Hamburg . Gemeinsamer Unterricht aller Konfessionen wirkt Antisemitismus, Islamophobie und Ausgrenzung von Minderheiten entgegen.

Senat und SPD-Fraktion sind voll des Lobes für den gemeinsamen Religionsunterricht aller Konfessionen an Hamburger Schulen – und für die vor einigen Jahren gestartete Ausbildung von Lehrern für die islamischen und alevitischen Religionen an der Uni Hamburg.

„Die Zusammenarbeit zwischen allen an der Weiterentwicklung des Religionsunterrichts beteiligten Religionsgemeinschaften ist kooperativ und konstruktiv“, schreibt der Senat in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der SPD-Bürgerschaftabgeordneten Kazim Abaci und Ekkehard Wysocki. „Wahrnehmbar sind eine gemeinsame Wertebasis und gemeinsame Ziele zum Beispiel bei der Bekämpfung von Antisemitismus, Islamophobie oder der Ausgrenzung von Minderheiten.“

Studiengang für Islamlehrer

In Hamburg wird der Religionsunterricht seit vielen Jahren interreligiös gestaltet – unter Beteiligung christlicher, jüdischer, islamischer und alevitischer Religionsgemeinschaften. Buddhisten, Hindus und Bahai seien in beratenden Funktion ebenfalls beteiligt, wie in der Kleinen Anfrage dargelegt wird. Im Jahr 2015 wurden demnach an der Universität Hamburg Bachelorstudiengänge für den Unterricht islamischer und alevitischer Religion an der Primar- und Sekundarstufe eingeführt. Die ersten Studierenden werden demnach ihre Abschluss im Sommer 2020 erreichen. Derzeit prüfe der Senat auch die Einrichtung entsprechender Studiengänge für das Lehramt an Gymnasien, so die Antwort.

„In Hamburg wird gemeinsamer Religionsunterricht für alle Schülerinnen und Schüler gemacht. Es ist gelebte Praxis, dass Erfahrungen und Kenntnisse über die verschiedenen Religionen im Unterricht vermittelt werden“, sagte SPD-Bildungs- und Integrationspolitiker Kazim Abaci dem Abendblatt. „Seit 2013 wurden 16 Lehrkräfte für muslimische und fünf Lehrkräfte für alevitische Religion nachqualifiziert. Ich freue mich vor allem darüber, dass 2020 die ersten Absolventen der Lehramtsstudiengänge Alevitische Religion und Islamische Religion in den Schuldienst kommen werden.“ Diese neuen Lehrer würden „dazu beitragen, das gegenseitige interreligiöse und interkulturelle Verständnis zu vertiefen“, so Abaci.

Gemeinsame Wertebasis

Auch SPD-Religionspolitiker Ekkehard Wysocki lobte die Hamburger Form des gemeinsamen Religionsunterrichts. „Das Hamburger Modell zeigt, wie guter Religionsunterricht funktioniert und ist ein bundesweites Vorzeigemodell“, sagte Wysocki. „Beispielgebend ist das Miteinander der sich beteiligenden Religionsgemeinschaften. So sprechen sich etwa die muslimischen Gemeinschaften untereinander ab, um einen einheitlichen Unterrichtsstoff zum Themenbereich Islam zu erarbeiten.“ Dabei werde deutlich, „dass das Hamburger Modell klar auf Verständigung und eine gemeinsame Wertebasis setzt“. Antisemitismus, Islamophobie und religiös motivierten Vorurteilen könne auf dieser Weise „wirksam begegnet werden“.