Hamburg. Kältebus und Mitternachtsbusversorgen die Menschen ambulant. Im Winternotprogramm gibt es noch viele freie Betten.

Kaum steht der Zeiger auf 19 Uhr, klingelt meist das Telefon bei der Obdachlosenhilfe Alimaus. Seit 5. Januar ist der spendenfinanzierte Kältebus der Einrichtung auf Hamburgs Straßen unterwegs und kümmert sich bis Mitternacht um Obdachlose. „Seit es so kalt ist, bekommen wir etwa zehn bis 20 Anrufe pro Schicht“, sagt Alimaus-Leiterin Christiane Hartkopf. Anders als der Mitternachtsbus der Diakonie fahre man mit dem Kältebus keine feste Route ab, sagt sie. „Das Wichtigste ist der Transport zu den Unterkünften“, sagt Hartkopf.

Etwa die Hälfte der von besorgten Bürgern gemeldeten Obdachlosen lasse sich in die Unterkünfte des städtischen Winternotprogramms an der Friesenstraße oder an der Kollaustraße fahren. Wer partout nicht wegwolle, dem gebe man eine dicke Jacke, einen Schlafsack, einen heißen Tee „oder was er in der Situation gerade benötigt“.

804 Schlafplätze stehen zur Verfügung

Nicht jeder nehme das Angebot des Winternotprogramms an, sagt Hartkopf. Vor allem obdachlose Frauen fühlten sich dort oft unwohl und hätten Angst, bestohlen zu werden. Sie sind auf der Straße aber seltener anzutreffen. „Ihr Anteil macht vielleicht 15 bis 20 Prozent aus“, sagt Sonja Norgall, Projektleiterin beim Mitternachtsbus.

Jede Nacht von 20 bis 24 Uhr fährt der Mitternachtsbus eine feste Route ab, täglich kümmert sich ein Team aus vier Ehrenamtlichen um Obdachlose. „Wir haben die Erfahrung: Je kälter es ist, desto mehr Obdachlose nehmen das Angebot des Winternotprogramms an“, sagt Norgall.

Seit 1. November 2018 stellt Hamburg 804 Schlafplätze in Gemeinschaftsunterkünften als Schutz vor dem Erfrieren zur Verfügung – Ende März endet das Angebot. Die von Fördern & Wohnen betriebenen Unterkünfte bieten Betten in Mehrbettzimmern, abschließbare Spinde, Duschen, Toiletten und Waschmaschinen.

Für Frauen gibt es geschützte Bereiche

Für Frauen gibt es nach Angaben von Fördern & Wohnen geschützte Bereiche, in denen nur weibliches Personal arbeitet. Trotz der eisigen Kälte sind immer noch Plätze in den Unterkünften frei – laut Yvonne Ehnert, Sprecherin von Fördern & Wohnen, gab es in der Nacht zu Mittwoch fast 150 freie Betten.

Wer Glück hatte, hat jedoch einen Schlafplatz bereits im November in einem der Wohncontainer ergattert, die über die ganze Stadt verteilt sind, etwa auf den Grundstücken von Kirchengemeinden. Über 15 dieser Plätze an fünf Standorten durfte die Kemenate, eine Tagesstätte für wohnungslose Frauen, verfügen.

„Da müssen die Frauen tagsüber nicht raus, das ist das große Privileg“, sagt Tanja Lazarevic, Sozialarbeiterin in der Kemenate. Mit vielen anderen Einrichtungen der Wohnungslosehilfe sei man sich bei der Kemenate einig, dass es „ganztägige und ganzjährige Unterbringungen geben muss“, sagt Lazarevic, „unabhängig von der Nationalität und dem Leistungsanspruch“.