Hamburg. Die renommierte Klinik feiert Jubiläum – und macht sich mit weiteren Investitionen in Millionenhöhe fit für die Zukunft.
1859 veröffentlicht Charles Darwin sein großes Werk „Die Entstehung der Arten“. Der Bau des Suezkanals wird begonnen. Österreich kämpft gegen das Königreich Sardinien-Piemont und dessen Verbündeten Frankreich im Sardinischen Krieg. Und in Hamburg wird das Altonaer Kinderkrankenhaus (AKK) gegründet. Heute feiert die Klinik ihr 160-jähriges Bestehen.
Angefangen hat alles in der Wilhelimenstraße 11. Hier eröffnete der „Verein für das Kinder-Hospital“ eine Klinik mit gerade einmal sechs Betten in einem kleinen angemieteten Haus. Stellte eine Hausmutter und eine Pflegerin ein. Am 24. Mai 1859 wurden die ersten Kinder aufgenommen. „Das Altonaer Kinderkrankenhaus gehört zu den ersten dieser Art“, heißt es dazu in einer Festschrift. Zuvor wurde bei der Behandlung nicht zwischen Erwachsenen und Kindern unterschieden. „Die Gründung des Altonaer Kinderhospitals um die Mitte des 19. Jahrhunderts war damit etwas Außerordentliches. Die Mütter und Väter, die für das Entstehen dieses Hauses gesorgt haben, waren mit ihren Überlegungen, Planungen und Initiativen ihrer Zeit voraus und haben einen ungewöhnlichen Beitrag zu Modernisierung ihrer Stadt geleistet.“
Zahl der Betten wuchs schnell
Was mit sechs Betten und zwei Räumen begann hat sich im 21. Jahrhundert zu einer großen Klinik mit mehr als 237 Betten entwickelt. Insgesamt elf medizinischen Fachabteilungen gibt es am AKK heute. Pro Jahr werden rund 15.500 Patienten stationär und 40.000 Patienten ambulant von etwa 850 Mitarbeitern behandelt. „Und wir werden unsere medizinischen Schwerpunkte und Spezialisierungen weiter ausbauen“, sagt Geschäftsführerin Christiane Dienhold.
Der Bedarf war schon Mitte des 19. Jahrhunderts groß: Schnell wuchs die Zahl der Betten in dem kleinen Hospital. Schon im ersten Jahr auf 13. Eine zweite Pflegerin und ein Dienstmädchen wurden eingestellt. Interessant: Anfangs gab es keinen fest angestellten Arzt. „Die medizinische Versorgung übernahm vielmehr unentgeltlich der Mitinitiator des Hospitals, Medizinalrat Dr. Kraus“, heißt es dazu in der Festschrift. Stück für Stück wuchs das Hospital, zog schon bald in größere Räume um.
Die Behandlungsmöglichkeiten, besonders der Infektionskrankheiten verbesserten sich, die Operationsmöglichkeiten auch. Schon früh, nämlich 1902, verfügte das kleine Krankenhaus beispielsweise über ein Röntgengerät. 1914 erfolgte dann der nächste große Schritt. Das Krankenhaus zog in einen extra nach den neusten medizinischen Kenntnissen errichteten Bau in der Bleickenallee, der bis heute besteht. Mit dem Umzug stieg auch die Zahl der Betten rasant. Das Säuglingsheim verfügte jetzt über 60 Betten, das Hospital über 130.
Finanzielle Schwierigkeiten
Immer wieder geriet das Krankenhaus allerdings in finanzielle Schwierigkeiten, die letztlich auch zum Verlust der kompletten Eigenständigkeit führte. Das erste Mal stand das AKK direkt nach dem Ersten Weltkrieg vor einer Übernahme. Nur das finanzielle Engagement vieler Bürger verhinderte damals in letzter Sekunden eine Verstaatlichung. Die gleiche Situation entstand nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Wieder sprangen die Bürger ein und halfen. Als allerdings Anfang dieses Jahrtausends klar wurde, dass das AKK auf lange Sicht so nicht weiter unterhalten werden kann, entstand eine Kooperation mit dem UKE.
2003 wurde die Altonaer Kinderkrankenhaus GmbH gegründet. „Die Zusammenarbeit mit dem UKE war so erfolgreich, dass schnell klar war: Die beiden Kinderkliniken sollten enger zusammen rücken“, sagt Dienhold heute. Das UKE übernahm das AKK, der Gründerverein hält bis heute allerdings sechs Prozent an der Klinik. Das Altonaer Kinderkrankenhaus arbeitet nun als eigenständiges Tochterunternehmen mit dem UKE eng zusammen, wie die Geschäftsleitung betont.
Mensch steht im Mittelpunkt
Nur die medizinischen Bereiche sind mittlerweile zwischen den beiden Kliniken aufgeteilt. „Die allgemeine Grund- und Regelversorgung wird natürlich an beiden Standorten angeboten“, so Dienhold. Darüber hinaus seien die Bereiche Kinderonkologie (Krebserkrankungen), Kinderkardiologie (Herz) und seltene Erkrankungen am UKE gebündelt. Das AKK sei für die Kinderorthopädie, die Kinderpneumologie (Lungenheilkunde), Kinderdiabetologie und die Kinderchirurgie verantwortlich. „Beide Häuser sind in Hamburg starke Namen und sollen es auch bleiben“, sagt Dienhold. Und fügt hinzu: „Das AKK ist ja sogar das ältere Krankenhaus.“ Das UKE wurde 1889 gegründet.
Bis zum kommenden Jahr soll die Kinderklinik in Altona gemeinsam mit dem UKE zu einem der führenden Kinderzentren in Deutschland werden. „Dabei ist uns besonders wichtig, dass der Mensch im Mittelpunkt allen Denkens und Handelns steht“, so die Geschäftsführerin. Alle Prozesse und medizinischen Schwerpunkte sollen noch mehr darauf ausgerichtet werden, „dass die kleinen Patienten optimal versorgt sind.“
Bettenhaus erhält einen Anbau
Konkret heißt das: Das Bettenhaus des AKK erhält einen Anbau. Hier entstehen insgesamt 26 neue Einzelzimmer für Kinder und ihre Eltern. Sechs Millionen Euro werden investiert. Dazu kommt die Modernisierung des gesamten Bettenhauses, insbesondere der Zimmer und Bäder. „Eltern und Kinder sollen sich hier wohl fühlen“, so Dienhold. Auch die Schwerpunkte des Krankenhauses werden weiter gestärkt. Die Kinderorthopädie soll weiter ausgebaut werden. „Wir haben schon jetzt die größte Kinderorthopädie deutschlandweit. Hier wollen wir noch weiter wachsen“, so die Geschäftsführerin.
Das Schmerzzentrum soll vergrößert werden. Hier werden Kinder behandelt, die unter Schmerzen leiden, die keine organische Ursache haben. „Die psychosomatischen Erkrankungen bei Kindern nehmen zu. Darauf müssen wir uns einstellen.“ Auch die Kinderchirurgie will Dienhold ausbauen. Dazu kommt der Umbau des Perinatalzentrums, das nebenan am AK Altona angedockt ist. Hier entstehen zehn neue Mutter-Kind-Zimmer.
All diese Baumaßnahmen und Investitionen können jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass auch das AKK auf die Kosten achten muss. „Wir bekommen eine breite Unterstützung. Sowohl durch die Gesundheitsbehörde, als auch immer wieder durch Spenden“, sagt Dienhold. Diese Gelder würden allerdings ausschließlich für besondere Investitionen genutzt. „Die Kosten für den laufenden Betrieb müssen wir selbst verdienen.“