Hamburg . UKE-Arzt erklärt, wie wichtig Ballaststoffe für eine ausgewogene Kost sind. Sein Ratschlag: Auf XXL-Portionen verzichten.
Wer sich mit Büchern über gesundes Essen informieren will, hat die Qual der Wahl. Es gibt Hunderte Ernährungsratgeber, die allerdings mit teils widersprüchlichen Empfehlungen verwirren: Fett ist schlecht, heißt es im ersten Buch, während das zweite Werk das Gegenteil behauptet; die dritte Abhandlung warnt vor Zucker, die vierte relativiert diese Mahnung, während es im fünften Buch heißt: Iss doch einfach, was du willst.
So überzeugend viele Vorschläge formuliert sein mögen – ihr Fundament ist wackelig. „Praktisch alle Ernährungsstudien sind mit Vorsicht zu genießen“, sagte Prof. Ansgar W. Lohse in seinem Vortrag an der Gesundheitsakademie des Uniklinikums Eppendorf (UKE). Was „richtiges Essen“ ausmacht, wird nämlich nicht in experimentellen Studien am Menschen untersucht – insbesondere, weil es unethisch wäre, die Teilnehmer einem Lebensmittel auszusetzen, das gesundheitsschädlich sein könnte. Deshalb suchen Ernährungsforscher in erster Linie nach Zusammenhängen: Sie vergleichen etwa erkrankte Menschen mit Gesunden hinsichtlich der Essgewohnheiten und untersuchen die Gesundheit ihrer Probanden über Jahre hinweg.
Nie waren die Menschen so dick wie heute
Das Problem dabei: Zeigt sich etwa in einer Studie der Zusammenhang, dass Fast-Food-Fans häufiger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden als dies bei Gemüse-Essern der Fall ist, beweist das noch nicht, dass die Fast-Food-Ernährung zu den Erkrankungen geführt hat. Es könnte zum Beispiel auch mit Bewegungsmangel zu tun haben.
Ob es uns gut oder schlecht geht, darüber entscheiden auch Milliarden von winzigen Mitbewohnern, die unseren Verdauungstrakt vom Mund bis zum Enddarm besiedeln. Mikrobiom nennen Forscher diese Gemeinschaft aus Bakterien, Pilzen und anderen Mikroben, deren komplexes Zusammenspiel Forscher jedoch erst ansatzweise verstehen.
Trotz aller Unwägbarkeiten ließen sich aus wissenschaftlichen Studien einige Empfehlungen ableiten, wie UKE-Internist Ansgar Lohse sagte. Sein erster Rat: „Weniger Kalorien!“ Übergewicht sei ein großes Problem in vielen Gesellschaften. „So dick war die Menschheit noch nie.“
Wenn Ärzte früher eine Fettleber diagnostizierten, dachten sie zuerst an Alkohol als Ursache. Inzwischen komme es bei immer mehr Menschen zu einer nicht alkoholischen Fettlebererkrankung, bedingt wohl durch eine zu energiereiche Ernährung und zu wenig Bewegung. Als Folgen einer Fettleber drohen Schäden in dem Stoffwechselorgan und das Risiko ist höher, an Diabetes zu erkranken.
Tipp: Weniger Kalorien
Es sei letztlich egal, ob man weniger Fett oder weniger Kohlenhydrate esse, solange man die gesamte Kalorienmenge reduziere. Am besten sollte man es gar nicht erst zu Übergewicht kommen lassen, sagte Lohse. Denn: „Wer schon mal übergewichtig war, nimmt nach einer Diät schneller wieder zu.“ Das hänge wohl damit zusammen, dass sich die Darmflora durch zu viel Nahrung nachteilig verändere.
Als bewährtes Mittel zum Abnehmen galten früher Süßstoffe. Aus Tierversuchen geht allerdings hervor, dass Süßstoffe die Zusammensetzung der Darmflora verändern können – mit unschönen Folgen, wie Lohse sagte: „Süßstoffe machen wahrscheinlich eher dick als Zucker.“ Die Darmflora günstig beeinflussen dagegen Ballaststoffe. Das sind Fasern, die überwiegend in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen. Wer viele Ballaststoffe verzehre, habe ein niedrigeres Risiko für Diabetes, Darmkrebs und Herzinfarkt, sagte Lohse. Er empfiehlt, bei Getreideprodukten wie Brot, Nudeln und Reis die Vollkornvariante zu wählen und daneben reichlich Gemüse zu essen.
Milch fördert die Gesundheit
Vergleichsweise viele Ballaststoffe sind etwa in Hülsenfrüchten, Möhren, Paprika, rote Bete und Kohl enthalten. Gurken und Tomaten enthalten dagegen relativ viel Wasser und wenige Ballaststoffe. Auch Obst liefert die gesunden Fasern, wobei in Fruchtsaft durch den Verarbeitungsprozess kaum noch Ballaststoffe enthalten sind.
Gestritten wird immer noch darüber, ob Milch gesund ist oder nicht. Ansgar Lohse erklärte, es sehe nach aktueller Studienlage so aus, dass zumindest der regelmäßige Verzehr von Milchprodukten mit normalem Fettgehalt die Gesundheit eher fördere.
Der nächste Vortrag findet am 4. Februar ab 18.30 Uhr statt. Das Thema: „Nur vergesslich oder schon dement? Ursachen, Anzeichen, Therapien und Vorsorge“. Es gibt nur noch Restkarten. Ticket pro Veranstaltung: 10 Euro (zuzgl. Gebühren). Partner ist das Abendblatt. Karten gibt es in der Abendblatt-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18–32 (Mo–Fr 9 bis 19 Uhr, Sa 10 bis 16 Uhr) und bei der Abendblatt-Ticket-Hotline: 040/30 30 98 98. Veranstaltungsort: UKE, Gebäude N55, Martinistr. 52.