Hamburg. Ein anderes Motiv als die Hamburger Burg? Für den Senat offenbar zu viel Eigensinn. Auch auf einen Spruch muss Bergedorf verzichten.

Zu viel Individualismus: Das Bezirksamt Bergedorf hat das eigene Logo aus seiner Darstellung gestrichen, präsentiert sich nur noch als Teil Hamburgs mit seinem Marketing-Konzept. An die Stelle der drei geschwungenen Bergedorfer Bäume tritt Hamburgs Burg. Der 2002 mit dem Logo als Ausdruck des Bergedorfer Selbstbewusstseins entstandene Spruch „...wo in Hamburg die Sonne aufgeht“ soll künftig offiziell nicht mehr verwendet werden.

„Die Zeiten entwickeln sich weiter“, sagt Vize-Bezirksamtsleiter Ulf von Krenski. „So können wir von der Strahlkraft Hamburgs profitieren. Die Marke der Metropole wirkt weitaus stärker als eine Marke Bergedorf es je könnte.“

Bergedorf wollte Schlupfloch nutzen

Tatsächlich gibt das Bezirksamt dem massiven Druck der Senatskanzlei nach. Der Senat hatte schon 2005 verfügt, dass neben den Behörden explizit auch alle sieben Bezirke der Stadt verbindlich das „Hamburger Kommunikationsmuster“ für sämtliche Broschüren und Veröffentlichungen verwenden. Doch es gab eine Ausnahme: Kooperierte ein Bezirksamt für ein Projekt mit einem nichtstädtischen Akteur, etwa dem örtlichen Wirtschaftsverband, der Seniorenvertretung oder einer Kulturinitiative, galt die Verpflichtung nicht. Ein Schlupfloch, das Bergedorf nutzte, um seinen Charakter als Stadt in der Metropole zu unterstreichen.

Ein Individualismus, der Hamburg seit der Modernisierung seines Kommunikationsmusters im Sommer 2016 ein Dorn im Auge war: „Unsere Darstellung verfügt aufgrund der inzwischen langjährigen Anwendung über einen hohen Wiedererkennungswert. Gerade Kommunikationsanlässe, die sich an Zielgruppen außerhalb Hamburgs richten, etwa im Bereich touristischer Vermarktung, profitieren von diesem Wiedererkennungswert“, sagte Thorsten Hurni aus der Pressestelle der Senatskanzlei.

Verband bleibt beim Bergedorf-Logo

Dass Hamburgs Strahlkraft für Bergedorf wichtig ist, gilt vielen hiesigen Akteuren außerhalb des Bezirksamts nur als halbe Wahrheit. Zu leicht könne derart viel Licht der Metropole Bergedorf in den Schatten stellen, argumentiert Thomas Buhck, Chef des Wirtschaftsverbandes WSB: „Gerade im wachsenden Hamburg und der ja auch mit seinem Logo werbenden Metropolregion müssen wir uns die eigene Unverwechselbarkeit erhalten. Deshalb bleibt der WSB in seiner Außendarstellung in jedem Fall beim Bergedorf-Logo.“

So sieht es auch Claudia Ehlebracht, Vorsitzende des Arbeitskreises Bergedorf-Tourismus: „Wir werben seit Jahren beim Hafengeburtstag und auf der Reise-Messe sehr erfolgreich mit eigenem Stand für Bergedorf. Da wäre es fatal, auf unseren Wiedererkennungswert zu verzichten.“ Dass das Bezirksamt jetzt ausschert, wertet sie als herben Verlust: „Das macht die Marke Bergedorf unvollständig und dreht leider vieles Erreichte zurück.“