Hamburg. Die “East River Pirates“ sind Fans eines “unbedeutenden deutschen Fußballvereins“, schreibt die Zeitung. Autsch.

Die Reportage der "New York Times" aus dem Stadtteil Brooklyn beginnt aus Hamburger Sicht wenig schmeichelhaft: Von einem "obscure German soccer team", einer "unbedeutenden deutschen Fußballmannschaft" ist da die Rede. Es geht um den FC St. Pauli, der im folgenden auch noch als "tiny", also winzig, beschrieben wird und dem Vergleich mit einer hierzulande mindestens genauso obskuren Eishockeymannschaft standhalten muss.

Ja, natürlich schalten die Spiele des Kiezclubs nicht so viele Menschen ein wie den Super Bowl: Dafür muss man aber auch keine stundenlangen Werbeblöcke ertragen – und statt Maroon 5 läuft AC/DC (und wenn nichts schief geht auch ein paar Mal Blur).

Der offizielle St.-Pauli-Fanclub in New York

Das letzte Mal, als die New Yorker über den Verein vom Millerntor schrieben, klang das noch freundlicher, da lobten sie den "coolsten Kindergarten der Welt". Zum Glück folgt ein mindestens mittelschweres "aber".

In der East River Bar trifft sich der offizielle St.-Pauli-Fanclub New Yorks, die East River Pirates. Und die können vielleicht nicht mit der größten Fußballexpertise der Welt aufwarten – das gleichen sie aber, wie auch die Reporterin anerkennt, mit einer Menge Herzblut aus.

Auch der Fanclub selbst gibt zu, dass der eigentliche Fußball (den sie mangels Livestream mit diversen Stunden Verspätung sehen – und wehe jemand verrät vorher das Ergebnis) für die Mitglieder eher zweitrangig ist: "Es ist nicht so, als ob wir den Spielverlauf oder das Ergebnis allzu wichtig nehmen würden", sagt Shawn Roggenkamp, eine der Organisatorinnen der beinahe-live-Übertragungen der Spiele des FC St. Pauli.

Besuch aus New York beim FC St. Pauli: "20 neue beste Freunde" gefunden

Umso mehr achten die Frauen und Männer auf das, wofür der Verein vom Millerntor tatsächlich weltbekannt wurde: die politische Haltung. Man ist links, antifaschistisch, sammelt Geld für den guten Zweck und freut sich ganz allgemein am Zusammensein. Das den Erzählungen eines Supporters zufolge auch auf der anderen Seite des Atlantiks gut funktioniert hat: Karl Paranya war vor ein paar Jahren in Hamburg und natürlich im Stadion. Ebenso natürlich hat er sein New Yorker Fanclub-Shirt getragen und so "20 neue beste Freunde" gefunden, die ihn nun in New York besuchen.

Da ist es dann auch irgendwie egal, wenn ein Spiel verloren geht und man lieber gemeinsam "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" hört, als bis zum Abpfiff zu warten.

Das mit dem "unbedeutend" wollte der FC St. Pauli übrigens auch nicht ganz unwidersprochen auf sich sitzen lassen. Via Twitter ließ man ironisch wissen, man habe den hübschen Text "einer unbedeutenden New Yorker Zeitung" wahrgenommen.

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