Hamburg. Lkw-Fahrer klappern auf zwei Rädern Hamburger Unfallstellen ab. Die ADFC-Aktion soll sie für Gefahren im Alltag sensibilisieren.
Die Frau von Mathieu Ewado hätte an diesem schönen Sonnabend sicher etwas für die Familie vorbereitet. Aber diesmal muss sie auf ihren Mann verzichten. Der Trucker schwingt sich lieber auf ein Fahrrad. Als Perspektivwechsel. Auch 20 seiner Kollegen machen mit.
Alle sind Lastwagenfahrer, die sich freiwillig an der Aktion beteiligen, die der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) zusammen mit dem Verband Straßengüterverkehr und Logistik Hamburg sowie dem Unternehmen Remondis und der Spedition Zoder auf die Beine gestellt hat. „Ich finde es gut und will mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen“, sagt Ewado.
ADFC: Perspektivwechsel müsste Pflicht werden
Es geht um Bewusstsein für die Situation des anderen Verkehrsteilnehmers. Klar, Brummi-Fahrer als die „Stärkeren“ im Straßenverkehr sind in der Pflicht. Deshalb würde Jens Deye, Vorstandsmitglied beim ADFC Hamburg, auch gern den „Perspektivwechsel“ zum Bestandteil der Fahrerausbildung beim Lkw-Führerschein machen. „Lkw-Fahrende müssen die spezifischen Unfallrisiken auf Radfahrende kennen.“
Die Trucker treten an diesem heißen Sonnabend in die Pedale, um das „Fahrradfahrer-Feeling“ auf einer 18 Kilometer langen Strecke zu erleben. Sie machen Zwischenstopps an Unfallstellen, bei denen Fahrradfahrer zu Schaden kamen, um in ihrem Alltag am Steuer sensibilisiert zu werden.
Zuletzt war vor zwei Wochen ein 52 Jahre alter Fahrradfahrer in der Nähe des Hotels Bellevue an der Alster von einem Lkw tödlich erfasst worden. Daraufhin hatten sich tags darauf rund 80 Personen zu einer Mahnwache am Unfallort getroffen.