Hamburg. Die schwedische Klimaaktivistin schloss sich am Freitag dem Schulstreik in Hamburg an. Großer Jubel bei Thunbergs Rede.
"Wir sind hier! Wir sind laut! Weil ihr unsere Zukunft klaut!" Mit Sprechchören wie diesen zogen am Freitagmorgen laut Durchsage vor Ort rund 10.000 Hamburger Schüler für eine bessere Klimapolitik zunächst vom Gänsemarkt Richtung Alster. Unter den Teilnehmern des Schulstreiks war auch ein prominentes Gesicht: Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg ist am Freitag erstmals für einen Schulstreik nach Deutschland gekommen.
Greta Thunberg: "Ihr könnt stolz auf euch sein"
Die 16 Jahre alte Greta führte den Demonstrationszug, an dem laut Polizeischätzungen knapp 4000 Menschen teilnahmen, gemeinsam mit Hamburger Schülern an. Auf Plakaten und Transparenten forderten die Jugendlichen "Das Klima kann nicht warten" und "Make earth cool again!". Aber nicht nur Schüler, auch Mütter mit kleinen Kindern und ältere Menschen nahmen an der Protestaktion teil.
Der Demonstrationszug führte vom Gänsemarkt über den Jungfernstieg und die Mönckebergstraße bis zum Rathausmarkt. Dort hielt Thunberg, die Ferien hat und schon an Demonstrationen in Brüssel, Paris und Antwerpen teilgenommen hat, eine kurze Rede. "Ihr habt heute Geschichte geschrieben – ihr könnt stolz auf euch sein", rief sie der begeisterten Menge zu, die immer wieder ihren Namen skandierte. "Wir werden solange weiterstreiken, bis die Politiker etwas tun", so Thunberg in ihrer Rede. "Wir lassen uns die Zukunft nicht stehlen. Wir machen unsere
Hausaufgaben, die Politik nicht." Nach ihrem Statement wurde sie mit "Greta,
Greta"-Sprechchören gefeiert.
Klimademo in Hamburg mit Greta Thunberg
Hamburger Schüler machen Greta Thunberg Liebeserklärung
Auf der Bühne überreichten die Hamburger Schüler Lilli, 17 Jahre alt, und der 16-jährige Gustav der schwedischen Klimaaktivistin einen riesigen Liebesbrief mit mehr als 72.500 Unterschriften ihrer change.org-Petition "WeLoveGreta". "Greta, wir freuen uns sehr, dass du uns heute hier in Hamburg besuchen kommst. Wie du siehst, bist du auch in Hamburg und in Deutschland ein Vorbild für Tausende", sagten die beiden.
Die Schüler betonten, dass es schrecklich sei, dass Greta für ihre ehrlichen Worte angefeindet worden sei. "Deswegen haben wir die Change.org-Kampagne "WeLoveGreta" gestartet", sagte Gustav. "Wir wollten uns mit dir solidarisch zeigen. Wir wollen dir – auch hier und heute – sagen: Wir lieben dich, Greta, für das, was du tust, für deinen Mut Dinge zu sagen, die viele Erwachsenen nicht wahrhaben wollen und dafür, dass du uns eine Stimme gibst."
Rabe: Niemand verbessert die Welt, indem er die Schule schwänzt
Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) äußerte sich zu dem Schulstreik via Twitter. Dort schrieb er: "Ich freue mich, wenn sich junge Menschen für eine bessere Welt engagieren. Und am letzten Tag vor den Ferien, nun ja... Doch auf Dauer wirkt es wenig überzeugend, ausgerechnet in der Schulzeit zu demonstrieren. Niemand verbessert die Welt, indem er die Schule schwänzt."
Für den Tweet erntete der Schulsenator viele negative Kommentare. "Sie sollten stolz darauf sein, was die Schüler auf die Beine stellen!" oder "Wie verbessert man denn dann die Welt? Lernen für eine Zukunft, die es vielleicht für unsere Kinder gar nicht gibt? Machen Sie doch mal Vorschläge" waren nur einige der Reaktionen auf Rabes Kommentar.
Äußerst positiv äußerte sich hingegen die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Annkathrin Kammeyer. Sie forderte via Twitter, den Hamburger Schülern auch zuzuhören und schrieb: "Von wegen unpolitische Jugend."
Miniatur Wunderland unterstützt Klimademo
Das Miniatur Wunderland widmete sich am Freitag ebenfalls der "Fridays for Future"- Proteste. "Auch in unserem Hamburg-Abschnitt demonstrieren die Wunderländer per Live-Stream mit!", teilte das Miniatur Wunderland via Twitter mit.
Und auch die Linken-Bürgerschaftsfraktion freute sich über das große Engagement der Hamburger Schüler. "Beeindruckendes Signal", schrieb die Fraktion auf Twitter.
CDU: Klimaschutzdemos gehören nicht in die Schulzeit
Ganz anders bewertet Birgit Stöver, die schulpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, die Klimademo. „Dass Hamburger Schülerinnen und Schüler sich für den Klimaschutz engagieren, ist begrüßenswert und kann wichtige Impulse für die Klima-Debatte geben", sagte Stöver. "Allerdings gehört das nicht in die Schulzeit, auch Lehrer sollten dieses beherzigen."
Innerhalb der Schulzeit sei es für die Lehrer vielmehr erforderlich, den Diskurs mit den Schülern zu suchen und über Gründe und Maßnahmen des Klimaschutzes zu informieren. "Es bleibt dabei, dass die allgemeine Schulpflicht auch am heutigen Freitag gilt", betonte die CDU-Politikerin. "Zudem stehen die Schulferien vor der Tür, so dass eine Demonstration in den nächsten zwei Wochen möglich wäre, ohne dass die Schülerinnen und Schüler dann unentschuldigt fehlen müssten.“
Vor rund einem halben Jahr hat Greta Thunberg alleine vor dem Reichstag in Stockholm damit begonnen, für stärkere Klimaschutzbemühungen ihres Landes zu protestieren. Durch Auftritte auf der UN-Klimakonferenz im polnischen Kattowitz (Katowice) und beim Weltwirtschaftsforum in Davos ist sie seitdem weltberühmt geworden. Schüler und Studierende in aller Welt demonstrieren mittlerweile nach ihrem Vorbild unter dem Motto #FridaysForFuture für mehr Klimaschutz, darunter an jedem Freitag Tausende in Deutschland.