Hamburg. Das Gesicht des Stadtteils soll sich grundlegend ändern. Bei den Zuhörern des Infoabends hielt sich die Begeisterung in Grenzen.

Es ist ein Jahrzehnt her, da glich die Asklepios Klinik Altona einem Krankenhaus am Rande der Stadt. Es lag irgendwo im Nirgendwo an der Autobahnabfahrt Othmarschen inmitten von Kleingärten, hinter Tankstelle, Großraumkino, Supermarkt und Autohäusern. Geht es nach der Stadtentwicklungsbehörde, wird dieser Teil Othmarschens sein Gesicht radikal wandeln.

Mit 30 Hektar ist das Gebiet rund um das Krankenhaus eines der großen Entwicklungsgebiete Hamburgs. An der Behringstraße/Paul-Ehrlich-Straße soll nicht nur 2026/27 ein neues Krankenhaus entstehen, sondern im direkten Umfeld sind auch gleich zwei Schulen geplant – eine Grundschule bis zum Schuljahr 2024/25 und später dann ein Gymnasium. Der ambitionierte Zeitplan zeigt: Die Behörde drückt aufs Tempo.

Nur wenige Gebäude können abgerissen werden

Dies wurde am Dienstagabend bei einer Informationsveranstaltung in der AK Altona vor rund 300 Zuhörern deutlich. Der Andrang war so groß, dass die Plätze rasch vergriffen waren; viele mussten in einem Nebenraum oder auf den Stufen Platz nehmen. Entsprechend groß war der Unmut der Interessierten.

Der Rahmenplan umfasst eine Fläche von der Griegstraße bis zur Autobahn, von der Behringstraße bis zum Othmarscher Kirchenweg. Sebastian Hermann von ASTOC Architekten und Stadtplaner betonte die Herausforderung, eine ähnlich große Klinik auf dem beschränkten Raum unterzubringen. Zudem müsse man den Denkmalschutz für Gebäude und Freiflächen berücksichtigen. Nur wenige Teile des Krankenhauses – und möglicherweise das ehemalige Fitnesscenter Aquafit – könnten abgerissen werden.

Othmarscher Kirchenweg könnte zur Veloroute werden

Die neue Klinik soll auf dem bisherigen Gelände an der Kreuzung Behringstraße/Paul-Ehrlich-Straße entstehen, wobei die Planer zwei Varianten vorschlagen. Der Baukörper würde näher an Autobahn und Behringstraße rücken, die Paul-Ehrlich-Straße verschwenkt.

Der bisherige Park soll nach Fertigstellung des Krankenhausquartiers beibehalten und von allen Seiten zugänglich gemacht werden. Dafür müssten wenige erhaltungswürdige Bäume gefällt werden. Die Fläche der Autobahnmeisterei ist vorerst nicht Teil der Planungen.

Der Platzbedarf für die Neubauten ist beträchtlich: Zwei Hektar sind für den sechsgeschossigen Neubau der Klinik erforderlich, 1,5 Hektar für die Grundschule im Bereich Schwengelkamp/Behringstraße und noch einmal 2,5 Hektar für die weiterführende Schule südlich davon.

Das Verkehrswegenetz für das neue Quartier.
Das Verkehrswegenetz für das neue Quartier. © HA | Matthias Iken

Der Stiegkamp wird ausgebaut, der Othmarscher Kirchenweg könnte zur Veloroute werden. Hinter der bestehenden Krankenhausscheibe könnte nördlich des Ilse-Fromm-Michaelis-Wegs ein weiterer Fuß- und Radweg entstehen. Insgesamt gehen die Planer in Zukunft von einem niedrigeren Anteil des Kfz-Verkehrs aus und planen mit 1000 Stellplätzen in einer Tiefgarage.

Kleingärtner fürchten um ihre Flächen

Zur Nachnutzung der AK Altona hielten sich die Rahmenplaner bedeckt. Es gebe Überlegungen, blieben die Experten denkbar vage. Droht ein Abriss, wenn diese sich nicht finden ließe, fragte ein Bürger. Die Frage nach dem Abriss sei rein hypothetisch – und wurde nicht beantwortet.

In der Debatte meldeten sich viele Kleingärtner zu Wort, die südwestlich der Behringstraße/Griegstraße vom Schulbau betroffen sind. Hier dürften Dutzende Parzellen wegfallen. Ihnen sei zugesichert worden, dass sie auf ihren Parzellen bleiben könnten, bis Ausgleichsflächen zur Verfügung stehen, monierten die Gärtner. Dazu hieß es, die Gartenflächen könnten nun eventuell früher benötigt werden. Man sagte aber Verhandlungen zu.

Manche Kleingärtner empörten sich über einen „Vertragsbruch“. Schulen seien ein „Totschlagargument“. Die Kleingärtner fürchten seit Langem um ihre Flächen. Noch ziehen sich die Parzellen von der Behringstraße bis zur Bernadottestraße. Schon lange ist bekannt, dass um den Sportplatz am Othmarscher Kirchenweg Wohnungen entstehen sollen. In den vergangenen Jahren sind im Stadtteil Hunderte neue Wohnungen entstanden; eine ähnlich große Zahl ist in Planung. Dementsprechend groß ist der Bedarf nach neuen Schulen.

Asklepios spricht von einem Krankenhausquartier

Elke Huster Nowack von der Gesundheitsbehörde skizzierte in der Veranstaltung die Planungen für die neue Klinik: „Unser Ziel ist ein zukunftsfähiges, modernes Krankenhaus für die umfassende Versorgung der Menschen im Westen“, sagte sie. Das bestehende Gebäude sei weder zeitgemäß noch angesichts der hohen Energiekosten wirtschaftlich zu betreiben. Wegen der Alterung der Gesellschaft und des Wachstums der Stadt sei ein Neubau geboten.

Niels Brock von Asklepios betonte die Herausforderungen der modernen Hochleistungsmedizin. „Wir sind mit den Fachbehörden seit fünf bis zehn Jahren im Dialog“, verriet er. Geplant sei nun ein modularer Baukasten mit Ärztehaus, Präventionszentrum und vier medizinischen Leuchttürmen. „Deshalb planen wir ein Krankenhausquartier, nicht nur ein Krankenhaus. Stellen Sie sich eine grundlegend andere Klinik vor“, sagte Brock.

Die Wegepläne rund um die neue Klinik.
Die Wegepläne rund um die neue Klinik. © HA | Matthias Iken

Asklepios habe in Harburg und Wandsbek mit Umbauten in bestehenden Gebäuden sehr schlechte Erfahrungen gemacht, eine Sanierung im laufenden Betrieb sei kaum möglich. „Ich finde es cool, dass die Klinik hier neu gebaut wird.“

Die Zuhörer, das zeigte die emotionale Debatte, teilten die Begeisterung nicht so recht. Auch der SPD-Fraktionsfachsprecher Wolfgang Kaeser forderte, die Bezirksversammlung besser an den Planungen zu beteiligen.