Hamburg . In Hamburg stehen die neuen Leihräder nun bereit. Das Abendblatt hat das neue Leihrad am Freitagmorgen getestet. Das Fazit.
2630 neue StadtRäder können von Freitag an in Hamburg ausgeliehen werden. Die roten Räder mit niedrigerem Einstieg und einer Bedieneinheit direkt am Lenker wurden in den vergangenen Tagen an die 222 Verleihstationen im Stadtgebiet verteilt. Die Fahrradflotte wird von der DB-Tochter Deutsche Bahn Connect betrieben. Die 2450 alten Fahrräder seien „aufgebraucht“, sagte Bahn-Sprecher Egbert Meyer-Lovis. Jedes Rad sei im Schnitt 10.000 Kilometer pro Jahr gelaufen. Sie würden nun als Ersatzteillager genutzt.
Das Abendblatt hat das neue StadtRad getestet – am Tibarg, wo die Flotte am Freitagmorgen noch relativ vollständig ist. Der Frost beschert einem dabei allerdings erschwerte Bedingungen. Das Display ist vereist, die Kunststoffhülle auf dem Sitz ebenfalls – auf einem Rad fehlt sie auch schon. Aber beides lässt sich schnell freirubbeln.
Das Abendblatt testet das neue StadtRad
Das Display verlangt eine Kundenkarte oder eine ID und springt dann weiter. Nun soll man angeben, ob man mobil oder an der Station leihen will. Drückt man mobil, wird das Display wieder dunkel. Der Blick auf die HandyApp macht einem dann klar, dass man einfach nur die Radnummer eingeben muss. Aber wo steht die bloß? Ach ja, in großen Zahlen an der Seite des Rahmens.
Jetzt nur noch das Schloss öffnen. Erneute Ratlosigkeit. Aber auch dafür gibt es tatsächlich eine Anleitung auf dem Lenker – ich hatte das Eis nur nicht genug weggerubbelt. Mit einem Drücken auf den roten Knopf, der sich auf der linken Seite unter dem Sattel befindet, springt das Schloss auf. Los geht's.
Bequemer als das alte StadtRad-Modell
Der Einstieg ist angenehm tief – praktisch für Frauen, die einen Rock tragen. Links am Lenker ist die Klingel, die man einfach nur drehen muss. Rechts ist die Gangschaltung, die sich ebenfalls sehr leicht drehen lässt. Der Abstand zum Lenker ist immer noch etwas groß, aber tatsächlich fährt sich das neue StadtRad bequemer als das Vorgängermodell. Und weil die Modelle neu sind, klappert und quietscht nichts. Sogar die beiden Bremsen funktionieren trotz der Kälte tadellos.
Bei der Rückgabe wieder das Kabel ins Radschloss schieben – aber dann passiert erst mal nichts. Es lässt sich immer wieder rausziehen. Auf dem Lenker in der Kurzbedienungsanleitung gibt es den Hinweis, man müsse den roten Knopf drücken, um das Schloss zu verriegeln. Nach diversen Versuchen sagt meine App, die Entleihe sei beendet. Vielleicht war die Kälte schuld.
Fazit: Für die Cyclassics ist es sicher nicht das passende Rad, aber für eine Tour in den nächste Stadtteil ist das neue StadtRad perfekt.
Preise für das StadtRad gestiegen
Die Leihgebühren für die neuen Räder sind gestiegen. Die erste halbe Stunde bleibt allerdings kostenlos. Dann werden pro Minute zehn Cent berechnet, bislang waren es im Normaltarif nur acht. Der ermäßigte Preis für Inhaber einer HVV-Jahreskarte oder einer Bahncard steigt von sechs auf acht Cent pro Minute. Der Tageshöchstpreis steigt von zwölf auf 15 Euro. Zudem wird jetzt eine Jahresgebühr von fünf Euro fällig. Bereits registrierte Nutzer zahlen diese erst vom nächsten Jahr an.
In den nächsten fünf Jahren soll das System auf 4500 Räder und rund 350 Leihstationen ausgebaut werden. Geplant ist auch die Anschaffung von 70 Lastenfahrrädern mit Elektromotor. Ab April werden die ersten 20 davon im Angebot sein. Sie können auch für den Transport von Kindern genutzt werden und sind reservierbar.
Kritik von der CDU
Ende vergangenen Jahres hatte die CDU die Preiserhöhung für die roten Leihräder scharf kritisiert. Die Kosten für die notwendige Weiterentwicklung von StadtRad Hamburg dürften nicht auf die Kunden abgewälzt werden, hatte der CDU-Verkehrsexperte Dennis Thering damals gewarnt. Dass eine Refinanzierung über Werbung auf den Leihrädern und an den Ausleihstationen funktionieren könne, hätten Konkurrenten wie „nextbike“ bereits bewiesen. Der CDU-Politiker hatte darauf hingewiesen, dass sich Hamburg in Zeiten von Staurekorden, chronisch überfüllten Bussen und Bahnen es sich nicht leisten könne, potentielle StadtRad-Kunden durch Preiserhöhungen zu verprellen.