Hamburg. Neubau kostet 58 Millionen Euro – deutlich mehr als eine Sanierung. Warum sich der Sender dennoch für diese Lösung entschieden hat.
Das nach Asbestfunden geschlossene NDR-Hochhaus in Hamburg-Lokstedt wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Wie der Norddeutsche Rundfunk mitteilte, folgte der Verwaltungsrat in seiner Sitzung am Freitag einer entsprechenden Empfehlung von Intendant Lutz Marmor.
Das neue Funktionsgebäude soll nun an anderer Stelle auf dem Lokstedter Betriebsgelände errichtet werden. Es wird nach Angaben des Senders in etwa die gleiche Nutzfläche aufweisen wie das alte Hochhaus. Die Zeitdauer für Planung, Genehmigung und Bau ist mit etwa vier Jahren veranschlagt. Parallel dazu kann der aufwendige Rückbau des 1975 erbauten Hochhauses erfolgen, in dem Ende 2018 bei Umbauarbeiten Asbestreste aus der Bauphase gefunden wurden.
Neubau wird acht Millionen Euro teurer als Sanierung
Die Kosten einer vollständigen Kernsanierung inklusive neuer Gebäudetechnik hätten laut NDR bei rund 50 Millionen Euro gelegen. Für die Alternative Neubau schätzt der Sender die reinen Baukosten auf voraussichtlich 46 Millionen, hinzu kommt der Aufwand für fachgerechten Abbruch des belasteten Hauses in Höhe von rund zehn Millionen Euro sowie die Abschreibung des Restbuchwerts des alten Gebäudes von etwa zwei Millionen Euro – zusammen 58 Millionen Euro.
Der Mehraufwand von acht Millionen Euro im Vergleich zur Sanierungsvariante bringt nach Einschätzung des NDR aber mehrere Vorteile mit sich, etwa eine deutlich längere künftige Nutzungsdauer und Erleichterungen beim Brandschutz sowie flexible Nutzungsmöglichkeiten, die das sehr schmale Altgebäude nicht bietet. Zudem wäre ein asbestsaniertes Hochhaus nicht zwingend völlig asbestfrei, da der Gefahrstoff außer an den bereits bekannten Stellen auch in Teilen des Rohbaus vorhanden sein könnte.
Neubau soll modernes Arbeiten ermöglichen
„Wir haben die uns vorgelegten Alternativen Kernsanierung versus Abriss und Neubau sorgfältig geprüft. In der Summe haben uns die Vorteile eines Neubaus überzeugt", sagte Ulf Birch, der Vorsitzende des Verwaltungsrats. "Er ist nicht nur wirtschaftlich die vernünftigste Lösung, er ist auch für die Beschäftigten eindeutig die überzeugendere Variante. Ein Neubau ermöglicht ihnen, unter zeitgemäßen Bedingungen zu arbeiten, und er bietet die Sicherheit vollständiger Asbestfreiheit."
Aus Sicht von NDR-Intendaten Lutz Marmor bedeutet „die ungeplante finanzielle Belastung" für den Sender zwar eine "zusätzliche Herausforderung". "Dennoch bin ich zuversichtlich, dass es uns gelingen wird, die laufende Beitragsperiode bis 2020 ausgeglichen abzuschließen. Dabei hilft uns, dass sich die Investition in einen Neubau über die Abschreibungen des Aufwands besser auf der Zeitachse verteilen lässt. Insgesamt ist der Neubau auch wirtschaftlich die beste Lösung." Um bereits in diesem Jahr mit den Baumaßnahmen beginnen zu können, hat der NDR dem Verwaltungsrat und dem Rundfunkrat einen Nachtragshaushalt für 2019 vorgelegt.