Hamburg. Drei Brüder sollen zwei Boxer schwer verletzt haben. Mindestens ein Angeklagter kämpfte für einen Hamburger Boxverein.
Noch bevor es "Ring frei" hieß, war ein Amateur-Boxwettkampf in Lübeck für drei Brüder aus Hamburg schon vorbei – nachdem eine Begegnung zwischen ihnen und Lübecker Boxern alles andere als sportlich verlaufen war und mutmaßlich in drei Angriffswellen mit Messern, Fäusten und Reizmitteln gipfelte.
Dass der Box-Wettkampf in Lübeck komplett aus dem Ruder lief, sollen die Brüder Mahamadou M. (23), Faycal M. (21) und Mohamed M. (18) verschuldet haben. Seit Dienstag steht das Trio vor dem Landgericht, gegen Facyal M. hat die Staatsanwaltschaft sogar Anklage wegen eines heimtückischen Mordversuchs erhoben. Seine beiden Brüder stehen wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht.
Hamburger sollen Gedenken an Verstorbene gestört haben
An jenem Tag sei es in dem Lübecker Studio zum Streit gekommen, weil sich die Hamburger während einer Schweigeminute zu Ehren kürzlich verstorbener Boxer angeblich respektlos verhalten hätten, so die Anklage. Als die Auseinandersetzung vor der Eingangstür eskalierte, soll Mohamed M. versucht haben, dem Veranstalter des Box-Events, Christian H., einen Faustschlag zu versetzen. Allerdings habe sich der 40-Jährige rechtzeitig wegdrehen können.
Die Lage beruhigte sich scheinbar. Doch dann seien „sieben bis zehn“ Hamburger, darunter auch die Angeklagten, trotz Hausverbots erneut auf die Lübecker Boxer getroffen. „Da ist ja der Penner“, rief Mohamed A. laut Anklage. Einem Faustschlag habe Christian H. noch ausweichen können, dann habe Faycal M. „völlig überraschend“ ein Messer gezückt und es ihm in den linken Oberkörper gerammt. Ebenfalls mit einem Messer soll Mahamadou M. auf einen weiteren Lübecker eingestochen, ihn am Oberarm und am Oberkörper getroffen haben. Schließlich sollen die Angeklagten und andere Hamburger auf ihre Rivalen auch noch mit Pfeffergel losgegangen sein. Beide Schwerverletzten mussten notoperiert und mehrere Tage im Krankenhaus behandelt werden.
Zwei Angeklagte machten keine Angaben
Die beiden älteren Brüder machten am Dienstag keine Angaben. Man wolle die Aussage zweier „hochproblematischer Zeugen“ abwarten, dann sei wohl der Tötungsvorwurf vom Tisch, sagte ein Verteidiger. Dafür erklärte sich Mohamed M. über seinen Anwalt. Er sei an jenem Tag nur Zuschauer gewesen, habe nicht realisiert, dass die Lübecker eine Schweigeminute abhielten, deshalb habe er drauflos geredet – zum großen Ärger eines Trainers und einer Zuschauerin. Er sei darauf von Christian H. heraus komplementiert worden, und vor der Tür sei es zu einem Gerangel zwischen Hamburgern und Lübeckern gekommen. Als er schlichten wollte, habe ihm Christian H. „voll aufs rechte Auge geschlagen“. Dann sei er nach Hamburg zurückgefahren.
Eine Sache ist Mohamed M. wichtig: Wenn er Christian H. angegriffen hätte, hätte er ihn auch getroffen. „Er hätte gar keine Chance gehabt, sich vor mir wegzudrehen“, so der Angeklagte. Er sei als Boxer schon länger erfolgreich. „Ansatzlose Schläge“ seien seine Spezialität.