurer in der „Neuen Zürcher Zeitung“ mit seiner Wahlheimat abgerechnet. Was sagen die Hamburger dazu? Das Abendblatt dokumentiert eine Auswahl der Reaktionen auf das Maurer-Interview, das in der Donnerstag-Ausgabe erschienen ist:
In der (Über-)Pointierung steckt schon viel Wahres über die Sozialpsychologie der Stadt. Vieles ist unterkritisch im Anspruch: die Kultur, die Wissenschaft. Das lässt wenig Kosmopolitisches zu, das gerade vom Anspruch auf Relevanz und Avantgarde lebt und gleichzeitig etwas Cooles versprüht.
Henning Vöpel, Direktor HWWI
Gratulation zu diesem Interview. Herr Maurer hält uns Hamburgern zu Recht einen kritischen Spiegel vor das Gesicht. Es bedarf erst eines unverdächtigen Zeugen, der zu Recht feststellt, der einzig wirkliche international bedeutende Weltmaßstab Hamburgs ist der Hafen. Dieses Potenzial sollten wir weiterentwickeln.
Gunther Bonz, Unternehmensverband Hafen Hamburg
Manchmal ist eine schlechte Presse besser als gar keine Nachricht! Die Leserinnen und Leser der „Neuen Zürcher Zeitung“ sind eingeladen, sich von der „Hässlichkeit“ unserer Stadt zu überzeugen.
Norbert Aust, Vorstandsvorsitzender Tourismusverband Hamburg e. V.
Bitte nicht über jedes Stöckchen springen. Wer ist schon Marco Maurer? Dann doch lieber manchmal protestantisch nüchtern als heuchelnd katholisch. Jochen Freitag, 22147 Hamburg
Ich fand die Aussagen des NZZ-Korrespondenten ganz wunderbar – manche polemische Äußerung hat mich zum herzhaften Lachen gebracht, haben sie doch zu großen Teilen schlicht den Nagel auf den Kopf getroffen: Hamburg ist – allen gegenteiligen Beteuerungen, auch des Abendblatts, zum Trotz – keine Weltstadt. Das wusste schon Karl Lagerfeld, indem er bemerkte „Hamburg ist das Tor zur Welt, aber nicht die Welt.“ Hamburg ist ganz sicher auch keine wirklich sinnliche oder gar menschliche Stadt. Das manifestiert sich immer wieder, nicht zuletzt durch den aus meiner Sicht „tötesten“ zentralen Platz einer europäischen Stadt, den Rathausmarkt.
Achim Lotz, Hamburg
Lieber Herr Maurer, da aus Ihrer Sicht Hamburg und seine Bürger kaum erträglich für Sie sind, ein kleiner Tipp, der aus der Schweiz kommt: Keiner hat Sie gebeten, hierher zu kommen (oder zu bleiben). Verlassen Sie doch einfach unsere schöne Stadt, die sicherlich nicht perfekt ist, so wie anscheinend Sie. Aber wir bringen es auch gern auf den Punkt: Selten so einen Blödsinn gelesen wie Ihre Aussagen über Hamburg. Aber wir Hamburger sind tolerant. In Hamburg sagt man Tschüs, das heißt nicht immer „Junge, komm bald wieder“.
Thorsten Schmatz, 22339 Hamburg
Der Mann hat eine Meinung, die kann er gut begründen, und sie sei ihm unbenommen. Andere haben eine andere Meinung. Die können sie im Idealfall auch gut begründen. Die Menschen, die als Wahlhamburger freiwillig hier leben, tun das, weil sie es mögen. So verhält es sich wohl auch mit den allermeisten Wahlmünchnern. Und wem es in den jeweiligen Städten nicht gefällt, der darf ja umziehen. Es ist ein freies Land. Das jeweils Beste aus mehreren Metropolen in einer zu vereinigen wird sich glücklicherweise nicht verwirklichen lassen. Die dann entstehende Einförmigkeit wäre unerträglich. In den Fußgängerzonen der Städte kann man schon einen Eindruck davon bekommen. Hamburg hat Defizite, ohne Zweifel. Aber wer hat die nicht?
Andreas Kaluzny
Warum haben Sie mit diesem Herrn Maurer, von dem ich noch nie etwas gehört habe, über Hamburg gesprochen? Damit sich einmal wieder ein Süddeutscher, der das Klima nicht mag und der daraus folgenden Architektur nichts abgewinnen kann, über Hamburg verbreitet? Ich bin als Kind einer Hamburgerin im ebenso schönen wie provinziellen Wiesbaden geboren und aufgewachsen. Eine unzerstörte Stadt des Klassizismus und Historismus, inklusive plüschigen Cafés, Straßenlokalen, gepflegten Parks und breiten Platanenalleen. Mit einem wunderbar milden Klima, wo entweder Winter (da Mittelgebirge) oder schwüler Sommer (da Kessellage) ist. Die Wiesbadener sind allerdings traditionell eher unfreundlich. Diese schöne Stadt habe ich nach dem Studium für immer verlassen, um in die Heimat meiner Mutter „zurückzukehren“. Als gelernte Alstertalerin, die es nach Rahlstedt verschlagen hat, ärgere ich mich immer wieder, dass Hamburg für viele Journalisten scheinbar nur aus Außenalster, Eppendorf und Schanze besteht. Eppendorf ist wie Wiesbaden 2.0, nur leider weniger gepflegt, da würden mich keine zehn Pferde hinkriegen. Normale Hamburger, die nicht in den In-Stadtteilen leben, lieber im eigenen Garten sitzen und sich dem Klima entsprechend unauffällig kleiden, sind ja auch uninteressant. Dass Hamburg sich in vielen Dingen noch in den 80er-Jahren befindet, kann allerdings nur jemand behaupten, der diese Zeit nicht bewusst erlebt hat.
Ute Hinz
Was ist denn das für eine Type? Der soll mal nach Dithmarschen fahren, dann weiß er, was wortkarg ist.
Steffi Fee, via Facebook
Ich liebe unsere Stadt, ich liebe unsere Macken, unseren Stil, unsere Diskretion, unsere Herzlichkeit, unsere Direktheit, unseren Humor. Ich bin selig, dass ich in dieser Stadt leben darf! Wenn es Provokation war, dann war sie schlecht geschrieben, wenn er es wirklich so meint, dann gute Reise – oder neue Brille zum besseren Hinsehen!
Jutta Paul, via Facebook