Hamburg. Initiative Schulcampus Lohsepark fürchtet Platzmangel wegen Wohnungsbaus. Fußballer des Störtebeker SV fordern Spielfeld.
„Wir finden es unerträglich, wie mit den Kindern und Jugendlichen aus der HafenCity und den umliegenden Stadtteilen umgegangen wird“, sagt Manfred Jürgensen. Seit zwölf Jahren kämpft der Präsident des Störtebeker SV für einen vernünftigen Fußballplatz auf dem 157 Hektar großen Areal, in dem irgendwann 14.000 Menschen in 7000 Wohnungen leben werden. „Der Platz wurde uns immer wieder versprochen, aber wir werden seit mehr als einem Jahrzehnt nur hingehalten.“ Am Dienstag demonstrierten rund 40 Kinder mit ihren Eltern und Trainern vor der Katharinenschule für einen geeigneten Trainingsplatz.
Lange haben sie beim Störtebeker SV geglaubt, dass sie in der HafenCity einen richtigen Fußballplatz bekommen würden, auf dem elf gegen elf spielen können. „Denkt man über Stadtentwicklung und Sport nach, ist die HafenCity leider das Negativbeispiel schlechthin“, hat Ralph Lehnert, Vorstandsvorsitzender des Hamburger Sportbundes, bereits vor einem Jahr gesagt. Geändert hat sich daran bis heute: nichts. „Aus kommerziellen Gründen“ sei ein regelkonformer Sportplatz verworfen worden. „Umgesetzt wurde dann ein Jugendspielfeld, das im Fußball aber nur bis zur D-Jugend bespielt werden kann.“
"Uns platzt allmählich der Kragen"
Doch auch dieses 9er-Feld für Kinder bis zwölf Jahren gibt es noch nicht. „Dieser Platz sollte eigentlich schon 2018 bespielbar sein, nun wird er wohl erst zur Saison 2020/21 fertig“, sagt Jürgensen. Das Problem: Im Januar haben sie in der Sporthalle wieder mit Kinder-Fußball angefangen, nun wollten sie draußen, sozusagen als kurzfristige Übergangslösung, auf dem Sportplatz Anckelmannplatz am Berliner Tor trainieren. „Durch das Sportreferat Mitte haben wir aber jetzt erfahren, dass wir mit den Kindern nicht auf dem Anckelmannplatz trainieren können, weil der Zustand des Platzes unzumutbar sei.“
Also suchte Jürgensen Hilfe beim Bezirksamtsleiter. „Wir hatten einen Termin mit Falko Droßmann, der uns helfen wollte, für die Kinder eine vorübergehende Sportanlage zu finden“, sagt Jürgensen. „Einen Tag vor dem Termin wurde uns abgesagt. Uns platzt allmählich der Kragen, wie die Verantwortlichen von HafenCity GmbH und Politik mit uns umgehen.“ Vor einem Jahr hatte auch HafenCity-Chef Jürgen Bruns-Berentelg gesagt: „Mittelfristig brauchen wir in der inneren Stadt mit HafenCity einen weiteren wettkampfgeeigneten Fußballplatz.“ Dieser könne „unter Berücksichtigung der Belange der Umwelt“ auf Entenwerder liegen. „Auch diese Pläne sind längst wieder vom Tisch“, sagt Jürgensen. Die Beteuerungen von Politikern und Stadtentwicklern, dass Kinder die Zukunft seien, empfindet er mittlerweile als blanken Hohn.
Bis zu 29 Millionen Euro sind für Stadtteilschule und Gymnasium vorgesehen
„Von einem richtigen 11er-Feld hätte schließlich auch der geplante Schulcampus am Lohsepark profitieren können“, sagt Jürgensen. Dort kämpft die Initiative Schulcampus gerade auch um mehr Platz für die Kinder und Jugendlichen. Und dafür, endlich in die Planungen für eines der größten Schulneubauprojekte Hamburgs einbezogen zu werden. Bis zu 29 Millionen Euro sind für Stadtteilschule und Gymnasium vorgesehen. Die Sorge von Eltern und Anwohnern: Der Platz für die Schüler könnte zusammenschrumpfen, weil auf den Flächen am Lohsepark nun auch auch Wohnungsbau vorgesehen ist.
„Wir fordern den Bezirksamtsleiter Falko Droßmann auf, umgehend einen Runden Tisch einzuberufen“, sagt Anja Kaufmann, Elternratsvorsitzende an der Katharinenschule. Sie kämpft gegen Pläne, dass ein Teil des 4000 Quadratmeter großen Schulhofes für die rund 1400 Schüler, wie schon bei der Katharinenschule, auf das Dach verlegt werden soll. „Um einen anregenden, grünen und vielfältigen Schulhof herzustellen, muss dieser ebenerdig angelegt sein.“ Auch die Nutzbarkeit durch die Menschen aus dem Quartier sei nur bei ebenerdiger Lage möglich. „Freiflächen auf dem Dach dürfen nur zusätzlich geschaffen werden.“
Hallen sollen barrierefrei zugänglich sein
Weitere Forderungen der Initiative: Die beiden Sporthallen der Campusschule sollen auch außerhalb der Schulzeiten von Vereinen und Sportgruppen genutzt werden können. „Die Hallen und Umkleiden müssen direkt von außen barrierefrei zugänglich sein.“ Sport und Bewegung seien nicht nur eine zentrale Anforderung an den Ganztagsbetrieb Schule. „Sie sind auch ein wichtiges Hilfsmittel bei der Inklusion und der Integration.“ Da für Jugendliche bislang in der HafenCity „keine Freizeitmöglichkeiten und Gestaltungsräume vorgesehen sind“, brauche es dringend Orte, „an denen die jungen Menschen unter sich sein können“. Diese Flächen könnten weder in den engen Innenhöfen der Wohnbebauung noch auf den versiegelten Promenaden oder in den öffentlich hochfrequentierten Grünanlagen verortet werden. Die Ideen der Initiative reichen von (mindestens drei) Proberäumen für Bands über selbstverwaltete Räume für Veranstaltungen und Konzerte oder ein Schülercafé bis hin zu einer Chill-out-Area.
Die Initiative beklagt, dass wichtige Akteure bisher nicht in den Planungsprozess einbezogen worden sind sowie die mangelnde Information der Öffentlichkeit und fragt: „Warum wurde das Thema Wohnungsbau nicht kommuniziert und droht jetzt zu einer Teilung des Baufeldes zu führen?“ Anja Kaufmann: „Der Runde Tisch soll jetzt eine Bürgerbeteiligung auf Augenhöhe garantieren.“