Hamburg. Gewerbetreibende sammeln Unterschriften auf St. Pauli. Der Anblick für Touristen und Probleme mit Betrunkenen seien Anlass.

Es ist ein drastischer Vorstoß im Streit um billigen Alkohol auf dem Kiez: Mit einer Petition setzen sich Gewerbetreibende offenbar dafür ein, dass das Trinken auf der Straße im Bereich der Reeperbahn verboten werden soll. Peter Kämmerer von der Interessengemeinschaft St. Pauli bestätigte auf Anfrage, dass dafür „bereits seit geraumer Zeit“ Unterschriften gesammelt würden. Zuerst hatte die „Bild“ über die Petition berichtet.

Dem Bericht zufolge habe der Betreiber des Imbisses „Danmark Snack“ an der Ecke Reeperbahn / Talstraße die Unterschriftensammlung begonnen. Er sorge sich demnach um den Anblick des Kiezes für Touristen und Probleme durch Betrunkene entlang der Gehwege. Viele namhafte Gewerbetreibende, darunter das Schmidt-Theater und die Fast-Food-Anbieter McDonald’s und Pizza Hut hätten die Petition bereits unterschrieben. Um das Alkoholverbot im öffentlichen Raum durchzusetzen, wäre voraussichtlich eine Gesetzesänderung durch die Bürgerschaft nötig.

Billiger Alkohol bedrohe "Kultur des Viertels"

Der Betreiber des Imbisses „Danmark Snack“ war am Dienstag dazu für das Abendblatt nicht zu erreichen. Der Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD) sagte auf Anfrage, bislang seien keine Unterschriften beim Bezirksamt abgegeben worden. Droßmann hatte in den vergangenen Jahren wiederholt und scharf kritisiert, dass vor allem der Verkauf von billigem Alkohol an Kiosken auf St. Pauli die Existenz von Clubbetreibern und „die Kultur des Viertels“ bedrohe. Seine Vorstellung lautete jedoch, nicht das Trinken im öffentlichen Raum per se, sondern den Verkauf von Alkohol an den Kiosken zeitweise zu verbieten.

Bereits vor mehr als einem Jahr hatten sich auch die Regierungsfraktion von SPD und Grünen in der Bürgerschaft und die Innenbehörden dem Thema angenommen. Es würden die rechtlichen Möglichkeiten für ein Verbot geprüft, hieß es damals. Bislang liegen allerdings keine konkreteren Überlegungen oder gar ein Gesetzentwurf dazu vor. Der Bezirksamtsleiter Falko Droßmann wollte sich dazu am Dienstag nicht äußern.

Die Interessengemeinschaft St. Pauli, die mehr als 180 Gewerbetreibende im Viertel vertritt, will sich dem neuen Vorstoß nicht anschließen. „Das würde sich sehr stark gegen Obdachlose richten“, sagte Peter Kämmerer. Der Verband fordert jedoch ebenfalls striktere Regelungen für Kiosk-Betreiber.