Was sich 2019 in Hamburgs Bezirken ändert: Im Osten Straßenbau und Pläne fürs Zentrum. Ergebnisse zu Dioxinfunden im Januar.

Vor allem im Wohnungsbau tut sich viel im Bezirk Bergedorf, der 2019 voraussichtlich nah an die 130.000 Einwohner rückt. Auch wenn die Schallgrenze von 125.000 Bergedorfern erst vor zwei Jahren durchbrochen wurde, sorgt das ambitionierte Wohnungsbauprogramm weiter jährlich für durchschnittlich 2000 Neubürger. Die Agenda 2019 zeigt, dass eine ganze Reihe von Bauvorhaben ansteht – nicht allein Wohnungsbau, sondern auch andere Projekte, die den Bezirk attraktiver machen sollen. Darunter die Vorhaben um Bergedorfs alten Hafen, den sogenannten Serrahn, aber auch das Körber-Haus und die Zukunft vom Haus im Park.

Dabei droht auch mancher Engpass, geht das Augenmerk auf die Sanierungsprojekte im Straßenverkehr. Allen voran die neue Brücke der B 5 über die Autobahn 1 und der komplette Umbau des Straßenzugs Am Beckerkamp in Lohbrügge. Im Bereich Umwelt macht der Nordwesten des Naturschutzgebiets Boberg Sorgen: Liegt hier seit den 1960er-Jahren Dioxin? Die Umweltbehörde untersucht das Areal seit drei Monaten. Die wichtigsten Projekte im Überblick.

Verkehr



1. Umbau Straßenzug
Binnenfeldredder/Habermannstraße/Am Beckerkamp: Schon vor seinem Start steht der Rückbau der teils vierspurigen „Lohbrügger Hauptstraße“ in der Kritik. Auf den kompletten 2,5 Kilometern zwischen der Kreuzung Sander Damm/Bergedorfer Straße bis zur Landesgrenze Richtung Reinbek werden Radfahrer auf die Straße geführt, zwei mächtige Kreisverkehre am sogenannten Lindwurm gebaut und auch sonst fast alles verändert, was die rund 34.000 motorisierten Nutzer heute kennen. Entsprechend reserviert ist die Resonanz von der CDU, während die Grünen das Projekt begrüßen. Gebaut wird in mehreren Abschnitten vermutlich bis ins Jahr 2020.



2. Autobahnbrücke der B 5:
Vom Frühjahr an wird es eng auf Bergedorfs wichtigster Einfallstraße nach Hamburg. Die Vorarbeiten für den Austausch der rund 70 Jahre alten Brücke über die Autobahn 1 beginnen. Am 22./23. Juni fällt zunächst eine der beiden Richtungsfahrbahnen, der Verkehr muss sich über die andere drängeln. Wohl im Frühjahr 2020 folgt die andere Seite. Erhoffter Abschluss der Baustelle: Weihnachten 2020.



3. Verbesserung der Velorouten:
Zwei der 14 Hamburger Velorouten verbinden Bergedorf mit der City. Damit noch mehr Menschen auch für den täglichen Weg zur Arbeit auf das Fahrrad umsteigen, werden sie attraktiver gemacht. Gut drei Millionen Euro liegen bereit, für die Umgestaltung von Straßen, neuen Brücken und Belag. Die Veloroute 9 führt vom Bahnhof Bergedorf entlang des Bahndamms, die Route 8 ebenfalls vom Bahnhof weiter nördlich über Lohbrügge, Boberg und Hamm.



4. Weg am Schleusengraben:
Ohne Straßenlärm in Bergedorfs City gelangen oder in Richtung Süden direkt ins Landgebiet – das ist die Idee des kombinierten Fuß- und Radwegs entlang des Schleusengrabens. 2019 sollen die Verhandlungen mit den Grundeigentümern abgeschlossen werden, damit das Prestigeprojekt realisiert werden kann. Zuletzt stellte sich Opel Dello quer.



5. Vierlandenstraße:
Vom Juli an wird die Vierlandenstraße wohl vier Monate lang zur Einbahnstraße, um die Wasser-, Abwasser-, Gas- und sonstigen Leitungen unter dem Asphalt auszuwechseln. Hintergrund: 2020 soll die Fahrbahn erneuert und umgestaltet werden.



6. Autobahn-Ausfahrt Curslack:
Um den im abendlichen Berufsverkehr regelmäßig auftretenden Stau zu verkürzen, der bis auf die Autobahn 25 zurückreicht, will die Polizei handeln. In einer ersten Maßnahme werden die Wendemanöver auf dem Curslacker Heerweg unterbunden, die Autofahrer unternehmen, nachdem sie den Stau auf der Ausfahrt durch kurzfristiges Rechtsabbiegen umfahren haben.



7. Ochsenwerder Kirchendeich:
Fahrbahn und Nebenflächen werden saniert. Für 350.000 Euro soll der Abschnitt vom Eichholzfelder Deich bis Ochsenwerder Landstraße neu gemacht werden. Der Baubeginn ist für Sommer geplant.



8. „Marschländer Roulette“:
Die unfallträchtige Kreuzung von Ochsenwerder Landscheideweg und Oortkatenweg soll entschärft werden. Sowohl im direkten Kreuzungsbereich als auch auf Höhe der Bushaltestelle sollen ab Frühjahr Fahrbahnteiler und Verkehrsinseln eingebaut werden. Kosten: 800.000 Euro.



9. Sanierung Durchdeich:
Diese mehrfach verschobene Straßenbaumaßnahme soll im Herbst umgesetzt werden. Der engen Schlaglochpiste soll mit zwei Millionen Euro ein Ende gesetzt werden.

Soziales



10. Alte Schule Billwerder Straße:
Eigentlich sollte das Areal der ehemaligen Förderschule Billwerder Straße in diesem Jahr mit Studentenwohnungen oder allgemeinem Wohnungsbau überplant werden. Doch die Schulbehörde legte ihr Veto ein: Die Fläche könnte nun Standort einer elften weiterführenden staatlichen Schule im Bezirk werden. Die Entscheidung fällt im Sommer.


11. Umzug Handelsschule: Das Warten auf den Umzug der 1400 Handelsschüler von der Wentorfer Straße zieht sich. Vielleicht gelingt es zum neuen Schulhalbjahr, den 32 Millionen Euro teuren Umbau der alten Gewerbeschule 20 in Bergedorf-West zu beziehen. Dort waren die Handelsschüler bereits 2017 unterrichtet worden, doch der Lärm der verzögerten Bauarbeiten ließ sie an die Wentorfer Straße zurückkehren. Dort stockt deshalb die Überplanung des Areals für Wohnen und Einzelhandel.



12. Begegnungszentrum im Park:
Das beliebte Bewegungsbad im Haus im Park ist bereits wieder eröffnet, 2019 sollen die letzten Hürden genommen werden, damit das heutige Haus im Park am Gräpelweg Ende 2020 in die Verantwortung des Vereins „Bewegungszentrum im Park“ übergehen kann. Die Vorzeichen stehen gut: Vom Bezirk gibt es grünes Licht, von den Bergedorfern mehr als 70.000 Euro beim Crowdfunding. Jetzt muss der Verein die Um- und Ausbaupläne erarbeiten – samt Finanzierung der 400.000 Euro teuren Maßnahmen.



13. Umzug Kleingärtner:
Es dürfte der letzte Sommer des traditionsreichen Bergedorfer Schrebergartenvereins von 1920 am Curslacker Neuen Deich werden. Ein Jahr vor dem 100. Geburtstag ist die Umsiedlung nicht mehr abzuwenden – spätestens Ende 2020. Die 111 Parzellen werden Teil der Erweiterung des Forschungs- und Innovationsparks, die umfangreichen Bauarbeiten auf der anderen Straßenseite sind unübersehbar.



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4. Neuauflage BID Alte Holstenstraße:
Im Oktober läuft das Aktionsbündnis der Grundeigentümer an der Lohbrügger Einkaufsstraße aus. Das gut 600.000 Euro schwere sogenannte BID Alte Holstenstraße hatte Schlagzeilen gemacht, weil es im Gegensatz zu anderen Hamburger BIDs fast komplett auf ehrenamtliches Management setzt. Das Jahr 2019 wollen die Verantwortlichen nutzen, um für breite Zustimmung für ein neues BID zu werben.


15. Jubiläum Künstlerhaus Bergedorf
: Am 26. Februar wird Bergedorfs Künstlerhaus 25 Jahre alt. Bis heute wohnen und arbeiten in der alten Eckes-Likörfabrik zwölf studierte Maler, Bildhauer, Zeichner und Objektkünstler. In der Galerie des Hauses gibt es monatlich wechselnde Ausstellungen. Das Jubiläumsprogramm ist noch in Abstimmung.

Teile der Sternwarte werden saniert, die Aufarbeitung des Lippert-Astrografen ist auch vorgesehen. Kosten: drei Millionen Euro.
Teile der Sternwarte werden saniert, die Aufarbeitung des Lippert-Astrografen ist auch vorgesehen. Kosten: drei Millionen Euro. © imago/Christian Ohde | imago stock




16. Sternwarte:
Zwei wichtige Projekte im Observatorium auf dem Gojenberg werden in diesem Jahr beendet: Die gut drei Millionen Euro teure Sanierung des Großen Refraktors mit Neun-Meter-Teleskop und mächtigem Beobachtungsaufzug sowie Aufarbeitung des Lippert-Astrografen im Gebäude der Montessori-Schule. Dass alles pünktlich fertig wird, liegt nur indirekt an den Vorbereitungen zur erneuten Bewerbung als Weltkulturerbe-Kandidat: Die Universität Hamburg, zu der die schon 1830 noch als staatliches Institut gegründete Sternwarte als ihr ältestes Institut gehört, feiert in diesem Jahr 100. Geburtstag.



17. KulturA:
Im Frühjahr beginnt die 1,5 Millionen Euro teure Sanierung des Neuallermöher Bürger- und Veranstaltungshauses KulturA. Fundament und Außenhaut sind so stark von eindringendem Wasser beschädigt, sodass andernfalls der Abriss droht. Nach der Sanierung folgt die Erweiterung, für die nochmals knapp eine Million Euro fließt.

Stadtentwicklung



18. Baustart Körber-Haus:
Buchstäblich täglich werden die Abrissbagger erwartet, um das traditionsreiche Lichtwarkhaus am alten Hafen in Bergedorfs Zentrum zu beseitigen. An seiner Stelle soll bis Ende 2020 das neue, 25 Millionen Euro teure Körber-Haus stehen, mit großem Theater, Flächen für den Awo-Seniorentreff, die Angebote vom Haus im Park, die Bücherhalle und eine 200 Quadratmeter große Gastronomie.



19. Brücke über den Schleusengraben:
2019 soll den Durchbruch bringen beim Prestigeprojekt, das den Schleusengraben zu Bergedorfs Vorzeigeadresse entwickeln kann: Die geschwungene Brücke des Rad- und Fußwegs über den fast 600 Jahre alten Kanal, etwa in Höhe des Autohauses Kath. Seit vielen Monaten verhandelt das Bezirksamt mit einem Grundeigentümer über einen Flächentausch, damit die Rampen zur Brücke gebaut und die Wegeverbindung zwischen Bergedorfs City und seinem Landgebiet Wirklichkeit werden kann.



20. Geschrumpftes Stuhlrohrquartier:
Nach dem Erfolg der Bürgerinitiative, die die hochragenden Pläne des österreichisch-deutschen Wohnungsbau-Konzerns Buwog mit Hochhäusern verhindert hat, läuft jetzt das Bebauungsplanverfahren. Geht alles glatt, könnten Ende des Jahres die Abrissbagger anrücken, um erste Teile des alten Fabrik-Areals für 1000 Wohnungen, Cafés, kleine Geschäfte und Start-up-Unternehmen zu plätten. Stehen bleiben nur die denkmalgeschützten Stuhlrohrhallen.



21. Kritik am Baugebiet Brookdeich:
Unternehmer aus dem Gewerbegebiet an Brookkehre und Brookdeich halten nichts davon, dass rund um den Aldi in Bergedorf-Süd jetzt 560 neue Wohnungen entstehen. Das Baugebiet Brookdeich, für das dieser Teil des Gewerbegebiets jetzt baurechtlich zum „urbanen Wohngebiet“ umgeplant wird, sehen sie als Gefahr für ihre Firmen. Hintergrund: Der Brookdeich, der gleichzeitig schmaler wird, um Platz für Radler zu schaffen, sei künftig für Lkw kaum noch passierbar. Bleibt es bei diesen Plänen, denken viele Unternehmer daran abzuwandern.



22. Abriss des ehemaligen Glunz-Kaufhauses:
Seit Jahren immer wieder angekündigt, soll es 2019 passieren: Das ehemalige Kaufhaus der Firma Gebr. Glunz, bereits seit knapp 15 Jahren geschlossen, soll „im April oder Mai“ fallen, sagt Firmenchefin Julia Hartenstein. Gebaut werden hier zunächst rund 70 Mietwohnungen mit ruhigem Innenhof und großem Gebäuderiegel gegen den Lärm der viel befahrenen Kreuzung Mohnhof.



23. Stillstand beim Bergedorfer Tor:
Seit Sommer schon klafft nach dem Abriss der alten Post mitten in Bergedorf ein Loch. Ob hier tatsächlich das Bergedorfer Tor mit Seniorenwohnanlage, Büros und Praxen entsteht, ist angesichts der erheblichen Bauverzögerungen mittlerweile wieder Thema der Bezirksversammlung. Der neue Sitz der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille, als Teil des Komplexes geplant, soll nach Auskunft der Genossenschaft ab Frühjahr gebaut werden, notfalls auch unabhängig vom Bergedorfer Tor.



24. Serrahn-Ufer:
Der Serrahn soll als Bergedorfs alter Hafen wieder ins Zen­trum des Bezirks rücken. Auftakt dazu ist der im Mai beginnende Bau der Kupferhof-Terrassen – einer Freitreppe hinunter zum Wasser gleich neben dem Zugang zum Einkaufszentrum CCB. Weiter geht es dann mit den Planungen für den alten Kai, der Serrahnstraße, einschließlich ihres Krans, dessen elektrischer Antrieb von 1902 komplett funktionsfähig gemacht wird.



25. Nachfolger für Woolworth-Haus:
Sprudelndes Grundwasser hat das wichtigste Neubauprojekt am Serrahn um Monate hinter den Zeitplan gebracht. Doch Bauherr Tobias Derndinger setzt darauf, 2019 alles wieder aufzuholen, damit im Neubau Mitte 2020 das 130-Zimmer-Design-Hotel Ninety-Nine und eine große Gastronomie am Serrahn eröffnen sowie das angestammte Kaufhaus Woolworth zurückkehren können.



26. Stadtteil Oberbillwerder:
Im Januar will der Senat den Masterplan für Oberbillwerder beschließen: Hamburgs 105. Stadtteil, Bergedorfs mit 124 Hektar, bis zu 7000 Wohnungen und bis zu 5000 Arbeitsplätze größtes Neubauvorhaben. Voraussichtlich 2022 beginnen auf den Wiesen nördlich vom S-Bahn-Halt Allermöhe die Bauarbeiten.



27. Neubau am Luisen-Gymnasium:
Die Jahre mit kompletten Jahrgängen in Containern gehen am Luisen-Gymnasium nach den Sommerferien zu Ende. Dann ist der Sechs-Millionen-Euro-Neubau fertig, der neben Klassenzimmern auch die Mensa und den legendären Musikzweig der Schule aufnimmt.



28. Neue Polizeiwache:
Mit der Enge in Hamburgs größtem Polizeikommissariat soll es bald ein Ende haben. Die gut 200 Beamten in Bergedorfs Kommissariat 43 und dem angeschlossenen LKA 71 bekommen einen Neubau. Wann? Darüber schweigen sich Polizeiführung und die Sprinkenhof, städtischer Eigentümer der Wache am Ludwig-Rosenberg-Ring, aus. Womöglich wird mit dem Neubau, der sich wie ein Ufo über den heutigen Backsteinbau schiebt, 2019 begonnen.



29. Altes Einkaufszentrum Rappoltweg:
Schon im Frühjahr ist Baustart für die Wohnhäuser auf dem Gelände des einstigen Einkaufszentrums Rappoltweg. Die Nahversorgungsanlage mit Supermarkt und kleiner Geschäftszeile litt seit Jahren an Kundenschwund. Mehrere Versuche einer zeitgemäßen Wiederbelebung scheiterten. Im Herbst 2020 sollen 100 Wohnungen fertig sein.



30. Bürgerhaus Westibül:
In diesem Jahr entscheidet sich die Zukunft des Bürgerhauses von Bergedorf-West. Zu hohe Mietkosten in seinen angestammten Räumen, einem alten Supermarkt, lassen schon lange nach einem Platz für einen Neubau suchen. Ob der auf dem alten P+R-Platz nebenan gefunden wird, wie Teile der Bezirksversammlung fordern, soll sich nun entscheiden.

Umwelt

Boberg: Die Umweltbehörde ließ wegen erschreckend hoher Dioxinwerte Bodenproben nehmen. Ergebnisse werden im Januar erwartet.
Boberg: Die Umweltbehörde ließ wegen erschreckend hoher Dioxinwerte Bodenproben nehmen. Ergebnisse werden im Januar erwartet. © FOTO: Maximilian Bube/dpa | Maximilian Bube




31. Dioxin im Naturschutzgebiet:
Noch im Januar soll feststehen, ob am Nordwestrand des Naturschutzgebiets Boberger Niederung seit 50 Jahren einer der größten Umweltskandale Hamburgs schlummert. Vier Hektar nehmen Experten der Umweltbehörde seit Oktober unter die Lupe. Es besteht der Verdacht, dass hier Dioxin aus der Pflanzenschutzmittel-Produktion abgekippt worden ist.

Termine

26. Mai Wahl der
Bergedorfer Bezirksversammlung, 16. Juni Bergedorfer Citylauf­, 1. bis 4. August Bergedorfer Weinfest, 22. August Fest der Nationen, 23. bis 25. August Bergedorfer Stadtfest, 20. bis 22. September Bergedorfer Oktoberfest, 28. und 29. September Bergedorfer Landmarkt, 25. November bis 30. Dezember Bergedorfer Wichtelmarkt.