Hamburg. Kühnes Luxushotel wurde vor einem Jahr eröffnet. Direktor Sponholz spricht über Raten, Auslastung und Familien als Zielgruppe.

Sonnenschein, strahlend blauer Himmel und Temperaturen um die 25 Grad. Es war ein Tag wie aus dem Bilderbuch auf Mallorca, als Klaus-Michael Kühne sich einen halben Tag für das Abendblatt Zeit nahm. Der Logistikunternehmer hatte auf der Terrasse seines Luxushotels Castell Son Claret oberhalb von Port d’Andratx im Schatten Platz genommen. Er berichtete enthusiastisch von seinem Plan, das „beste Hotel der Stadt“ – gemeint war Hamburg – zu eröffnen. Das Treffen auf der Baleareninsel ist fast sechs Jahre her.

Milliardär Kühne war am Ziel

Damals hatte der Milliardär das Filetgrundstück an der Außenalster gerade gekauft. Das Interconti, hier hatte der Wahlschweizer häufig gewohnt, ließ er abreißen. Auf dem Areal an der Straße Fontenay verwirklichte sich Kühne den Traum von einem eigenen Luxushotel in seiner Heimatstadt. Der Weg dahin war steinig. Im Sommer 2016 wollte der umtriebige Geschäftsmann sein The Fontenay eröffnen. Der Termin musste immer wieder verschoben werden, wegen diverser Probleme auf der Baustelle. Schließlich wurde es der 19. März 2018. Exakt vor einem Jahr: Es war wieder strahlend blauer Himmel. Voll Stolz posierten Klaus-Michael Kühne und seine Frau Christine vor dem futuristischen Gebäude. Endlich. Der Milliardär war am Ziel und jetzt musste das Fünf-Sterne-Superior-Haus mit 130 Zimmern und Suiten mit Leben gefüllt werden. Die Restaurants und Bars am Markt platziert werden.

Diese große Aufgabe haben der geschäftsführende Direktor Thies Sponholz und seine rund 180 Mitarbeiter. Der Hotelchef empfängt in der Bibliothek, im Erdgeschoss, um das erste Jahr Revue passieren zu lassen. Der gebürtige Husumer ist bereits seit gut vier Jahren an Bord. Er hatte lange Zeit, um sich auf den großen Tag vorzubereiten. Es sei ein sehr spannendes, bewegtes und intensives erstes Jahr gewesen, sagt Sponholz. Er findet: „Das The Fontenay ist wie ein kleines Kind, das wächst und wächst. Jeder Tag ist neu. Erst nach und nach kehrt eine gewisse Routine ein.“

Kühne kritisiert Hamburgs Politik

Haben die Einheimischen die Nobelherberge in ihr Herz geschlossen? „Ich denke, wir konnten die Hamburger für unser Haus begeistern. Viele waren neugierig und wollten natürlich sehen, was hier auf der ehemaligen Interconti-Fläche entstanden ist. Aber die Kunst ist es, diese Menschen zu Stammgästen zu machen und daran arbeiten wir“, so Sponholz. Klaus-Michael Kühne sieht zudem die Politik in der Pflicht, Hamburgs Strahlkraft weiter zu erhöhen. „Bedauerlich ist, dass Hamburg trotz der Schönheit der Stadt, dem bedeutenden Hafen, der vielfältigen Kultur und der sehr guten Lebensqualität zu wenig nationale und internationale Gäste anzieht, die auch einmal in einem Spitzenhotel wohnen wollen. Wer immer bei uns gewesen ist, kommt wieder, aber um das Hotel zu füllen, müssen Hamburg und seine Highlights erst ,entdeckt‘ werden.“ Er fordert: „Regierung, Kulturschaffende und die Wirtschaft sollten zusammenstehen, um Hamburgs Attraktivität bekannt und beliebt zu machen.“

Der nicht enden wollende Sommer im Vorjahr hat Sponholz in die Karten gespielt: „Die Dachterrasse war bis in den Oktober hinein ein echter Hotspot, häufig hatten wir keine Kapazitäten mehr.“ Auch die Terrasse vom Parkview Restaurant im Erdgeschoss sei sehr gut ausgelastet gewesen. Jetzt, wo die Temperaturen alles andere als sommerlich sind, ist es schwieriger: „Wir sind keine Lauflage, wo die Gäste nach dem Einkaufen einfach mal auf einen Kaffee oder ein Abendessen einkehren. Uns muss man gezielt besuchen. Wir sind eben ein City-Resort am Rande der Innenstadt“, sagt Sponholz.

Michelinstern für das Restaurant

Nicht alles lief nach Plan oder wie Sponholz sagt: „Wir haben einige Dinge ausprobiert und dann angepasst.“ Das Frühstück wurde auf einer Etagere gereicht, inzwischen wird jeden Morgen ein Buffet aufgebaut, an dem sich die Gäste bedienen können. Zunächst war das Gourmet-Restaurant Lakeside auch mittags geöffnet. Doch die Nachfrage sei nicht so groß gewesen, dass dieses den Aufwand gerechtfertigt habe.

Seit Mitte August ist es weiterhin an fünf Tagen pro Woche abends geöffnet. Es gibt Grund zur Freude in dem Gourmettempel: Lakeside-Küchenchef Cornelius Speinle hat im Februar, nur rund elf Monate nach der Eröffnung, einen Michelinstern für seine Küchenleistung erhalten. Bleibt die Frage, ob Speinle jetzt alles daransetzt, einen zweiten Stern zu erkochen. Der gibt sich bescheiden: „Wir haben zunächst die Herausforderung, den Stern zu halten. Denn man muss sich Jahr für Jahr neu beweisen.“

Schon vor der Eröffnung, hatte die angestrebte Rate des The Fontenay für Raunen in der Hamburger Luxushotellerie gesorgt. Die meisten Fünf-Sterne-Häuser sind zufrieden, wenn sie außerhalb von Messen 200 Euro für ein Zimmer erzielen. Das The Fontenay hatte 355 Euro als Einstiegspreis exklusive Frühstück ausgegeben. Wer in den Buchungsportalen im Internet recherchiert, bekommt schon mal die Nacht im The Fontenay für unter 300 Euro angeboten. Das weiß auch Sponholz: „Wir passen uns dem Markt an. Wenn die Preise in Hamburg mal wieder extrem niedrig sind in der Fünf-Sterne-Kategorie, dann ziehen wir nach. Aber das sind dann wirklich nur kleine Kontingente.“

Gäste vorrangig aus den USA

Voll Stolz verweist Sponholz darauf, „dass wir mit einer erzielten Durchschnittsrate von 350 Euro pro Nacht den Spitzenplatz in Hamburg einnehmen.“ Solch ein Schnitt ist wohl möglich, weil auch „häufiger mal“ die 200 Quadratmeter große Fontenay-Suite für 9000 Euro pro Nacht von der wohlhabenden Klientel gebucht wird. Insgesamt haben Gäste aus 63 Nationen im The Fontenay gewohnt: „Unsere Gäste kommen vorrangig aus den USA, der Schweiz, dem mittleren Osten, Südamerika und Deutschland“, sagt der Hotelchef.

Ein Ziel von Sponholz im zweiten Jahr dürfte es sein, an der Zimmerauslastung von 50 Prozent zu arbeiten: „Wir sind ein Newcomer auf dem Markt. Wir werden nach und nach bekannter und das wird sich dann auch positiv auf die Zimmerauslastung auswirken.“

1000 Kinder haben im The Fontenay 2018 übernachtet

Dass das The Fontenay kein klassisches Grandhotel ist, daraus macht Sponholz keinen Hehl. „Wir bieten einen unaufdringlichen Luxus. In erster Linie geht es doch darum, dass sich die Gäste hier wie zu Hause fühlen.“ Sponholz hat eine spannende Zahl parat: „Wir sind stolz darauf, dass im ersten Jahr schon rund 1000 Kinder bei uns mit ihren Eltern gewohnt haben. Das ist genau das, was unser Haus ausmacht. Wir bieten etwas für jede Zielgruppe, jeder ist herzlich willkommen.“ Er lächelt: „Wenn wir weiter so einen Zuspruch von Familien haben, dann werden wir auch darüber nachdenken, eine spezielle Betreuung für Kinder anzubieten.“ Bleibt die Frage, die dem Hotelier schon so häufig gestellt wurde. Ist das The Fontenay das beste Hotel der Stadt? Sponholz: „Unser Ziel war es, im Finale der Champions League mitzuspielen. Das haben wir geschafft.“

Lob und Seitenhiebe von den Mitbewerbern

Die Stadt freut sich über das Haus: „Das Hotel hat es geschafft, durch die besondere Lage, die Verbindung von einzigartiger Architektur und anspruchsvollem Design sowie dem herausragenden Leistungs- und Serviceangebot zu einem Aushängeschild der Hamburger Gastgeberkultur zu werden“, sagt Hamburg Tourismus-Chef Michael Otremba.

Und was sagt die Konkurrenz? Das Abendblatt hat bei Unternehmer Eugen Block nachgefragt, dem das Luxushotel Grand Elysée an der Rothenbaumchaussee gehört. Von ihm gibt es Lob – und einen Seitenhieb: „Das Fontenay ist eine Bereicherung für unsere Stadt. Hervorragend. Ich wünsche Herrn Kühne viel und noch mehr Anerkennung durch die Hamburger für sein großes Lebenswerk. Bei uns im Elysée ist mehr los.“