Die in diesem Jahr deutlich gestiegene Zahl von Stolperunfällen macht deutlich, in welch marodem Zustand viele Fußwege sind.

Kaum ein Streit wird in Hamburg derzeit so erbittert ausgetragen wie der zwischen Autofahrern und Radfahrern. Wem gehört die Straße, wem der öffentliche Raum? Diese Fragen werden mit dem Ausbau zur Fahrradstadt nicht nur von Verkehrsplanern theoretisch diskutiert, sondern jeden Tag aufs Neue auch von den Protagonisten vor Ort ausgefochten. Vergessen werden in diesem Streit gern die Fußgänger. Dabei ist jeder von uns – egal, welches Verkehrsmittel er ansonsten nutzt – wohl die meiste Zeit Fußgänger.

Die in diesem Jahr deutlich gestiegene Zahl von Stolperunfällen macht deutlich, in welch marodem Zustand viele Fußwege sind. Sie wurden – wie viele Jahre lang auch die Straßen – sowohl von den SPD- als auch von den CDU-geführten Senaten vernachlässigt. Das Geld, das die Opfer der Stolperfallen von der Stadt fordern, wäre besser in eine Sanierung dieser Gehwege investiert.

Doch eine Beseitigung der schlimmsten Stolperfallen reicht allein nicht aus, zumal vielerorts Baumwurzeln die Ursache des Problems sind. Und mit einem Kahlschlag vor ihrer Tür wäre den Anwohnern kaum geholfen. Was notwendig ist, wäre, nach dem Fahrradkonzept nun auch ein eigenes Gehwegekonzept zu erarbeiten, das systematisch erfasst, wo Fußwege anders geführt, wo sie saniert und wo ausgebaut werden müssen. Das ist angesichts der zunehmenden Enge im öffentlichen Raum – allein 2018 wurden 5000 zusätzliche Autos in Hamburg zugelassen – keine leichte Aufgabe. Doch der Bezirk Mitte hat sich immerhin auf den Weg gemacht. Er will ein solches Konzept – unter Beteiligung der Bürger – zunächst für die Neustadt erarbeiten. Das ist ein erster Schritt. Die anderen Bezirke sollten dem Beispiel folgen.