Hamburg . Klaus von Dohnanyi unterhält sich mit Giovanni di Lorenzo über den Nationalsozialismus und ihre Mütter. Dann wird es sentimental.
„Wir beenden das jetzt“, sagt Markus Lanz am Dienstagabend am Ende seiner gleichnamigen Talkshow. Die Teilnehmer seien nicht mehr in der Lage, „gut zu sprechen“. Es sei sehr intensiv gewesen. Dann fügt er hinzu: „Das war ein großes Stück Fernsehen.“ Was war geschehen?
Nur zwei Gäste hatte Lanz an diesem Abend im TV-Studio in Hamburg-Altona: Klaus von Dohnanyi, Politiker und ehemaliger Bürgermeister Hamburgs, und Giovanni di Lorenzo, Journalist und Chefredakteur der Zeit. „Wir wollen die Chance nutzen, um intensiv mit zwei Männern zu sprechen, die dieses Land, den Politikbetrieb und die deutsche Gesellschaft über einen wirklich langen Zeitraum entweder gestaltet oder journalistisch begleitet haben“, so leitet Lanz die Sendung ein.
Von Dohnanyi hält nichts vom Klimaprotest der Schüler
Das erste Thema sind Schüler, die zum Klimaprotest die Schule schwänzen. Der ehemalige Bildungsminister von Dohnanyi findet dafür klare Worte: „Ich halte gar nichts davon – und zwar deswegen, weil die jungen Menschen gar keine Opfer bringen“, sagt von Dohnanyi. Wer demonstriert, solle dafür seine Freizeit am Wochenende nutzen. Außerdem würden es sich die Schüler zu leicht machen. „Ich möchte mal wissen, wie viele von denen, die gegenwärtig im Urlaub sind, mit dem Auto dorthingefahren sind“, fragt von Dohnanyi.
In seiner Zeit ging man in den Harz in Urlaub, auch wenn es da meistens regnete und im Winter aß man Kohl und nicht Avocados. „Die werden nicht auf das Auto verzichten, wenn sie am Nachmittag zum Ballett gefahren werden“, sagt von Dohnanyi. Di Lorenzo ist da milder. „Was mir eher auf den Geist geht, ist das Ranschmeißen der Politik“, sagt di Lorenzo. Die Politiker sollten sich eher fragen, warum es ihnen so schwer falle, diese Politik, die sie angeblich unterstützen, auch umzusetzen.
Beim Thema Nationalsozialismus wird es sentimental
Dann entwickelt sich der Talk hin zu den großen Themen. Darüber, wie viel Freiheit Deutschland verträgt, wie Menschen geholfen werden kann, die durch die Digitalisierung ihren Job verlieren, oder was die Globalisierung wirklich bringt. Aber auch über die Vergangenheit wird viel gesprochen, über die Familiengeschichten der von Dohnanyis und der di Lorenzos. Als der 59-jährige Chefredakteur von seiner Mutter erzählt, fängt es an, sentimental zu werden.
Auch von Dohnanyi kommt ins Stocken und sagt: „Wir werden doch unsere Schuld gegenüber unseren Müttern nie los“. Im Grunde genommen würden wir ihnen alles verdanken. „Man kann nicht wirklich zurückgeben was die Mütter getan haben“, sagt von Dohnanyi. Selbst als sein Vater, ein Widerstandskämpfer, von den Nazis bereits gefasst wurde und schreckliche Qualen durchleiden musste, habe seine Mutter ihm am Abend noch Geschichten vorgelesen, um ihn zu beruhigen. Daraufhin laufen di Lorenzo Tränen über die Wange.