Hamburg. Lutz Marmor will nicht wieder für den Posten kandidieren. Er begründet diesen Schritt mit seinem Alter. Vertrag läuft im Januar aus.
Wechsel an der NDR-Spitze: Intendant Lutz Marmor wird sein Amt im Januar 2020 aufgeben. Er werde nicht für eine weitere Amtszeit kandidieren, sagte er am Mittwoch gegenüber Mitarbeitern im Landesfunkhaus Hamburg. Zu der Veranstaltung waren auch Mitarbeiter anderer Funkhäuser zugeschaltet.
Im Gespräch mit dem Abendblatt begründete er diesen Schritt mit seinem Alter. Wenn er sich noch einmal zur Wahl stellen würde, wäre er am Ende seiner dann dritten Amtszeit schon fast 72 Jahre alt, sagte er. Er habe sich jedoch eine verkürzte zwei- oder dreijährige Amtszeit vorstellen können. Dies sehe der NDR-Staatsvertrag aber nicht vor, weshalb dieser Vorschlag von den Gremien des Senders abgelehnt worden sei.
Lutz Marmor bleibt in Hamburg
Noch im Dezember hatte Marmor dem Abendblatt gesagt, er halte sich eine weitere Amtszeit „offen“, und auf Verwaltungs- und Rundfunkrat seiner Anstalt verwiesen. Was er nach dem Ende seiner Amtszeit genau machen wird, weiß der gebürtige Kölner noch nicht. „Et kütt, wie et kütt“ (Es kommt, wie es kommt), sagte er in der Mundart seiner Heimat. Klar ist bisher nur, dass Marmor in Hamburg bleibt.
Bereits am Freitag wird der Verwaltungsrat dem Rundfunkrat einen Kandidaten für die Nachfolge Marmors vorschlagen. Wie es in Senderkreisen heißt, wird es wohl auf den langjährigen Hörfunkdirektor Joachim Knuth hinauslaufen. Erst kürzlich war Knuth zum stellvertretenden Intendanten gewählt worden. Er wird dieses Amt auch erst am 1. Juli antreten. Der 60 Jahre alte Journalist ist nur fünf Jahre jünger als Marmor.
RBB-Intendantin will nicht zum NDR
Gerüchte, dass Lutz Marmor nicht mehr für eine volle Amtszeit zur Verfügung steht, gab es schon lange. Für diesen Fall war in Senderkreisen RBB-Intendantin Patricia Schlesinger als Wunschkandidatin für dessen Nachfolge genannt worden. Doch die Journalistin, die einst im NDR Karriere machte, steht für den Posten nicht zur Verfügung.
Machten sich die NDR-Gremien noch im März Hoffnungen, Schlesinger umstimmen zu können? Anders ist kaum zu erklären, dass der Rundfunkrat damals Hörfunkdirektor Joachim Knuth nur zum stellvertretenden Intendanten wählten. Nun wird der 60-Jährige, der vermutlich lediglich eine Amtszeit amtieren wird, wohl Marmors Nachfolger.
Andrea Lütke könnte stellvertretende Intendantin werden
Gute Chancen, seine Stellvertreterin zu werden, hat Andrea Lütke, die designierte Direktorin des Landesfunkhauses Niedersachsen. Aus Gründen des Geschlechter-Proporzes sollte die Nummer zwei des Senders eine Frau sein, wenn der Intendant ein Mann ist. Da stellvertretende NDR-Intendanten Direktoren seien müssen, ist die Zahl der Kandidatinnen überschaubar. Verwaltungsdirektorin Angela Böckler und die Chefin des Landesfunkhauses Mecklenburg-Vorpommern, Elke Haferburg, gehen in den Ruhestand. Außer Lütke bliebe nur noch die Hamburger Funkhaus-Direktorin Sabine Rossbach. Doch gleich zwei Hamburger an der Spitze der Vier-Länder-Anstalt sind wohl kaum durchsetzbar.
Marmor war 2008 an die Spitze des NDR gekommen. Er galt als ein Mann des Ausgleichs. Von 2013 bis 2015 war der heute 65-Jährige auch ARD-Vorsitzender. In dieser Zeit versuchte er vergeblich, den damals schwelenden Streit zwischen Zeitungsverlagen und der ARD beizulegen, bei dem es um presseähnliche Texte der Anstalten im Netz ging.