Hamburg . Alle Gesundheitsämter beraten dann über Schutz gegen Krankheiten wie Masern. Auch Senatoren lassen sich überprüfen.

Hamburg und Schleswig-Holstein wollen den Kampf gegen Infektionskrankheiten verstärken und intensiver als bisher für Impfungen werben. Die Hansestadt plant deshalb für den kommenden Oktober einen sogenannten „Großimpftag“.

Beide Bundesländer unterstützen zudem den aktuellen Gesetzentwurf des Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Demnach soll es eine Impfpflicht für Kita- und Schulkinder geben. Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) und der schleswig-holsteinische Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) eröffneten gestern im Besenbinderhof die sechste Nationale Impfkonferenz.

Im Zentrum der zweitägigen Expertenkonferenz steht die Frage, wie sich die Impfquoten verbessern lassen. „Die Erfolge des Impfens können nur langfristig Bestand haben, wenn die Impfquoten auf hohem Niveau bleiben“, sagte Prüfer-Storcks. „Da wir immer noch keine Immunisierung von 95 Prozent der Bevölkerung geschafft haben, ist es deshalb richtig, dass der Bundesgesetzgeber eine Impfpflicht gegen Masern regeln will.“

Eltern der Kinder nach Impfstatus fragen

Parallel dazu sei es aber notwendig, Impfungen niedrigschwellig anzubieten. So soll der Schulärztliche Dienst der Bezirke die Schuleingangsuntersuchungen auch dazu nutzen, die Eltern der Kinder auf ihren Impfstatus anzusprechen. Zum „Großimpftag“ im Oktober werden alle Gesundheitsämter gemeinsam Impfsprechstunden anbieten. „Auch die Hamburger Senatoren werden an diesem Tag ihren Impfstatus überprüfen lassen“, sagte Dennis Krämer, Sprecher der Gesundheitsbehörde.

Wie gefährlich Masern sind, ist bekannt. Die Krankheit kann tödlich verlaufen. Dass sie noch nicht ausgestorben ist, scheint weniger bekannt zu sein. Im März war es mal wieder so weit: In Bad Segeberg war ein nicht geimpfter Schüler an Masern erkrankt. Daraufhin sah sich die Schule gezwungen, alle nicht geimpften Kinder am Schultor abzuweisen.

Infektionskrankheit auf dem Vormarsch

Zahlen beweisen, dass die Infektionskrankheit wieder auf dem Vormarsch ist. Im Jahr 2018 infizierten sich in 47 der 53 Mitgliedsstaaten der europäischen Region der Weltgesundheitsorganisation WHO 82.596 Personen mit Masern. Die Gesamtzahl der mit dem Virus infizierten Personen war 2018 höher als zu jedem anderen Zeitpunkt im vergangenen Jahrzehnt. In Hamburg gab es 2018 insgesamt 14 Masernfälle, in Schleswig-Holstein waren es fünf.

Die beiden Bundesländer wollen nun ihre Anstrengungen verstärken. Mittel der Wahl: Eine Kombination aus Impfpflicht, die in der parlamentarischen Beratung ist und deshalb vermutlich erst im kommenden Jahr gelten wird, und verstärkter Aufklärung – die auch kurzfristig in Werk gesetzt werden kann. „Das Impfen muss zu den Menschen kommen und nicht umgekehrt“, sagte der Kieler Gesundheitsminister Heiner Garg am Donnerstag im Besenbinderhof.

Werbewirksamer „Großimpftag“

Hamburg will dabei mit einem werbewirksamen „Großimpftag“ unter Senatorenbeteiligung Zeichen setzen. In den Schuleingangsuntersuchungen wird zudem nun wohl intensiver übers Impfen gesprochen – auch übers Impfen der Eltern. Betriebsärzte sollen angehalten werden, ihre Belegschaft zu informieren und zu impfen. Und schließlich wollen die beiden Länder Bestrebungen unterstützen, den Papier-Impfpass durch einen digitalen zu ersetzen.

Die Opposition kritisierte die Ankündigungen von Prüfer-Storcks. Die Bürgerschaftsabgeordnete Birgit Stöver (CDU) sagte: „Der Senat irrt, wenn er immer nur auf den Bund verweist. Bei stagnierenden Impfquoten darf Hamburg keine Zeit verlieren.“ Die FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Jennyfer Dutschke sagte, vor dem Einsatz drakonischer Strafen müsse eine Offensive zur Aufklärung stehen.