Hamburg . Ein Stadtteil für die Wissenschaft: Im Bezirk Altona will der Senat ein neues Quartier schaffen. Auch 2500 Wohnungen sind geplant.
Forschen, studieren, wohnen und arbeiten – mit dieser Zielvorgabe soll im Bezirk Altona auf einem 125 Hektar großen Areal die „Science City Bahrenfeld“ entstehen. Erstmals in der Geschichte Hamburgs würden damit Wissenschaft, Wirtschaft und Wohnen bei der Entwicklung eines neuen Quartiers als Ganzes gedacht, hieß es bei der Präsentation des städtebaulichen Entwicklungsplans am Dienstag im Rathaus von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne). Der Zweiten Bürgermeisterin war der Termin so wichtig, dass sie dafür ihren Mutterschutz unterbrach.
Rund um den Forschungscampus Bahrenfeld sollen nicht nur neue wissenschaftliche Institute und Einrichtungen entstehen, sondern auch rund 2500 Wohnungen sowie Sport- und Gesundheitsbereiche. Als „grünes Herz“ des Areals soll der Altonaer Volkspark fungieren. Das Konzept der Science City Bahrenfeld sei „als Anfang eines über die nächsten Jahre und Jahrzehnte weiterzuentwickelnden Prozesses zu verstehen“.
Attraktive Wohnungen und Erholungsräume für Studierende
„Mit der Universität Hamburg und dem DESY wollen wir in den nächsten Jahren einen ganzen Stadtteil der Wissenschaft widmen“, sagte Bürgermeister Tschentscher. Dadurch und Zusammen mit „attraktiven Wohnungen und Erholungsräumen für Studierende, Wissenschaftler und Kreative“ entstünden so „beste Standortbedingungen für wissenschaftliche Einrichtungen, Start-Ups und innovative Unternehmen“.
An vielen Details wird allerdings noch gearbeitet. Tschentscher sprach von einem "Masterplan" für städtebauliche Maßnahmen, ohne genauere Angaben zu den Kosten zu machen. Zwar sei die Science City Bahrenfeld in jedem Fall ein Milliardenvorhaben, es stehe aber "noch nicht hinter jedem einzelnen Projekt eine Zahl".
Auch an anderen Stellen ist die Präsentation eher vage gehalten. In dem neuen Quartier solle der Städtebau „eine deutliche Abgrenzung zur Luruper Chaussee und zum Volkspark bilden“, heißt es in einer Mitteilung des Senats. „Die Plätze und Grünflächen des neuen Quartiers werden zu fließenden Übergängen zum Volkspark und sind zudem Orte der Begegnung für die Bewohnerinnen und Bewohner und die Wissensschaffende.“ Südöstlich des neuen Vorhabens „Wohnen am Volkspark“ sollen zudem ein bestehender Schulstandort erweitert und eine neue Schule integriert werden.
Das neue Quartier Science City Bahrenfeld
Geplant sei außerdem ein „intelligentes Mobilitätssystem“. Dazu zählen wird dem Konzept zufolge ein „direkter Zugang zum Schnellbahnsystem“. Das könnte bedeuten: Womöglich wird die neue Bahnlinie U5 die Science City erschließen. Das sei zumindest eine "interessante Option", sagte der Bürgermeister. Der Campus selbst soll unter anderem durch Bus-Shuttles zu einer autofreien Zone werden. Neben dem Anschluss der Science City Bahrenfeld an die Schnellbahn würden auch neue Velorouten und die Anbindung an überregionale Radschnellwege geprüft“, hieß.
Weiter vorangeschritten sind die Pläne für Wissenschaft und Wirtschaft. Ein Überblick:
Biologen und Chemiker ziehen auf Trabrennbahn
In den kommenden fünf bis zehn Jahren sollen die Chemiker der Universität Hamburg nach Bahrenfeld umziehen und dort auf dem Gelände der Trabrennbahn unterkommen, ebenso wie ein Großteil der Biologen und wie die Physiker. Neben einem neuen Campus der Universität sind auf der Trabrennbahn auch Gästehäuser geplant. Mehr als 5000 Studierende sollen dort künftig von „modernen Hörsälen, Laboren und interaktiven Lern- und Begegnungsflächen“ profitieren.
Bau des Innovationszentrum Bahrenfeld beginnt
Im April soll der Bau des neuen Innovationszentrums Bahrenfeld beginnen. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt des Desy, der Universität Hamburg und der Stadt. Das Gebäude mit 2600 Quadratmetern Nutzfläche wird am Übergang zwischen Luruper Hauptstraße und Luruper Chaussee auf Höhe der Stadionstraße entstehen. Die Inbetriebnahme ist laut Desy für Herbst 2020 geplant. Zur Finanzierung hat die Stadt 14,2 Millionen Euro bereitgestellt.
In der Einrichtung sollen Initiativen für Ausgründungen auf dem Forschungscampus gebündelt und betreut werden. Geplant sind Büros mit etwa 100 Plätzen und Laborflächen für Existenzgründer, Start-ups und etablierte Firmen, die den Forschungsfeldern des Campus entsprechen. Dazu zählen Biowissenschaften wie Chemie und Medizin, Laser- und Nanotechnologie sowie Materialwissenschaften. Ende 2020 sollen die ersten Start-ups einziehen können.
Nebenan liegen etliche Forschungsneubauten, zum Beispiel das Center for Free-Electron Laser Science, in dem Forscher der Uni Hamburg, des Desy und der Max-Planck-Gesellschaft zusammenarbeiten. Das Innovationszentrum soll die Phase nach der Gründung einer Firma bis zur Marktreife abdecken.
Neuer Forschungs- und Innovationspark am Vorhornweg
Einige Hundert Meter weiter nordöstlich soll auf einer Fläche im Dreieck Luruper Hauptstraße, Elbgaustraße und Vorhornweg der 5,8 Hektar große Forschungs- und Innovationspark Altona entstehen. Dort sollen Start-Ups und innovative Unternehmen mit der Wissenschaft an neuen Technologien forschen. Dabei soll es schwerpunktmäßig um Biowissenschaften, Nanotechnologie und neue Materialien gehen. Das Hauptquartier des Parks könnte ein Technologie- und Gründerzentrum an der Kreuzung Luruper Hauptstraße/Elbgaustraße werden. Die schrittweise Inbetriebnahme ist ab Mitte 2023 geplant.