Hamburg. Der Hamburger gibt eine Show im Docks. Im Interview erzählt er von seinem ehrenamtlichen Engagement und Depressionen.

Kleine Stars produziert die HipHop Academy in Billstedt selbst, doch wenn ein Weltstar wie DJ Felix Jaehn mal kurz vorbeikommt, um 100 Karten für seine Show am Freitag im Docks zu spenden, dann darf es auch ein wenig Kreischalarm geben.

„Felix ist eine echte Inspiration für mich. Ich bin erstaunt, wie nett der ist“, sagt Richy (23) zwischen zwei Selfies mit dem nur ein Jahr älteren Musikproduzenten, der mit „Cheerleader“ und „Ain't Nobody“ 2015 zwei internationale Nummer-eins-Hits hatte. Und Richy hat recht. Felix Jaehn, der in Hamburg geboren wurde und zwischen seinen Welttourneen in einem kleinen Ostseedorf wohnt, hätte viele Gründe abzuheben.

Netter Junge von nebenan

„Ich reise um die Welt, habe viele finanzielle Freiheiten und meine Leidenschaft Musik zum Beruf gemacht. Das Leben hat mir mit nur 24 Jahren so viel geschenkt,“ sagt er und fängt an, ganz bürgerliche Dinge aufzuzählen wie ein „schönes Haus mit einem großen Garten, in den ich viele Bäume gepflanzt habe“. Er wirkt nicht wie ein Weltstar, eher wie der nette Junge von nebenan, der erst mal alle jugendlichen Fans und Erwachsenen umarmt.

Mit seinem ehrenamtlichen Engagement für die kleinen Klangstrolche und die HipHop Academy, beides Projekte des Kultur Palasts Hamburg, gehe er seiner zweiten Leidenschaft nach, „der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die mich sehr mit Sinn erfüllt“. Er habe nach all der Zeit, in der es immer nur um ihn gegangen sei, derzeit das dringende Bedürfnis, „etwas zurückzugeben“.

Aviciis Tod ein Riesenschock

Auch wenn es ihm derzeit sichtlich gut geht, erzählt Felix Jaehn im Interview mit dem Hamburger Abendblatt erstaunlich offen von den Schattenseiten seines Ruhms schon mit 20 Jahren plötzlich eine Musikgröße zu sein. Er berichtet von der Einsamkeit am Flughafen, wenn er alleine von einem Gig zum anderen geflogen ist, in zwei Tagen fünf Shows in vier Ländern hatte. „Ich war oft überfordert, es wurde so viel von mir erwartet, plötzlich gebe ich Interviews und es ist wichtig was ich sage und anziehe. Das waren so viele Eindrücke, dass es keine nachvollziehbare Geschwindigkeit mehr gab“, erzählt er.

DJ Felix Jaehn über Höhen und Tiefen seiner Weltkarriere

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    Und auch von den Phasen, in denen er darüber nachgedacht habe „alles hinzuschmeißen, weil es mir zu viel wurde“. Der Suizid seines Vorbilds Avicii, der ihn auch zur Musik gebracht hat, sei deswegen auch ein riesiger Schock für ihn gewesen. In einer neuen EP hat Jaehn das Thema Depressionen verarbeitet und auch den Weg daraus beschrieben, über „Selbstliebe und Selbstakzeptanz“. Seinen Halt und eine Erdung erfahre er vor allem durch gute Freunde und seine liebevolle Familie. Die Zukunft stellt sich der derzeitige Single als „Hausmann vor, der Gemüse züchtet und Musik produziert, während die Kinder in der Schule sind. Das wäre mein Traum“.

    Am 8. März am Spielbudenplatz

    Bis das jedoch so weit ist, lebt der Norddeutsche aber gern noch ein paar Jahre weiter seinen Traum, der mit 16 Jahren als DJ in kleinen Clubs in Mecklenburg-Vorpommern anfing. Zwei Monate BWL zeigten ihm, dass das nicht seine Welt ist. Der Musiker liebt es mehr, seine „Fans auf eine musikalische Reise mitzunehmen“. Wer Lust darauf hat, kann Felix Jaehn am 8. März ab 23 Uhr bei seiner Show collaection deep im Docks, Spielbudenplatz 19, erleben.

    https://www.youtube.com/watch?v=M3YcTVMk_s8&feature=youtu.be