Hamburg . Carsten Ovens verliert Spitzenkandidatur in Niendorf an Parteifreundin. Kreischef Kruse soll Abwahl organisiert haben.

Herbe Niederlage für einen der bekanntesten Digitalpolitiker der Hamburger CDU: Die Partei will den Bürgerschaftsabgeordneten Carsten Ovens (37) nicht wieder als Spitzenkandidaten in seinem Wahlkreis Lokstedt/Niendorf/Schnelsen nominieren.

Bei einer Abstimmung im Ortsvorstand setzte sich die 47-jährige Silke Seif mit 13 zu 3 Stimmen gegen Ovens durch. Aus der Partei heißt es, der Eimsbüttler Kreischef und Hamburger CDU-Bundestagsabgeordnete Rüdiger Kruse habe dafür gesorgt, dass Ovens nicht wieder nominiert werde.

Opferte CDU-Kreischef anerkannten Fachpolitiker für eine eigene Mitarbeiterin?

Möglicher Hintergrund: Die jetzt nominierte Silke Seif ist eine enge Mitarbeiterin Kruses. Sie ist Geschäftsführerin der Einfal Changes GmbH, einer Tochtergesellschaft der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), deren Geschäftsführer Kruse selbst ist. So drängt sich der Eindruck auf, der CDU-Kreischef habe gezielt eine eigene Mitarbeiterin durchgesetzt und dafür einen anerkannten Fachpolitiker geopfert. Kruse selbst war am Freitag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Andere Verantwortliche dagegen berichten, Ovens werde vorgeworfen, er sei nicht mehr präsent genug im Wahlkreis, da er jetzt in Berlin arbeite. Deswegen habe man sich für eine Frau entschieden, die durchweg vor Ort sei.

Der langjährige Vorsitzende der Jungen Union in Hamburg ist derzeit in der Bürgerschaft für Wissenschaftspolitik und Digitales zuständig und kümmert sich zudem um gute Beziehungen Hamburgs zu Israel. Eine Möglichkeit hat Ovens noch: Er könnte versuchen, sich bei der entscheidenden Wahlkreismitgliederversammlung am 11. Juni auch gegen die Empfehlung des Ortsvorstandes durchzusetzen. Die Chance dafür gilt allerdings als gering.

Anmerkung: Der Artikel wurde nachträglich um zusätzliche Informationen ergänzt.