Hamburg. Rettungssanitäter in einem Drittel der Fälle später vor Ort als vorgesehen. Probleme in Elbvororten und Walddörfern.

Bei der Feuerwehr machen sie kaum einen Hehl daraus: Nicht immer und nicht überall können die Retter so schnell vor Ort sein, wie sie es selbst gern wollen. Maximal sieben Minuten und 59 Sekunden sollen bei einem medizinischen Notfall vom Moment des Anrufs über die Rufnummer 112 bis zum Eintreffen der ersten Sanitäter vergehen. In der Praxis kommt der öffentliche Rettungsdienst aber bei dem Vorhaben, dieses Ziel möglichst oft zu erfüllen, nicht voran.

Die sogenannte Erfüllungsquote blieb im ersten Quartal dieses Jahres nach der Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage des CDU-Abgeordneten Dennis Gladiator unverändert bei 65 Prozent. Die Ausschläge in der Statistik nach Stadtteilen hängen dabei eng mit den Standorten der 17 Feuer- und Rettungswachen zusammen. So waren die Sanitäter etwa in Sasel im Norden der Stadt in 85 Prozent der Fälle in weniger als acht Minuten vor Ort – gleichzeitig gelang das in mehreren umliegenden Stadtteilen nur bei rund jedem vierten Einsatz.

Verbesserung in den Walddörfern

Während sich die Werte im Vergleich zum Jahr 2018 in den Walddörfern noch teilweise verbesserten, sank die Erfüllungsquote etwa in Blankenese sogar von 29 auf 23 Prozent. Auf der anderen Seite wurden etwa in Barmbek, Winterhude oder Wandsbek sehr gute Werte erzielt, weil bei einem Notruf dort oft gleich mehrere Wachen mit kürzerem Anfahrtsweg infrage kommen.

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Der Fragesteller Dennis Gladiator sieht die regionalen Unterschiede mit Sorge. „Ob man in Hamburg schnell gerettet wird, hängt leider noch sehr davon ab, wo man sich aufhält.“ Das sei ein inakzeptabler Zustand – vor allem im Hinblick auf eine wachsende Bevölkerungszahl und den demografischen Wandel, der mehr altersbedingte Notfalleinsätze mit sich bringt. Bereits in den vergangenen Jahren waren pro Jahr oft 10.000 Einsätze zusätzlich zu bewältigen. „Es braucht deshalb auch neue Wachen“ so Gladiator.

In Harburg dauert es besonders lange

Die Feuerwehr hat bereits vor Jahren mehrere Maßnahmen angestoßen, um sich bei den Eintreffzeiten zu verbessern. Dazu gehört vor allem eine Personaloffensive – 330 Feuerwehrleute zusätzlich sollen in den kommenden Jahren eingestellt werden. „Es wird in Zeiten des Fachkräftemangels aber eine Herausforderung sein, Personal zu finden“, sagte Feuerwehrchef Christian Schwarz nach seinem Amtsantritt.

Auch die Planung neuer Wachen gestaltete sich schwierig. So wurde in Finkenwerder rund zehn Jahre lang nach einer geeigneten Fläche gesucht. Nach einer Verlegung und einem Neubau sollen die Retter im Süden der Stadt deutlich schneller vor Ort sein – bislang ist die Erfüllungsquote auf Bezirksebene in Harburg am niedrigsten. Auch die neue Wache am Volkspark soll vor der Fertigstellung stehen. Nach langer Suche konnte auch ein Grundstück am Schleswiger Damm für die neue Wache in Schnelsen gefunden werden.

Zuletzt hatte es keinen weiteren Anstieg bei der Zahl der Einsätze mehr gegeben. „Wir haben den Rettungsdienst trotzdem massiv ausgebaut“, sagte ein Sprecher der Innenbehörde.

Neuregelung nach Streitereien

Der Senat verweist auch auf die stärkere Einbindung von Wohlfahrtsorganisationen wie dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) im Rettungsdienst seit Dezember 2018. Dies habe die Zahl der vorgehaltenen Rettungswagen um 15 Prozent erhöht – man erhofft sich deshalb, dass das Acht-Minuten-Ziel in Zukunft deutlich öfter erreicht wird. Der Neuregelung war ein Streit zwischen Feuerwehr und den Hilfsorganisationen um die Einsatzverteilung vorausgegangen.

Im Gegensatz zu den Rettungssanitätern sind die Notärzte bereits jetzt in neun von zehn Fällen wie vorgesehen innerhalb von 15 Minuten vor Ort, um weitere Behandlung zu leisten. In 16 Stadtteilen lag die Quote dabei sogar bei 100 Prozent. In den Bezirken Bergedorf und Harburg gab es die schlechtesten Erfüllungsquoten von 84 und 85 Prozent.

Während die CDU neben den bereits beschlossenen neuen Wachen auf einen weiteren Ausbau drängt, wird in Behördenkreisen auch auf die „hohen Standards“ in Hamburg verwiesen. Tatsächlich ist das Acht-Minuten-Ziel ambitionierter als die Fristen, die der Gesetzgeber vorgibt. „Die vergleichsweise sehr gute Versorgung ist auch ein Grund, warum es Menschen nach Hamburg zieht“, heißt es in Behördenkreisen.

Diese Wachen besonders schnell

Wie aus der Senatsstatistik weiter hervorgeht, gibt es auch bei der Geschwindigkeit der Feuerwehr bei gefährlichen Bränden große Unterschiede. Die Wachen in der Innenstadt und am Berliner Tor schafften es jeweils statistisch bei vier von fünf Einsätzen, innerhalb von acht Minuten mit zehn Kräften vor Ort zu sein.

Auch die in Rotherbaum, Barmbek, Bergedorf und Billstedt stationierten Feuerwehrleute erfüllten die Vorgaben in zwei Drittel der Fälle. Im Süden und Norden wurden die Zielmarken dagegen weit verfehlt. Die Feuerwehrwache 24 in Sasel hatte demnach eine Erfüllungsquote von 37 Prozent, die Wache in Finkenwerder sogar von nur 22 Prozent. Eine zweite Zielmarke, nach denen 16 Kräfte in weniger als 13 Minuten vor Ort sein sollen, wurde dagegen im Bereich aller Wachen außer Finkenwerder zu mindestens 70 Prozent erfüllt.