Hamburg. Die Tretroller könnten schon im Juni auf den Straßen unterwegs sein. SPD und Grüne wollen chaotische Zustände wie in Paris verhindern.

Mehr als 15.000 E-Scooter tummeln sich seit einem Jahr in den Straßen von Paris und sorgen dort für chaotische Zustände auf den Gehwegen. Nachdem der Bundesrat den Weg vergangene Woche freigemacht hat, könnten die Tretroller mit Elektromotor schon im Juni auch Hamburgs Straßen erobern. Ein Durcheinander, wie es an der Seine herrscht, will Rot-Grün an der Elbe aber verhindern. In einem Antrag wollen die Koalitionspartner Regeln für die Nutzung des neuen Verkehrsmittels einführen.

Um die E-Roller reibungslos in den öffentlichen Verkehrsraum einzufügen, soll der Hamburger Senat auf Antrag der Bürgerschaftsfraktionen von SPD und Grünen ein umfassendes Konzept entwickeln, mit dem Ziel, Umfang und Abwicklung von künftigen Sharing-Angeboten zu kontrollieren.

"Als Verkehrsmittel für die sogenannte 'letzte Meile' sind die wendigen Roller eine echte Chance für die moderne Mobilität in Hamburg", sagt Dorothee Martin, verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. "Ein Blick nach Paris, wo die Elektro-Tretroller schon zugelassen sind, zeigt uns allerdings auch, dass die Roller schnell zur Last werden können."

E-Roller: Paris führt Geldstrafe für Verstöße ein

Das Prinzip gängiger Anbieter ähnelt Verleihsystemen wie StadtRad oder Car2go: Fahrten mit den Rollern werden mit dem Mobiltelefon gebucht und wieder beendet. Häufig gibt es aber keine festen Abgabestationen, stattdessen können die Roller überall in der Stadt abgegeben werden.

Was praktisch für die Kunden ist, hat in Städten wie Paris und San Francisco zu einem Chaos aus abgestellten Rollern auf den Gehwegen geführt. Die Lage ist derart eskaliert, dass die französische Hauptstadt jetzt feste Stellplätze für die Roller einrichtet und eine Geldstrafe von 135 Euro für das Fahren auf Bürgersteigen einführen will.

Um dies zu verhindern, sollen Roller-Verleiher in Hamburg nach dem Willen von Rot-Grün zu Ausrüstungsstandards verpflichtet werden. So sollen sie der Stadt die Abstellorte der Flitzer mitteilen, sodass bei einer Häufung abgegebener Roller bestimmte Straßen für das Beenden des Ausleihvorgangs gesperrt werden können. Genügen Anbieter den vorgegebenen Standards, sollen Verleihsysteme auch in das "Switchh"-Angebot der Stadt integriert werden.

E-Roller auf Gehwegen sind in Deutschland verboten

Außerdem schlagen die Fraktionen vor, den Umgang mit dem neuen Verkehrsmittel über die laufende Kampagne "Hamburg gibt Acht!" zur Stärkung der gegenseitigen Rücksichtnahme im Straßenverkehr zu vermitteln. In Hamburg fahren Mitarbeiter auf dem privaten Gelände des Forschungszentrums Desy bereits seit einigen Wochen mit E-Scootern.

„Elektro-Roller werden das Mobilitätsangebot in Hamburg bereichern und – so hoffe ich – vielen Menschen dabei helfen, ohne Auto zurechtzukommen", sagt Martin Bill, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen. Die Einführung dürfe jedoch nicht unkontrolliert geschehen. Über den rot-grünen Antrag stimmt die Hamburgische Bürgerschaft am 5. Juni ab.

Die vom Bundeskabinett beschlossene "Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung" soll am 15. Juni in Kraft treten. Fahrer müssen demnach mindestens 14 Jahre alt sein und Radwege nutzen, auch wenn sie auf langsameren Modellen unterwegs sind. Gehwege bleiben für die neuen Gefährte tabu. Unfälle mit Fußgängern – wie sie Paris und San Francisco geschehen sind – soll es also in Hamburg nicht geben.