Hamburg. Facebook-Nutzer kritisieren Hü-und-Hott-Haltung des Senats. Sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel lobt Protest-Aktion in Hamburg.
Einen Tag nach der Klimaschutz-Demonstration, angeführt von der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg (16), an der in Hamburg Tausende Schüler teilnahmen, wird im Netz Kritik an der uneinheitlichen Haltung des Senats laut.
Im Vorwege hatte sich die Schulbehörde ganz klar gegen die Teilnahme an der Demo ausgesprochen: Unentschuldigtes Fehlen, auch wegen einer Klimaschutz-Demonstration, gelte als Schwänzen. Verpasste Unterrichtsleistungen würden mit null Punkten gewertet.
Schulsenator Rabe kritisiert Demos
Der Behördenchef selbst schlug etwas mildere Töne an. Auf Twitter schrieb Schulsenator Ties Rabe (SPD): "Ich freue mich, wenn sich junge Menschen für eine bessere Welt engagieren. Und am letzten Tag vor den Ferien, nun ja... Doch auf Dauer wirkt es wenig überzeugend, ausgerechnet in der Schulzeit zu demonstrieren. Niemand verbessert die Welt, indem er die Schule schwänzt."
Und was sagt Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD)? Der ließ Taten sprechen und erschien persönlich auf der Demo und sprach dort mit Schülerinnen und Schülern über das Klima und postete:
Ja, was denn nun? Das fragen sich zumindest einige Hamburger inzwischen in den Sozialen Netzwerken. Mathias Adler, Gründer des Newsletters "Tagesjournal (Bei Facebook unter "Adlerauge" aktiv), etwa hätte sich eine klarere Haltung gewünscht. Bei Facebook schreibt er: "(...) Was aber gar nicht geht, ist eine drohende Schulbehörde, ein Schulsenator Ties Rabe, der schon relativiert (letzter Tag vor Ferien, naja) und ein Bürgermeister Peter Tschentscher, der mit Schulschwänzern über das Klima diskutiert, statt die Kinder zur Rückkehr in die Schule aufzufordern. Jeder wie er will und ohne Orientierung für Kinder und Jugendliche. Pädagogisch war das heute eine glatte Sechs für den Senat." Seine Einschätzungen finden im Netz Lob und Kritik, die Debatte ist jedenfalls in vollem Gange.
Auch Senatssprecher Marcel Schweitzer äußerte sich bereits zu der Debatte: "Damit kein Missverständnis aufkommt: Die Schulpflicht gilt. Darüber hat der Bürgermeister auch mit den Schülern gesprochen. Insofern kann man nicht sagen, der Senator sieht das so und der Bürgermeister sieht das anders. Das ist nicht richtig."
Angela Merkel unterstützt Schüler-Demos
Unterdessen hat sich auch die Kanzlerin zum Thema geäußert und sich hinter die wöchentlichen Schülerdemonstrationen für mehr Klimaschutz gestellt. "Ich unterstütze sehr, dass Schülerinnen und Schüler für den Klimaschutz auf die Straße gehen und dafür kämpfen", sagte die CDU-Politikerin in ihrem wöchentlichen Videopodcast. "Ich glaube, dass das eine sehr gute Initiative ist."