Hamburg. Astra Stube, Waagenbau und Fundbureau sollten in Neubau am S-Bahnhof Sternschanze ziehen. Warum das viele Anwohner ablehnen.

Die Suche nach einem neuen Quartier für die Altonaer Musikclubs gestaltet sich weiter schwierig – Waagenbau, Astra Stube und Fundbureau, die noch an der Ecke Stresemannstraße/Max-Brauer-Allee zu finden sind, bangen nach wie vor um ihre Zukunft. Die Umzugspläne in ein neu errichtetes Kulturhaus auf einer Grünfläche am Bahndamm des S-Bahnhof Sternschanze sind gescheitert – zumindest vorerst. Der Grund: Viele Anwohner lehnen das Vorhaben ab und wehren sich gegen eine weitere „Partyfizierung“ im Stadtteil.

„Die Verwaltung möchte (...) empfehlen, den Planungsprozess für diese Fläche ruhen zu lassen und die Gespräche über die Entwicklung der Fläche am Bahndamm mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der Sternschanze zu gegebener Zeit wieder aufzunehmen“, heißt es in einer aktuellen Beschlussempfehlung des Bezirksamtes Altona. Hintergrund ist ein Beteiligungsverfahren, bei dem das Bezirksamt von den Bürgern unter anderem im Herbst 2018 in einer Online-Befragung wissen wollte, was mit dem Grünstreifen unterhalb der S-Bahngleise am Schanzenpark geschehen soll. Dabei sprachen sich jedoch viele Bewohner „vehement gegen eine Bebauung“ aus, wie es in der Drucksache heißt, die dem Abendblatt vorliegt. Zuerst hatte NDR 90,3 darüber berichtet.

Anwohner fürchten durch Musikclubs Lärm und Müll

Demnach will ein großer Teil der Bevölkerung im Schanzenviertel, dass die verwahrloste Grünfläche, auf der rund 40 Bäume stehen, erhalten bleibt. Sie fürchten, „dass mit der Ansiedlung der Clubs weitere Lärm- und Müllbelastungen einhergehen könnten und die ‘Partyfizierung’ im Stadtteil weiter befördert würde“, heißt es weiter in der Empfehlung des Bezirksamtes, das für die Kritik Verständnis aufbringt. Wegen der „allgemein angespannten Lage im Stadtteil“ – auch durch das „Cornern“ – erscheine die Ablehnung des Vorhabens seitens der Bewohner nachvollziehbar. Die Schaffung zusätzlicher und günstiger Gewerbeflächen sei nach wie vor sinnvoll. „Allerdings scheint zum jetzigen Zeitpunkt aus stadtteilpolitischer Sicht hierfür keine Unterstützung seitens der Bewohner des Stadtteils gegeben“, stellt das Bezirksamt fest.

Und auch die Krawalle rund um den G20 Gipfel im Sommer 2017 spielen in der Begründung des Bezirksamtes eine Rolle. Dazu heißt es in der Drucksache: „Gerade hinsichtlich der nach wie vor präsenten Nachwirkungen von G-20 und des Vertrauensverlustes im Stadtteil erscheint es angezeigt, auf das gespaltene Stimmungsbild und das Votum der Bewohner (...) einzugehen.

Knapp 1200 Teilnehmer bei Online-Befragung

Zwar habe es bei der Online-Befragung auch Fürsprecher für die Umzugspläne der Musikclubs gegeben, die die Schaffung von Ersatzflächen und die allgemeine Aufwertung der Fläche am S-Bahnhof Sternschanze begrüßten. Doch diese zwei Positionen standen sich zum „Teil stark polarisierend gegenüber“, heißt es in dem Bericht zum Bürger-Beteiligungsverfahren.

An der vierwöchigen Online-Beteiligung hatten 1192 Personen teilgenommen. Die Teilnehmer der Umfrage sind in verschiedenen Hamburger Stadtteilen wohnhaft. 39 Prozent wohnen in einem angrenzenden Stadtteil der Sternschanze, 22 Prozent direkt im Stadtteil und 13 Prozent direkt angrenzend an das Gebiet am Bahnhof. Weitere 22 Prozent wohnen in Hamburg, aber nicht in unmittelbarer Nähe zum Stadtteil Sternschanze. Außerhalb Hamburgs haben 5 Prozent der Befragten teilgenommen.

Musikclubs können vermutlich noch länger am Standort bleiben

Für die Musikclubs Waagenbau, Astra Stube und Fundbureau, die einen Umzug Richtung S-Bahnhof Sternschanze befürwortete hätten, muss die Stadt nun weiter nach einem neuen Standort suchen. Geschäftsführer John Schierhorn vom Waagenbau an der Max-Brauer-Allee ist jedoch frohen Mutes, dass für die Clubs eine Lösung gefunden wird. Die Zusammenarbeit mit dem Bezirk sei bislang sehr gut gewesen. "Wir sind in einem guten Austausch", sagte Schierhorn dem Abendblatt.

Zudem muss der Club Waagenbau nicht wie noch vergangenes Jahr kommuniziert Ende 2019 die Räumlichkeiten räumen, weil dann die Sternbrücke abgerissen und erneuert wird. "Es gibt Signale, dass wir deutlich länger bleiben können", sagte Schierhorn. Man habe dem Bezirk zudem Vorschläge für Alternativstandorte gemacht. "Wir sind bisher noch immer auf die Füße gefallen." Dass das dieses Mal auch klappen wird, davon ist der Geschäftsführer vom Waagenbau überzeugt.