Hamburg. Viele Menschen können es sich leisten, regelmäßig essen zu gehen. Und immer seltener wird selbst gekocht.

Selber am Herd stehen und kochen? Viele Hamburger gehen heute lieber aus. Noch nie war das Angebot an Restaurants in der Hansestadt so groß wie jetzt. Laut Handelskammer gab es im Januar genau 6688 Hotels und Restaurants in der Stadt– noch vor zehn Jahren waren es 5680, also rund 1000 Betriebe weniger.

Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig: Die Stadt wächst, weil immer mehr Menschen hier leben wollen. Es kommen viele Touristen, und es wohnen genügend Menschen in Hamburg, denen es wirtschaftlich so gut geht, dass sie sich regelmäßige Restaurantbesuche leisten können. „Außerdem sind die Bürger weltoffen und bereit, neue Konzepte auszuprobieren“, sagt Peer Petersen, der mehrere Lokale und einen Weinhandel mit mehr als 250 Mitarbeitern betreibt.

„Es gibt eine Entwicklung vom Versorgungskonsumenten zum Erlebniskonsumenten“, sagt Professor Ulrich Reinhardt von der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen. Natürlich wolle man auch seinen Hunger stillen. „Aber es geht genauso um Geselligkeit, Genuss und etwas Besonderes.“

Veränderungen in der Gesellschaft

Vor Jahren mussten es schon der Geburtstag der Großmutter oder der Hochzeitstag der Eltern sein, um aushäusig zu essen. Das Repertoire der Restaurants war viel kleiner, und es gab keine Bewertungsportale im Internet, auf denen man sich einen Überblick über die Speisekarte oder die Einrichtung des Lokals verschaffen konnte.

Die häufigen Restaurantbesuche zeigen die Veränderungen in der Gesellschaft. Früher war Hausfrau ein Lebensmodell. Heute gehen die meisten Frauen einer bezahlten Tätigkeit nach. Also fehlt oft die Zeit zum Kochen und mehr und mehr auch das Wissen, wie man Rouladen schmort oder eine Hühnersuppe zubereitet.

Eine große Herausforderung ist der Fachkräftemangel. Laut Handelskammer machen derzeit 2105 Männer und Frauen eine Ausbildung im Gastgewerbe in Hamburg. Laut Dehoga Hamburg könnten aber schon jetzt rund 5000 zusätzliche Kräfte in diesem Bereich in der Hansestadt arbeiten.