Hamburg/Kiel. Fehler zum Jahreswechsel: Rund 1800 städtische Mitarbeiter falsch bezahlt. Auch Polizisten sind von den Problemen betroffen.

Die Kosten haben sich vervierfacht, die Einführung musste immer wieder verschoben werden: Die Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein kämpfen seit Jahren mit der Pannensoftware KoPers. Sie soll das Personal bezahlen und verwalten. Der Bund der Steuerzahler in Schleswig-Holstein spricht vom „größten IT-Verschwendungsfall“ im Norden. Jetzt sind die Softwareprobleme auch in der Hamburger Verwaltung angekommen. „Rund 1800 Bedienstete haben zum Jahreswechsel nicht ihre korrekten Bezüge bekommen“, sagt Marcel Schweitzer, der Sprecher der Senatskanzlei.

Laut Polizeigewerkschaft DPolG ist das Problem noch wesentlich größer. Seit Juli wird das Gehalt via KoPers überwiesen. Dabei kommt es immer wieder zu Fehlern. Elementare Funktionen seien nicht vorhanden. Joachim Lenders, Landesvorsitzender DPolG, nennt das Projekt „eine Katastrophe“. Laut Senatssprecher Schweitzer läuft KoPers dagegen „im Bereich der Abrechnung seit seiner Einführung stabil und grundsätzlich fehlerfrei“. Sollte die Bezahlung nicht korrekt sein, würden Abschläge überwiesen.

Alles hat viel länger gedauert als geplant

Innerhalb der Polizei klingt das weniger positiv. Dort wurde intern kommuniziert, dass es seit der Einführung von KoPers Probleme gebe. Das System sei noch nicht ausgereift. Betroffen sind die Angestellten der Polizei, insgesamt rund 1400 Mitarbeiter. „Wann mit einer signifikanten Verbesserung der Software gerechnet werden kann, lässt sich bislang leider noch nicht vorhersagen“, heißt es in der Mitarbeiterzeitung der Polizei, die Ende Dezember erschien.

„KoPers“ steht für „Kooperation Personaldienste“. Das Gemeinschaftsprojekt der Bundesländer Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein startete 2005 mit einer „Projekteinsetzungsverfügung“. Damals war man überzeugt, mit einer gemeinsamen Personalsoftware Geld einsparen zu können. Von insgesamt rund 18 Millionen Euro war die Rede, schließlich sollte das neue Computerprogramm so einfach und schnell sein, dass in den Personalabteilungen kräftig Stellen abgebaut werden könnten. 14 Jahre später ist das Gegenteil der Fall. Im Jahresbericht des Hamburger Zentrums für Personaldienste hieß es 2017, die KoPers-Betriebskosten hätten „die anfänglichen Planungen überstiegen“. Und weiter: „Nach jetzigen Erkenntnissen ist beim Betrieb der Software von einem jährlichen Mehrbedarf von rund zwei Millionen Euro auszugehen.“

Mittlerweile läuft KoPers zwar teilweise, aber alles hat viel länger gedauert als geplant. In Hamburg und Schleswig-Holstein hatte die Einführung eigentlich schon 2014 beendet sein sollen. In Bremen hat man gar nicht erst damit angefangen. Nachdem dort ein Programmbestandteil, mit dem Bewerbungen bearbeitet werden sollten, nicht ins Laufen kam, zog man die Reißleine, stellte die Zahlungen ein und vereinbarte ein Moratorium. Dessen Inhalt ist schnell zusammengefasst: Sollte KoPers jemals komplett funktionieren, sagten die klugen Bremer, dann nehmen wir es auch – wenn nicht, suchen wir uns etwas anderes.

Hamburg und Schleswig-Holstein wurschtelten weiter. Das einstige Vorzeigeprojekt mutierte zum Ladenhüter. Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten wechselten ständig. Die beiden Länder, der ländereigene Dienstleister Dataport und der Programmentwickler P&I schoben sich den Schwarzen Peter wechselseitig in die Schuhe. Im Oktober vergangenen Jahres teilte das Kieler Finanzministerium mit, dass die sich die Kosten „von ursprünglich veranschlagten 26,5 Millionen Euro auf 117 Millionen Euro mehr als vervierfacht“ hätten. Es werde noch bis 2022 dauern, bis alle Bestandteile von KoPers eingeführt seien.

In Hamburg ist es nicht ganz so dramatisch

In Hamburg sieht es noch nicht ganz so dramatisch aus. 40 Millionen Euro hatte die Finanzbehörde anfangs für KoPers eingeplant. Zwei Nachschläge gab es seitdem, die Kosten sind auf 95,65 Millionen Euro angestiegen. Seit Jahresanfang werden alle 150.000 Mitarbeiter und Rentner der Stadt via KoPers bezahlt.

In Schleswig-Holstein laufen nach anfänglichen Schwierigkeiten immerhin zwei Programmbestandteile zumindest annähernd problemfrei: die Bezahlung der 35.000 Pensionäre und der 43.000 Landesbeamte. Bei der Bezahlung der 23.000 Tarifbeschäftigten, die im Juli vergangenen Jahres startete, hakt es dagegen. In rund 600 bis 1000 Fällen pro Monat werden die Bezüge derzeit verspätet überwiesen. Das führte zu derart vielen Beschwerden, dass die telefonische Erreichbarkeit der Sachbearbeiter eingeschränkt werden musste – sie hätten sonst ihre eigentliche Arbeit nicht mehr erledigen können.

Besondere Probleme hat das Programm offenbar immer dann, wenn Beschäftigte Zulagen bekommen, die monatlich wechseln ­– so zum Beispiel bei Polizeibediensteten. Diese Fehler sollen nun korrigiert werden. Zudem arbeitet das System derzeit noch zu langsam. Weitere Programmteile sollen deshalb zumindest in Schleswig-Holstein zunächst nicht gestartet werden.