Hamburg. Der Alt-Bundespräsident erhielt in Blankenese die Erik-Blumenfeld-Medaille und plädierte für mehr Optimismus.

„Das war eine absolute Hammerrede“, bringt es ein Besucher nach der Rede von Joachim Gauck spontan auf den Punkt. Der ehemalige Bundespräsident hatte gerade eine halbe Stunde frei und ohne Manuskript seine Replik auf die beiden Vorredner, Laudator Michael Otto und Marcus Weinberg (CDU), gehalten. Anlass war die Verleihung der Erik-Blumenfeld-Medaille an Gauck im Rahmen einer Matinee auf dem Süllberg, die der Bundestagsabgeordnete Weinberg, gemeinsam mit der CDU aus Altona und den Elbvororten, zum dritten Mal veranstaltete.

Der Preis würdigt Persönlichkeiten für besondere Verdienste u. a. bei der europäischen Integration und Aussöhnung mit Israel. Marcus Weinberg stellte den 1997 verstorbenen Politiker Blumenfeld, den Unternehmer Otto und den Theologen Gauck in eine Reihe als „große Vorbilder für gesellschaftliche Verantwortung und Menschen mit Haltung, Moral und Anstand, von denen wir mehr brauchen“.

Gauck-Hochzeit auf dem Süllberg

Joachim Gauck erzählte eine persönliche Geschichte, die ihn mit dem Süllberg verbindet, denn hier feierten seine Eltern im August 1938 Hochzeit, „und viele Jahre war es mir nicht möglich, nach Hamburg zu kommen, obwohl ich, wie die meisten Mecklenburger, ein sehr enges Verhältnis zu der Stadt habe“, sagte der Alt-Bundespräsident, der inzwischen häufig Gast in Hamburg ist, lebt doch sein Sohn mit Familie hier.

In seiner Rede spannte er einen großen gesellschaftspolitischen Bogen, bei dem er um viel Verständnis für die Ostdeutschen und Osteuropäer warb. „Hamburg hatte viel Zeit, Demokratie zu lernen“, sagte er und attestierte den Hanseaten „dass sie vor allem früher immer darauf bestanden, Hamburger und Europäer, aber auf keinen Fall Deutsche zu sein“. Dieses etwas gestörte Verhältnis zur eigenen Nation sei für Ostdeutsche schwer zu verstehen. „Die kommen nicht so schnell mit. Wenn alle nur noch sagen, sie seien Europäer, fragen die sich: Wo bleibe ich mit meinem Heimatgefühl?“

Keine Politik der Angst

Zudem plädierte er dafür, keine angstgetriebene Politik zu machen, sondern „mit Selbstvertrauen, Optimismus, Mut und Freude die Zukunft voranzubringen“. Sichtlich glücklich über ihren Coup war Brigitte Lichtenauer-Blumenfeld, die Witwe von Erik Blumenfeld. Sie ist eng mit Joachim Gauck befreundet und hatte Weinberg und den Bundespräsidenten a. D. zusammengebracht.