Hamburg/Palma de Mallorca. Die “Professor Albrecht Penck“ der Organisation “Sea-Eye“ hat auf Mallorca angelegt – nach mehrwöchiger Odyssee.

Die "Professor Albrecht Penck" hat am Dienstagmorgen im Hafen von Palma de Mallorca angelegt. Eigentlich keine große Nachricht – wäre die "Professor" nicht ein privates Seenotrettungsschiff, das seit fast zwei Wochen im Mittelmeer nach einem Hafen suchen würde, der ihm das Einlaufen nicht verweigert. Das Schiff gehört dem Verein "Sea-Eye" und ist das erste, das unter der Bundesflagge fährt.

Am 21. Dezember war die Besatzung unter dem Hamburger Kapitän Klaus Merkle zu einer so genannten Mission vor der libyschen Küste ausgelaufen, kurz vor Jahreswechsel nahmen sie 17 Flüchtlinge an Bord, die in Seenot geraten waren. Dann begann ein zähes Ringen darum, wo und ob die Geflüchteten – und auch die Besatzung – von Bord gehen dürfen. Fast zwei Wochen lang blockierte die maltesische Regierung jegliche Versuche, die Menschen an Land gehen zu lassen.

Hamburger Kapitän übt harsche Kritik

Erst am 9. Januar konnten die Geretteten von der Sea-Eye-Crew verabschiedet werden – nicht im Hafen, sondern auf See. Ein Schiff der maltesischen Marine nahm die Schiffbrüchigen auf. Die "Professor" hingegen durfte weiterhin nicht im Hafen von Valletta anlegen. Wiederum vergingen fast zwei Wochen, bis eine Lösung gefunden wurde. Die Besatzung, die auf einen zwei Wochen langen Einsatz vorbereitet war, durfte erst nach mehr als vier Wochen auf Mallorca an Land gehen.

Kapitän Merkle übt harsche Kritik: "Während man uns auf dem Meer hat Kreise fahren lassen, um darauf zu warten, dass europäische Politiker Verantwortung übernehmen, erfuhren wir an Bord von mehreren Bootsunglücken und vielen Toten. Nicht helfen zu wollen, ist unmenschlich. Anderen die Hilfe zu verunmöglichen, erreicht jedoch ein kriminelles Ausmaß, dass ich in Europa für unmöglich gehalten habe." Allein am 19. Januar gerieten 120 Geflüchtete vor der Küste Libyens in Seenot, als ihr Schlauchboot sank. Lediglich drei Überlebende wurden von der italienischen Marine gerettet.

Sea-Eye-Schiff erhält neuen Heimathafen: Hamburg

Laut Mitteilung von Sea-Eye soll die "Professor Albrecht Penck" in den kommenden drei Wochen auf ihren nächsten Einsatz vorbereitet werden. Dazu gehört auch, dass die "Professor" einen neuen Namen erhält und einen neuen Heimathafen: Hamburg. Obwohl die Missionskosten aufgrund der Blockade laut Sea-Eye erheblich gestiegen sind, "können wir jetzt nicht aufgeben", sagt Sea-Eye-Sprecher Gorden Isler. "Die aktuelle Nachrichtenlage zeigt, wie wichtig es ist, jetzt entschlossen zusammenzustehen und wieder rauszufahren."