Hamburg. Scharfe Kritik von Landwirten an der Hamburger Touristen-Attraktion reißt seit Tagen nicht ab. Ein Vorwurf lautet: Doppelmoral.
Die massiven Proteste der Landwirte gegen die umstrittenen Tierschutz-Plakate im Miniatur Wunderland dauern an und setzen die Geschäftsführer Frederik und Gerrit Braun erheblich unter Druck. „Noch nie haben wir so in ein Wespennest gestochen, dass wir plötzlich die geballte Wut eines mächtigen Verbandes zu spüren bekommen“, sagte Frederik Braun am Dienstag dem Hamburger Abendblatt. „Wir diskutieren inzwischen, aufgrund der schweren Vorwürfe der Landwirte alle tierischen Produkte aus unserem Gastronomie-Angebot komplett auf Bio umzustellen.“
Miniatur Wunderland wirbt mit drastischen Bildern
Mit drastischen Bildmotiven setzt das Miniatur Wunderland in der Speicherstadt – nach einem Ranking der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) Deutschlands beliebteste Touristenattraktion – seit kurzem ein Zeichen für besseren Tierschutz.
Nackte Frauen an Melkmaschinen, Förderbänder, die gerade geborene Babys zu einem Schredder transportieren: Solche schwer zu ertragenden Motive sind in der Ausstellung zu sehen, die immer wieder klar Stellung zu aktuellen Themen der Gegenwart wie die „Trump“-Mauer zwischen den USA und Mexiko bezieht.
Frederik Braun: "Seit vier Nächten nicht geschlafen"
Seit das Abendblatt darüber berichtet hat, reißt der Shitstorm von Landwirten nicht ab. Ein Vorwurf lautet: Doppelmoral. Denn die Gastronomie des Miniatur Wunderlandes bietet neben veganen Gerichten auch Bockwurst und Currywurst an. Frederik Braun: „Bedauerlicherweise haben sich viele Landwirte nun seit gestern auf unsere Speisekarte eingeschossen. Insgesamt ist es schon extrem, welcher Wut wir ausgesetzt sind.“
Bis zu einem gewissen Grad sei das verständlich, aber hier würden teilweise Grenzen überschritten, klagt der Geschäftsführer. Er selbst gerät mit dieser massiven Kritik an die Grenze des Erträglichen: „Ich habe vier Nächte lang nicht geschlafen.“ Was ihn allerdings Mut mache, sei die breite Unterstützung in der Bevölkerung für die Tierschutz-Aktion im Miniatur Wunderland.
Billigfleisch im Miniatur Wunderland?
Tatsächlich verkauft das Miniatur Wunderland Currywurst aus konventioneller Tierhaltung zum Preis von 3,50 Euro und Schnitzel aus industrieller Fleischproduktion für 4,50 Euro. Geschäftsführer Braun: „Es gibt sie, die böse Currywurst aus normalem Fleisch. Wenigstens aus Deutschland, das war uns schon immer wichtig, aber es ist neben der Bockwurst das billigste Fleisch im Miniatur Wunderland.“
Alternativ können die Gäste Bio-Currywurst und Bio-Schnitzel kaufen (Bioland). Der Aufpreis beträgt nur einen Euro, subventioniert vom Miniatur Wunderland. Doch nicht mal zehn Prozent der Gäste seien bereit, einen Euro mehr für das Bioprodukt zu zahlen, sagt Braun.
Infos am Tresen
Mit einem Schild am Verkaufstresen werden die Käufer über die Auswahlmöglichkeit informiert. „Sie entscheiden, welche Art der Landwirtschaft wir in Zukunft haben“, steht auf der Tafel. „Mit diesem Schild wollen wir dem Gast ins Gewissen reden“, sagt Frederik Braun, der nach den massiven Vorwürfe daran zweifelt, ob das reicht. „Wir erwägen jetzt, neben unseren veganen Gerichten wie Pasta mit Thai-Kokos-Currysauce oder Ofenkartoffel mit Salat und Olivenöl ausschließlich Bio-Fleisch zu verkaufen.“
Dennoch bleibe bei ihm das Gefühl, dass „Verbote eigentlich keine Handlungsänderung erzeugen“. Bereits vor zwei Jahren hatte das Miniatur Wunderland verstärkt Bio-Produkte ins Sortiment aufgenommen.