Hamburg. Tränen bei Hotelchef, Ian Karan darf keine Gitarre spielen und schlonzen mit Dieter Lenzen – Weihnachten bei Hamburgs Promis.
Den Trubel vor dem Heiligen Abend kennt Enno von Ruffin nur zu gut. Der Baron hat nämlich keine Sendepause bis kurz vorm Fest. Heute und morgen finden noch die beiden letzten Tage seines alljährlichen Weihnachtsmarktes auf dem historischen Gutsgelände statt. Die vergangenen fünf Wochenenden war er nonstop im Einsatz, koordinierte die Parkplatzsituation, begrüßte prominente Gäste wie die Band Scooter, Ex-Frau Vicky Leandros oder Schauspieler Til Schweiger mit seinen Kindern und hatte ein offenes Ohr für die Aussteller. „An Weihnachten bin ich wirklich erschöpft“, sagt von Ruffin, „aber auch glücklich, wenn alles gut geklappt hat.“
Von Ruffin fürchtet unterm Baum zu schlafen
Zu seinen Traditionen gehört es, dass er sich jedes Jahr einmal selbst die Weihnachtsgeschichte anschaut, die im Stundenrhythmus von zwölf Schauspielern in der Scheune besonders für die kleinen Besucher aufgeführt wird. „Da komme ich dann auch in Weihnachtsstimmung“, sagt er. In diesem Jahr wird übrigens bei Tochter Milana gefeiert, sie wohnt mit ihrem Ehemann Léon auch auf dem Gut im Sachsenwald. „Ich habe ja drei Enkelkinder, die Jungs sind eins, drei und fünf Jahre alt, so bekommt Weihnachten noch einmal einen ganz besonderen Sinn.“ Enno von Ruffin freut sich auch auf das Singen unterm Weihnachtsbaum mit seiner anderen Tochter Sandra, Sohn Leo und Lebensgefährtin Estelle Rytterborg und deren Tochter Pauline. „Aber ich muss schon zusehen, dass ich nicht nach dem Essen unterm Baum einschlafe.“
Peter Tschentscher verschwindet in den Schnee
Auf echten Schnee dürfen Bürgermeister Peter Tschentscher und Ehefrau Eva-Maria hoffen: Das Paar verbringt Weihnachten in den Bergen Österreichs. „Die Ruhe genießen und ein bisschen Kraft tanken vor den anstehenden Terminen“, sagt die First Lady. Sie will „auf jeden Fall Ski fahren“, ihr Mann entscheidet das spontan. Am Heiligabend gehe es selbstverständlich in die Kirche. „Danach essen wir dann ganz gemütlich“, so Eva-Maria Tschentscher. Übrigens ohne Sicherheitsbeamte. Die nehmen Ministerpräsidenten und Bürgermeister bei privaten Urlaubsreisen in der Regel nicht mit.
Poletto und die gefräßige Sissi
Spitzenköchin Cornelia Poletto hat ihr Restaurant am Weihnachtsabend geschlossen und kocht gemütlich zu Hause: „Bei uns ist Weihnachten das Fest der offenen Tür – alle Freunde und die Familie sind willkommen, jeder kommt einfach, wann und wie er kann, und wir haben eine schöne, gesellige, lustige Zeit miteinander. Auch in diesem Jahr wird es wieder Fondue geben“, sagt sie. Das wäre im letzten Jahr übrigens fast ins Wasser gefallen, denn während alle mit einem Glas Champagner um den Weihnachtsbaum saßen und Geschenke auspackten, hatte Hund Sissi in der Küche das komplette Fleisch – fast zwei Kilo! – vom Tisch gefressen. „Ich hätte sie umbringen können! Glücklicherweise habe ich immer etwas Fleisch im Tiefkühler zu Hause, sodass der Abend noch gerettet werden konnte.“
Karan darf keine Gitarre spielen
Tiefenentspannt ist Ex-Wirtschaftssenator Ian Karan. „Ich bin in diesem Jahr ganz ruhig, weil ich das Geschenk für meine Frau schon lange habe“, sagt der Unternehmer lachend. Weihnachten werde ganz klassisch zu Hause in Wellingsbüttel gefeiert, die Familie treffe sich zu Kaffee und Kuchen, und abends sitze man gemütlich beim Fleischfondue zusammen. Gesungen wird auch. „Früher habe ich ja dazu immer Gitarre gespielt. Bis meine Tochter vor zwölf Jahren irgendwann sagte: ,Papa, du musst damit aufhören. Das klingt echt nicht gut.‘ Seither bleibt die Gitarre an Weihnachten in der Ecke, obwohl meine liebe Frau mich immer ermuntert, sie doch mal wieder rauszuholen.“
Christoph Ploß verstand sich mit seiner Schwester
Christoph Ploß (CDU) erinnert sich gern an seine Kindheit und musikalische Weihnachten zurück: „Meine Schwester und ich haben für unsere Eltern an Heiligabend Weihnachtslieder gespielt. Sie auf der Blockflöte und Geige, ich auf dem Cello. Von ,Kling Glöckchen‘ bis ,Stille Nacht, Heilige Nacht‘ waren alle Klassiker dabei“, sagt der Politiker. „Für unsere Eltern war dabei besonders schön, dass wir Geschwister uns an Weihnachten immer gut verstanden haben – was heute im Erwachsenenalter normal ist, aber während unserer Kindheit nicht immer der Fall war.“
HHLA-Chefin zu Haus im Ruhrgebiet
Angela Titzrath, Chefin der HHLA, verbringt die Festtage in Hamburg und in ihrer Heimat, dem Ruhrgebiet. „Es ist immer schön, wenn die ganze Familie in Essen zusammenkommt“, so Titzrath, die gerade zur „Hamburgerin des Jahres“ gekürt wurde. Es gebe immer Kartoffelsalat und Würstchen, man singe bekannte Weihnachtslieder. „Und später geht es dann in die Christmette.“
Kein Familienfoto bei Europapolitiker
Wenn er auch traditionell mit der Familie in Volksdorf feiert, hält sich Knut Fleckenstein, Europaabgeordneter (SPD), nicht an ein altes Familienritual: „In jedem Jahr hatte mein Vater den Wunsch, ein Selbstauslöserfoto von der Familie zu machen. Beim Versuch, nach dem Knopfdrücken wieder schnell zurück aufs Sofa zu springen, passierte es aber fast in jedem Jahr, dass er das Stativ umschmiss und aus dem Foto nix wurde.“
Gans bei Blocks
Bei den Hotel- und Gastronomie-Unternehmern Block wird es am Weihnachtsabend richtig voll um die festliche Tafel, denn: „Wir essen an Weihnachten traditionell eine Gans mit der Familie, meine Schwester Marlies Head und ihr Mann feiern mit uns“, so Familienoberhaupt Eugen Block. „Ein für mich wichtiges Ritual ist der Besuch der Christmette, also der heiligen Messe, am ersten Weihnachtsfeiertag“, sagte er. Besonders an den Feiertagen erinnere er sich gerne an ein Geschenk vom Christkind vor längerer Zeit: „Als Zehnjähriger bekam ich eine vergoldete Uhr geschenkt, die ich lange Jahre getragen habe.“
Schlonzen bei Lenzen
Auch Uni-Präsident Professor Dieter Lenzen bekam einst ein unvergessliches Geschenk: „Die ersehnte elektronische Lokomotive der Modelleisenbahn, auf die ich drei Jahre gehofft hatte.“ Heute wird Weihnachten von seinem ältesten Sohn ausgerichtet, an Heiligabend kommen alle Familienmitglieder „in „feiner Feiertagskleidung und am nächsten Tag dann das Gegenteil: schlonzen und durchhängen mit Fernsehen und Musik.“
Bauklötze statt Sneakers
Ingo C. Peters, Direktor des Hotel Vier Jahreszeiten, hat als Kind einmal einen Kartoffelsack mit von seinem Vater selbst gesägten Bauklötzen bekommen. „Dabei hatte ich mich so sehr auf ein paar wildlederne Adidas-Turnschuhe gefreut“, sagt er. Weihnachten war nach dieser Enttäuschung gelaufen: „Danach bin ich in Tränen ausgebrochen und musste von meiner Mutter getröstet werden.“ Jetzt feiert Peters mit seinen eigenen Kindern: Erst geht es in die Kirche, dann werden im heimischen Wohnzimmer Weihnachtslieder gesungen – und erst danach gibt es die hoffentlich richtigen Geschenke.