Hamburg. Die Wannen kommen aus Asien, das Wasser ist 34 Grad warm: Baby-Floating fehlte offenbar noch im Freizeitangebot für junge Familien.
Der zwölf Wochen alte Konstantin strampelt kräftig mit den Beinen und Armen, dreht sich im Kreis und schaut seine Mama Christina mit großen Augen an, als wolle er fragen: Wo bin ich denn hier gelandet? Gelandet ist Konstantin im Floating-Becken von Hamburgs erstem Baby-Spa Mabyen, der vor wenigen Tagen an der Eppendorfer Landstraße eröffnet hat.
Floating, das heißt übersetzt so viel wie treiben oder schweben und tatsächlich treibt Konstantin ganz allein durch das 34 Grad warme Wasser. Um den Hals trägt er einen Floating-Reifen, damit der Kopf immer über Wasser bleibt. Ein Becken weiter planscht die 18 Wochen alte Amelie. Ihre Eltern sind extra aus Frankfurt hergekommen, um das neue Angebot in Hamburg zu testen.
Erste Baby-Spa-Filiale in Düsseldorf gegründet
Wer sich nun fragt, ob Baby-Floating im Dschungel der Freizeitangebote für Neu-Eltern und Nachwuchs wirklich noch gefehlt hat, dem sei gesagt: Offensichtlich ja. Das zeigt zumindest der Buchungskalender von Patricia Formella-Stallmann, die das Mabyen in Hamburg gemeinsam mit ihrem Mann als Franchise-Nehmerin leitet.
Die ursprüngliche Idee dazu kommt allerdings nicht von ihr, sondern von zwei jungen Frauen aus Düsseldorf, die dort 2016 die erste Filiale gegründet haben. Seitdem ging es steil nach oben für das junge Unternehmen: Bei den Düsseldorfer Mamas kam das Konzept jedenfalls an. Und auch in der Gründer-Sendung „Die Höhle der Löwen“ konnten sie punkten. „Löwin“ Judith Williams investierte in das junge Unternehmen.
30 Minuten planschen für 20 Euro
Das Alleinstellungs-Merkmal von Mabyen sind die Floating-Becken, Spezialanfertigungen aus Asien. „Sie sind tiefer als normale Badewannen, so dass die Babys ganz frei herumschwimmen können“, so die 31-Jährige Formella-Stallmann. „Die meisten Babys reagieren sehr positiv auf das warme Wasser, weil es Erinnerungen an die Zeit im Mutterleib weckt.“
Möglich sei das Floaten schon kurz nach der Geburt. „Sobald der Bauchnabel verheilt ist, können die Babys ins Wasser und können dort dann 30 Minuten planschen“, erzählt Formella-Stallmann, während sie durch die neuen Räumlichkeiten führt. Helle Farben, Lounge-Musik, warmes Licht. Bis auf die Größe der Floating-Becken könnte es sich auch um einen normalen Spa-Bereich für Erwachsene handeln. Auch was die Preise anbelangt: Eine halbe Stunde Floating im Gruppenraum, in dem vier Becken nebeneinander stehen), kostet 20 Euro, eine Kombination mit einer Babymassage kostet 42 Euro (Plush), die Nutzung.
Entspannung für Babys – ein neuer Trend
Rund um die Themenfelder Entspannung und Wellness hat sich in den vergangenen Jahren ein Markt etabliert, der immer weiter wächst. Dazu zählen etwa spezielle Baby-Massage-Kurse, die von vielen Hebammen angeboten werden. Eine von ihnen ist die Hamburger Hebamme und Diplom-Pädagogin Margarita Klein. Bereits seit Anfang der 80er-Jahre zeigt sie Eltern, wie sie ihre Kinder massieren können.
„Bei der Massage geht es vor allen Dingen darum, dass sich der Vater oder die Mutter Zeit nimmt, um sich intensiv mit dem Baby zu beschäftigen“, so Klein. „Die Kinder genießen den Körperkontakt in der Regel sehr und Eltern lernen bei den bewussten Berührungen oft viel darüber, worauf ihr Nachwuchs reagiert und was er mag.“
Ob Babys heutzutage aus irgendwelchen Gründen gestresster seien als früher? „Nein, aber die Eltern sind es häufig“, sagt Klein. Und so gehe es bei allen Angeboten – ob Yoga, Massage, Babyschwimmen oder Floating – darum, dass es unter dem Strich ein Erlebnis ist, das für alle entspannt ist. „Beim Schwimmen etwa sollte immer abgewogen werden, ob der Aufwand mit Anreise, Umziehen und so weiter im Verhältnis zum Nutzen steht.
Baby-Yoga an der Rothenbaumchaussee
Auch in der Familien- und Kinderkurspraxis Lillebror (www.lillebror-hamburg.de) an der Rothenbaumchaussee, die vor gut einem Jahr eröffnet hat, werden Entspannungskurse wie Baby-Yoga angeboten. „Viele können sich erstmal nicht vorstellen, was Baby-Yoga sein soll und kommen erstmal aus Neugierde“, sagt Geschäftsführerin Henrike Mancarella.
„Beim Yoga für Säuglinge geht es vor allen Dingen um das gemeinsame Bewegen und Entspannen. Dabei arbeiten wir immer mit gegensätzlichen Bewegungen, etwa Krümmung und Streckung. Natürlich führen die Babys die Bewegungen noch nicht allein aus, sondern werden quasi durch die Mutter bewegt.“
Neben der Entspannung habe Baby-Yoga einen weiteren positiven Effekt: „Wenn das Kind über längere Zeit Yoga macht, kann es lernen, sich selbst zu beruhigen und leichter einzuschlafen“, so Mancarella weiter. Über Wirkungsweisen und Effekte des Baby-Floatings können die kleinen Floater Konstantin und Amelie selber noch keine Auskunft geben. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, haben sie es allerdings nicht besonders eilig, ihre Floating-Becken zu verlassen.
Und auch die Eltern, die den ersten Spa-Besuch des Nachwuchses eifrig mit der Handykamera dokumentieren, sind zufrieden. Und mit ein bisschen Glück gibt es nach dem Baden noch ein Gratis-Entspannungsgeschenk für die Eltern dazu. „Nach dem Floaten schlafen die Kinder oft sehr gut“, sagt Patricia Formella-Stallmann.