Hamburg/Hannover. In der Hansestadt muss die Feuerwehr 75-mal ausrücken. Andernorts waren die Einsätze schwerwiegender. Neues Hochwasser?
Sturmtief "Bennet" hat Hamburg nach ersten Erkenntnissen weitgehend verschont. Bis 7 Uhr musste die Feuerwehr in der Hansestadt zu 75 wetterbedingten Einsätzen ausrücken, wie ein Sprecher des Lagedienstes dem Abendblatt am Dienstagmorgen sagte. Größere Schäden seien dabei nicht in Erscheinung getreten. In den meisten Fällen mussten Bäume oder Äste aus dem Weg geräumt oder Gerüste gesichert werden. Verletzt wurde niemand. Im Stadtgebiet gab es kleinere Überschwemmungen. Diese waren allerdings so gering, dass keine Straßen gesperrt wurden.
Die Sturmbilanz für Hamburg am Montag
Auch die Elbe trat weniger hoch über die Ufer als vorhergesagt. Am Fischmarkt stand das Wasser zum Scheitelpunkt 1,38 Meter über dem Mittleren Hochwasser, prognostiziert waren 1,50 Meter. Die meisten Autofahrer hatten sich ohnehin vorgesehen – am Parkplatz Neumühlen/Övelgönne waren alle Fahrzeuge rechtzeitig beseitigt. In einigen Fällen half die Polizei nach.
In der Nacht wurde die Sturmflutwarnung vorerst aufgehoben. Am Mittwochnachmittag erwartet das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg einen Elbe-Pegel von einem halben bis Dreiviertel Meter über dem mittleren Hochwasser. Gleiches gilt für die Weser in Bremen sowie das Mittagshochwasser an der deutschen Nordseeküste und in Emden.
Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) lässt der Wind seit den frühen Morgenstunden immer weiter nach. Gegen Nachmittag soll sich die Lage endgültig wieder entspannen.
Brücken in Schleswig-Holstein für Lkw gesperrt
In Schleswig-Holstein knickten in der Nacht viele Bäume um, auch Dächer wurden abgedeckt. Menschen wurden nach Polizeiangaben nicht verletzt. Die Feuerwehr in Kiel musste im Stadtgebiet mehrere umgestürzte Bäume wegräumen und ein Baugerüst sichern, das umzufallen drohte. Auch in Dithmarschen entwurzelte der Sturm viele Bäume. Beschädigt wurde dabei nichts, weil die Bäume auf die Straßen fielen. Landesweit sind einige Brücken für Laster und Autos mit Anhänger gesperrt.
In Lübeck hat der Wind Teile eines großen Silos weggeweht, so dass eine anliegende Straße gesperrt werden musste. Im nur wenige Kilometer entfernten Ahrensbök wurde das Dach einer Scheune beschädigt. Auch hier wehten die Trümmerteile auf eine Landstraße, die laut Polizei am Morgen noch gesperrt war.
Herausforderungen am Flughafen Hannover
Niedersachsen und Bremen hat "Bennet" derweil weitaus härter getroffen. So setzten am Flughafen Hannover die Flugzeuge wegen des Windes in deutlicher Schieflage zur Landung an, die für die Piloten zu einer Herausforderung wurde. Für die Nordseeküste gab es eine Sturmflutwarnung, die aber am frühen Morgen wieder aufgehoben wurde.
Allein in Hannover gab es für die Feuerwehr 20 unwetterbedingte Einsätze, wobei es um umgewehte Bäume, abgebrochene Äste und lose Dachziegel ging. Im Stadtteil Linden stürzte ein 25 Meter hoher Baum auf ein Auto und einen Lieferwagen, der dadurch schwer beschädigt wurde. Mit einem Kran wurde der Baum entfernt, verletzt wurde niemand. In Isernhagen stürzte ein ähnlich hoher Baum auf ein Hausdach, auch hier rückte die Feuerwehr mit einem Kranwagen an.
Laster von Seitenwind umgeworfen
Auf der Autobahn 392 in Braunschweig wurde ein Lastzug aus der Ukraine von heftigem Seitenwind erfasst und umgeworfen. Der Fahrer und die Beifahrerin kamen leicht verletzt ins Krankenhaus, der quer über allen Fahrspuren liegende Laster blockierte vorübergehend den Verkehr. Auf der B71 bei Suhlendorf wurde ein LKW-Gespann aus der Tschechischen Republik auf die Mittelleitplanke geweht. Der 32 Jahre alte Fahrer kam mit dem Schrecken davon.
Verspätungen auf ICE-Strecke über Hamburg
Weil ein umgestürzter Baum die Bahnstrecke von Hannover nach Wolfsburg blockierte, musste der Regionalverkehr unterbrochen werden, während die ICE-Züge zwischen dem Ruhrgebiet und Berlin über Braunschweig umgeleitet wurden. Dies führte zu Verspätungen von einer halben Stunde. Verzögerungen gab es auch auf der ICE-Linie von Stralsund über Hamburg und Hannover nach Karlsruhe sowie der IC-Verbindung von Norddeich über Hannover nach Dresden.
Orkanböen stoppen die Brockenbahn
Auch die Brockenbahn stellte wegen Orkanböen auf dem Gipfel des Harzes den Betrieb ein. Ob die Dampfloks am Dienstag wieder auf den Gipfel fahren könnten, war unklar. Auf dem 1141 Meter hohen Brocken wehten schon in der Nacht Orkanböen, wie ein Sprecher der Wetterwarte des Deutschen Wetterdienstes sagte. Am Montag wehte der Wind mit bis zu 140 Kilometern pro Stunde über den höchsten Berg des Mittelgebirges. Das seien keine ungewöhnlichen Geschwindigkeiten für den Brocken, so der DWD-Sprecher. Bei minus einem Grad Celsius fiel auch Schnee.
In Bremerhaven stürzte eine abgeknickte Pappel auf eine Laterne und dann auf ein Auto, wie die Polizei mitteilte. Fassadenteile und Dachziegel stürzten auf die Straße.