Hamburg. Hamburg und sein Umland haben viel mehr Wald zu bieten, als viele denken. Sieben Tipps für eine erholsame Entdeckungstour.

Mal wieder richtig auftanken? Dann ab in den Wald! Dahin, wo neuerdings alle hingehen, wenn sie runterkommen oder gesund werden wollen. Denn Wald tut gut, wie jüngst eine Studie der US-Universität Michigan ergeben hat, wonach 20 Minuten im Grünen genügen, um Stresshormone merklich zu mindern. Ausflüge ins mystische, majestätische und erholsame Grün gibt es von Hamburg aus genug, oft muss man nicht mal die Stadtgrenze verlassen, um auf moosweichen Waldwegen das Knacken im Unterholz zu hören oder gerade jetzt, im aufkeimenden Frühjahr, dabei zu sein, wenn alles sprießt und grünt, sich zart erhebt und wohlig duftet. Allein Hamburg besitzt etwa 4400 Hektar Wald. Deshalb ist hier eine kleine Empfehlungsliste für Spaziergänge am 1. Mai.

1. Duvenstedter Brook

Gut ausgeschilderte Wanderwege führen durch den Duvenstedter Brook. Egal, wo man startet, ob am Naturschutz-Infohaus (Duvenstedter Triftweg 140) oder vor den Kleingärten in Ammersbek (Lehmkuhle), überall lockt urwaldähnlicher Laubwald. Moore, Wiesen und Sümpfe gehen nahtlos ineinander über. Mehr als 150 Vogelarten leben im Duvenstedter Brook, Hamburgs zweitgrößtem Naturschutzgebiet. Im Frühjahr brüten hier die stolzen Kraniche. Und aus der Erde sprießt derweil das Gefleckte Knabenkraut, eine Orchideenart. Mit ein wenig Glück können nächtliche Besucher das Rufen des Uhus hören. Doch Vorsicht: Mit der Dämmerung sind mancherorts Wildschweine unterwegs, die an den Wegesrändern im Boden nach Nahrung wühlen. Waldspaziergänger werden tagsüber beglückt sein vom frischen Grün und sollten sich den nächsten Termin im 780 Hektar großen Brook vormerken: die Brunft der Rothirsche im Herbst. esh

So kommt man hin: S 1 bis Poppenbüttel, dann Bus 276 bis Duvenstedter Triftweg

2. Bei den Rauhen Bergen, Großhansdorf

Vor den Toren Hamburgs liegt ein teilweise noch sehr uriges Waldidyll, das dazu gut per U-Bahn zu erreichen ist: Schmale Pfade und breitere Wege führen durch die Rauhen Berge in Großhansdorf, an Teichen und Tümpeln entlang und vorbei an einer Hügelkette. Die Laubbäume zeigen derzeit ihr erstes Grün, auf sonnenbeschienenen Lichtungen sprießen die Buschwindröschen. Möglich sind verschiedene Einstiege in den Rundweg; wer mit der U 1 (Richtung Großhansdorf) kommt, steigt am besten an der Haltestelle Kiekut aus. Vom Bahnhof aus nach links und nach weiteren 50 Metern wieder nach links, erreicht man die Straße Bei den Rauhen Bergen.

Vor dem Friedhof geht es rechts in den Wald. Auf dem Weg können Spaziergänger nebenbei an den 20 aus Holz aufgebauten Stationen eines Vita-Parcours ihre Fitness trainieren. Wer per Auto kommt, kann den Ihlendieksweg hineinfahren und es etwa 100 Meter hinter den letzten Häusern in Höhe einer Rechtskurve abstellen. Dort geht es nach links in den Wald und weiter einmal rund um den märchenhaften Manhagenteich. Früher stand am nordwestlichen Ufer des Sees ein beliebtes Ausflugslokal; wer genau hinschaut, entdeckt noch die Stufen, die einst auf die Seeterrasse führten. In den Wäldern Großhansdorfs lassen sich kleine und große Touren kombinieren. inga

So kommt man hin: U 1 bis Schmalenbeck, danach 15 Minuten Fußweg bis zum Ihlendieksweg

3. Mellenberg

Wenn ich im Walde so für mich hin gehe, suche ich eher kurze Wege. Denn das Laufen, ob nun langsam oder schnell, mit schwerem oder sportivem Schuhwerk, ist nicht meine größte Leidenschaft. Der überschaubare Rundkurs vor der Haustür ist zudem ökologischer als manche Wochenendtour, die viele vergnügungserprobte Wandergesellen mit langen Pkw-Anfahrten verbinden. Ich dagegen latsche zu meinem Mellenberg im schönen Grenzgebiet zwischen Rahlstedt und Volksdorf, umrunde den mit dem Titel „Berg“ stark überhöhten Hügel und kehre zu Fuß und frohgemut ins traute Heim zurück, wo ein Schnellkocher für den Tee danach auf mich wartet. Je nach Konstitution fällt der Rundkurs im Walde mit 90 Minuten eher üppig oder mit 30 Minuten ökonomisch aus. Das Naturerleben ist für Städter wie mich völlig ausreichend.

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Selbst der siedlungsnahe Wald bietet heutzutage neben den unübersehbaren, aber kaum auseinander zu haltenden Laubbäumen schon Beeren und seltene Bodendecker, die Tierwelt glänzt mit Eichelhähern und Spechten, die früher in so haustürnahen Wäldchen gar nicht anzutreffen waren. Auch die Tierwelt ist kleiner geworden. Die nahen Siedlungen blinken fast dauerhaft durchs Blattwerk, das Gefühl der Verlorenheit in den Tiefen des deutschen Waldes kommt nur ganz selten mal auf. Wem das Programm zu schlaff ist, der kann den (Fuß)weg zum Kletterwald antreten und sich gegen Zahlung einer Gebühr im niedrigen zweistelligen Bereich anseilen, ins Geäst schwingen und nach allen Regeln der Kunst versteigen. Das geschulte Personal hilft ja, wenn nichts mehr geht. axö

So kommt man hin: per U-Bahn oder Pkw. Der Rundkurs startet am U-1-Bahnhof Meiendorfer Weg (letzte Station vor Volksdorf), neben dem ein gebührenpflichtiges P&R-Parkhaus steht. Es hat sogar Fahrradstellplätze

4. Sachsenwald

Mit der S-Bahn geht es ruckzuck raus ins Grüne in den Sachsenwald, Haltestelle Aumühle. Dieses Mal geht es nicht etwa in den Schmetterlingsgarten, sondern in den Wald. Der Eisvogelweg führt direkt vom Bahnhof Aumühle an der Gaststätte Harlekin bergab über die Schönningstedter Straße in den Wald über das Wehr des Mühlenteiches, einer idyllischen Aue. Der Wanderweg ist ausgeschildert und führt am Zaun der Fürst Bismarck-Quelle vorbei, am Hochufer der Bille entlang ins Naturschutzgebiet Billetal. Am Ende der etwa 8,6 Kilometer langen Tour geht es zurück zur Fürst Bismarck Mühle. Einkehrmöglichkeiten: Hotel Restaurant Waldesruh, Am Mühlenteich 2 in Aumühle. www.waldesruh-am-see-de, Dienstag Ruhetag. Hotel Fürst Bismarck Mühle, Mühlenweg in Aumühle. www.bismarck-muehle.com. Mittwochs Ruhetag. gen

So kommt man hin: Anreise mit der S 21 bis Aumühle ab Hamburg Hauptbahnhof

5. Naturerlebnis Grabau

Wie klingt Holz? Wie sieht die Rinde einer Eiche aus? Was ist ein Erlenbruch? Antworten auf diese Fragen gibt es im Naturerlebnis Grabau. Im Wald am See südwestlich des Dorfes im Kreis Stormarn werden an zwölf verschiedenen Stationen diverse Themen rund um den Oberbegriff Wald erklärt. Ein Niedrigseilgarten mit verschiedenen Kletterelementen sowie ein Waldspielplatz laden ebenfalls zum Entdecken ein. Die Sparkassenstiftung Stormarn eröffnete diesen waldpädagogischen Parcour vor zehn Jahren in Grabau. Außerdem in dem Dorf zu entdecken ist der Obst- und Gehölzlehrpfad am Radwanderweg auf der alten Bahntrasse von Bad Oldesloe nach Henstedt-Ulzburg. Mit 24 Kilometern ist er Europas längster Pfad dieser Art, dort stehen 160 Apfel-, Birnen-, Kirsch- und Zwetschgenbäume. Infotafeln beschreiben die verschiedenen Sorten.

Und dann ist da noch der Findlingsgarten am ehemaligen Grabauer Bahnhof ebenfalls am Radweg mit rund 30 Steinen aus dem Landkreis Stormarn. Auch hier gibt es eine Tafel mit weiteren Informationen. Und wer beim Spazierengehen nicht auch noch lernen will, der genießt einfach das zarte Grün von Bäumen, Büschen und Wiesen. fis

So kommt man hin: Anfahrt über die B 75, die B 432 oder die A 1 und A 21, Parken am Waldspielplatz, Hoherdamm 5, oder auf dem Parkplatz Ecke Hoherdamm/Am Butenschlag.

6. Niendorfer Gehege

Gleich hinter der barocken Kirche am Markt kann man ins Niendorfer Gehege eintauchen. Dieses knapp 150 Hektar große Waldgebiet liegt ideal, nämlich wesentlich zentraler als alle anderen städtischen Wälder. Bis zu 200 Jahre alte Buchen, Fichten und Eichen sorgen dafür, dass man sich ein wenig fühlt wie im Märchen. Die Baumkronen sorgen für einen grünen Himmel. 15 Kilometer gut befestigte und verwinkelte Wanderwege bieten genug Platz für Jogger, Radler und Waldspaziergänger. Sogar ausgewiesene Reitwege (nebst Ponyreiten) und eine Hundewiese gibt es.

Für Eltern, deren Kinder keine Lust auf ausgiebige Wanderungen haben, ist der Waldspielplatz ein idealer Ort. Er ist von Bäumen umgeben und hat tolle Geräte – etwa ein Kletterhaus aus Baumstämmen. Aber mit der Aussicht auf das Damwildgehege auf einer Waldlichtung kann man die Kinder vielleicht doch ein bisschen weiter in den Wald locken. Auf jeden Fall mit der Aussicht auf ein Eis oder einen Imbiss im Waldcafé Corell (Niendorfer Gehege 50), das seit 1981 in einem Holzblockhaus deutsche Küche serviert – im Moment natürlich frischen Spargel. jes

So kommt man hin: Mit der U 2 bis Niendorf Markt, alternativ U 2 bis Hagendeel, dann die Buslinie 181 bis Niendorfer Gehege, Metrobus 5, Buslinie 191. Parkplätze gibt es auch mitten im Gehege.

7. Fischbeker Heide

Wer schon mehrmals durch die Lüneburger Heide gewandert ist, wird diesen Gedanken vielleicht kennen: Alles ganz okay hier, aber ein bisschen mehr Wald wäre schön. Wer wie ich diesen Wunsch hegt, ist auf dem Heidschnuckenweg durch das Naturschutzgebiet Fischbeker Heide wunderbar aufgehoben. Immer wieder taucht der verschlungene Pfad ein in kleine Wälder, die mal licht sind, mal verwunschen und dunkel. Im südlichen Abschnitt beginnt dann die Lüneburger Heide. Für mich der beste Grund, die Strecke gleich noch einmal zurückzulaufen. myd

So kommt man hin: Anfahrt mit der S-Bahn Linie S 3 (Pinneberg–Stade), Ausstieg Hamburg-Fischbek oder Hamburg-Neugraben. Von der S-BahnStation bis zum Beginn des Heidschnuckenwegs sind es rund 15 Minuten zu Fuß. Wer mit dem Auto anreist: An der Scharlbergstraße, direkt am Eingang des Heidschnuckenwegs, gibt es einen Parkplatz.