Hamburg . UKE-Professor erklärt, welche Therapien bei häufigen Hauterkrankungen helfen – und rät zu regelmäßiger Pflege am ganzen Körper.

Die größte Gefahr für eine gesunde Haut ist zu viel Sonnenlicht. Sehr deutlich zeige sich das an einem Vergleich zwischen Gesicht und Po, sagt Prof. Stefan W. Schneider vom Uniklinikum Eppendorf (UKE). Bei einem 70-Jährigen hat UV-Strahlung die Haut auf der Stirn und rund um Augen und Mund rau und dünn werden lassen. „Am Gesäß hingegen kann die Haut selbst in einem hohen Alter noch weich sein und ähnlich unbelastet aussehen wie bei einem 20-Jährigen.“ Das liegt daran, dass unser Allerwertester in der Regel ein Leben lang nur wenig Sonnenlicht sieht.

Ständig im Schatten zu bleiben oder sich wie ein Wüstenbewohner zu verhüllen, wäre nun auch nicht hilfreich. Denn Sonnenlicht hellt unser Gemüt auf und ist unabdingbar, damit die Haut das für unsere Knochen so wichtige Vitamin D bilden kann. „Langes Sonnenbaden insbesondere zwischen 12 und 15 Uhr sollte man aber unbedingt vermeiden, weil sich die Hautalterung dadurch stark beschleunigt und sich das Risiko für Hautkrebs erhöht“, sagte Schneider in seinem Vortrag über Hautprobleme an der der Gesundheitsakademie des UKE. Der Direktor der Klinik für Dermatologie rät auch zu einem Verzicht auf Zigaretten. „Rauchen wirkt für die Hautalterung wie ein Turbo. Dadurch verringert sich die Durchblutung der Haut.“

Rückfettende Creme hilft trockener Haut

Je weiter die Hautalterung vorangeschritten ist, desto weniger Wasser kann die Haut binden, die unser größtes Organ ist. Trockene Haut funktioniert nur noch eingeschränkt als schützende Barriere; sie lässt Keime, und Allergien auslösende Partikel eher eindringen, wie Schneider erläuterte. Damit steige das Risiko für Entzündungen und Juckreiz.

Bei leichten Irritationen durch trockene Haut genüge meist eine intensive Hautpflege, die insbesondere nach einem Bad oder einer Dusche ratsam sei, weil beides die Haut austrocknen. Schneider rät allen Erwachsenen, sich regelmäßig am ganzen Körper einzucremen und dafür eine rückfettende Creme oder Salbe ohne Parfümstoffe zu benutzen. Rückfettend bedeutet, dass der Haut Fette zugeführt werden, die Wasser in der Haut binden können. Sehr gut wirksam sei hier Urea (synthetisch hergestellter Harnstoff), sagt Schneider. Parfümstoffe könnten Allergien auslösen.

Allergene und Erkrankungen können Juckreiz hervorrufen

Bei allergisch bedingtem Juckreiz genüge es meist, die Allergene – etwa bestimmte Nahrungsmittel – zu meiden, sagte Schneider. Bei einer Pollenallergie lasse sich die Überreaktion des Immunsystems durch eine sogenannte Hyposensibilisierung behandeln. Dabei wird das Immunsystem durch wiederholte Allergen-Dosen an die allergieauslösende Substanz gewöhnt.

Juckreiz kann allerdings auch mit diversen Erkrankungen der Haut zusammenhängen. „Wenn rückfettende Cremes den Juckreiz nicht lindern, wenn sich das Aussehen und die Struktur der Haut stark verändern, sie knotig wird, stark gerötet ist, sich bläulich oder schwarz verfärbt, sollte man das untersuchen lassen“, rät Schneider.

Zu den häufigsten Hauterkrankungen, die mit Juckreiz einhergehen, gehören das Atopische Ekzem (Neurodermitis) und die Schuppenflechte. Wie genau der Juckreiz entsteht, verstehen Forscher erst ansatzweise. Beim Atopischen Ekzem können vermutlich unter anderen die Botenstoffe Interleukin 4 und 31 den Drang auslösen, sich zu kratzen, bei Schuppenflechte gelten Interleukin 17 und 23 als mögliche Auslöser.

UKE setzt neue Medikamente gegen Schuppenflechte ein

Bei der Behandlung von Schuppenflechte habe in den vergangenen Jahren eine „kleine Revolution“ stattgefunden, sagte Schneider. Er und sein Team am Uniklinikum setzen bei schweren und mittelschweren Fällen inzwischen sogenannte Biologika ein. Diese gentechnisch hergestellten Medikamente enthalten Antikörper (Proteine), die und Botenstoffe des Immunsystems wie Interleukin 17 und 23 blockieren.

Biologika können Patienten zwar weitestgehend von der Schuppenflechte und damit auch vom Juckreiz befreien – ein großer Erfolg, wie Schneider sagt. Allerdings blieben die Beschwerden meist nur solange verschwunden, wie die Therapie – eine Spritze etwa alle zwölf Wochen – andauere. Werde die Behandlung abgesetzt, könne Schuppenflechte und damit der Juckreiz erneut auftreten. Die Therapie mit Biologika erstreckt sich unter Umständen also über viele Jahre.

UKE-Professor Stefan Schneider sprach bei der Gesundheitsakademie über Hauterkrankungen und Behandlungsmethoden.
UKE-Professor Stefan Schneider sprach bei der Gesundheitsakademie über Hauterkrankungen und Behandlungsmethoden. © Marcelo Hernandez

Zu mögliche Nebenwirkungen zählen eine höhere Anfälligkeit für Infekte und Rötungen an der Einstichstelle, wie Schneider sagte. Durch eine Biologika-Behandlung kann es außerdem zu einem Ausbruch bereits behandelter oder unentdeckter Infektionskrankheiten wie Tuberkulose und Hepatitis kommen.

Auch ein schweres Atopisches Ekzem lasse sich inzwischen mit Biologika behandeln, was den Juckreiz reduzieren könne, sagte Schneider. Aber: „Beide Erkrankungen sind genetisch bedingt, chronisch und auch mit Biologika nicht heilbar.“

Mit der Gesundheitsakademie will das UKE den jüngsten Stand des medizinischen Wissens vermitteln. Partner ist das Abendblatt.

Der nächste Vortrag findet am 21. Januar ab 18.30 Uhr statt und beschäftigt sich mit diesem Thema: „Gesundheit beginnt im Magen – was ist richtiges Essen?“. Ticket pro Veranstaltung: 10 Euro (zzgl. Gebühren). Erhältlich sind Karten in der Abendblatt-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18–32 (Mo–Fr 9 bis 19 Uhr, Sa 10 bis 16 Uhr), bei der Abendblatt-Ticket-Hotline: 040/30 30 98 98. Veranstaltungsort: UKE, Gebäude N55, Martinistr. 52, 18.30 bis 21 Uhr.