Altona-Nord. Der Bau könnte schon 2020 beginnen. Derselbe Unternehmer plant auch bis zu 700 Wohnungen auf dem Gelände der Golf Lounge.
Die Entwicklung des Holsten-Areals in Altona sorgt immer wieder für neue Schlagzeilen. Denn es tauchen regelmäßig neue Akteure auf, die bei einem der größten Bauvorhaben in Hamburg mitmischen wollen. Es geht um rund 950 Millionen Euro Investitionsvolumen.
Momentan ist es der schillernde und streitbare Immobilienunternehmer Christoph Gröner. Aber welche Rolle spielt der Multimillionär, der sich in Talkshows als eloquenten Branchenprofi gibt? Die SSN Group, die Eigentümer des rund 86.500 Quadratmeter großen Grundstücks ist, gehört inzwischen zu 93 Prozent der Berliner Consus Real Estate AG (wir berichteten). Und die CG Gruppe, deren Gründer und Vorstandsvorsitzender Gröner ist, befindet sich zu mehr als 70 Prozent im Besitz der Consus AG.
Damit haben die beiden Unternehmen eine gemeinsame „Mutter“. Das ist ein Grund dafür, dass sich Gröner nun dem Holsten-Areal widmet. Dabei gibt er sich wenig bescheiden: „Wir sind die Nummer eins im Wohnungsbau in Deutschland, und deshalb werden wir unsere Expertise jetzt auch beim Holsten-Areal einbringen. Ich sehe hier vor allem für bezahlbare Vierzimmerwohnungen ein großes Potenzial.“
Die ersten Wohnungen sollen 2023 bezogen werden
Insgesamt sind bis zu 1500 Wohnungen auf dem Grundstück geplant. Es soll ein Drittelmix aus öffentlich geförderten, frei finanzierten und Eigentumswohnungen sein (wir berichteten). Daran hält auch Gröner fest. Außerdem sollen dort Büros, Hotel, Gastronomie und Gewerbe entstehen.
Seine Pläne sind ambitioniert: „Wir dürfen keine Zeit verlieren. Ich gehe von einem Baubeginn im Frühjahr 2020 aus“, sagte Gröner und kündigte an: „Die ersten Wohnungen sollen 2023 bezogen werden.“ Damit widerspricht Gröner jedoch Bernhard H. Hansen, dem Chef der SSN Development, eine Tochter der SSN Group. Hansen hatte noch im August im Abendblatt verkündet: „Unsere Ziele sind ein Baubeginn in 2021 und die Fertigstellung erster Gebäude in 2024.“
Denn Hansen weiß, dass es in vielen Punkten nach wie vor keine Einigung mit dem Bezirk Altona und der Politik gibt. So steht immer noch nicht fest, wie viel Bruttogeschossfläche dort gebaut werden darf. Die Politik will nur 160.000 Quadratmeter genehmigen, die Investoren planen jedoch mit rund 186.000 Quadratmetern.
Noch ambitionierter waren die Zeitpläne der Gerch Group, die das Brauereigelände im Jahre 2016 gekauft hatte, bevor es später in das Eigentum der SSN Group überging. Damals war von einem Bezug der ersten Gebäude noch im Jahr 2021 die Rede.
Altonas CDU-Fraktionschef Sven Hielscher ist ziemlich genervt von dem Personen- und Firmenkarussell: „Es ist eine mittelschwere Katastrophe, dass dauernd neue Gesichter auftauchen, die bei der Entwicklung des Holsten-Quartiers mitmischen. Das treibt bislang jedenfalls dieses wichtige Bauvorhaben nicht voran.“ So sei zum Beispiel der im April von der Bezirksversammlung Altona beschlossene Forderungskatalog für die Entwicklung der Fläche noch nicht abgearbeitet. Einen Baubeginn im Jahr 2020, wie ihn Christoph Gröner ankündigte, sieht Stadtentwicklungsexperte Hielscher nicht: „Da sind noch viel zu viele offene Fragen.“
Neue Fläche in Innenstadtnähe gesucht
Nach Abendblatt-Informationen gab es in dieser Woche ein Gespräch zwischen den Investoren und Bezirksamtsleiterin Liane Melzer (SPD). Gröner bewertete dieses als sehr positiv und lobte die „Leistungsfähigkeit“ der Verwaltung in Altona.
Ein Sprecher gab sich zurückhaltend: „Die Gespräche mit den Eigentümern des Holsten-Areals sind noch nicht abgeschlossen, sie laufen weiter, und wichtige Einzelthemen werden dabei vertiefend behandelt werden.“ Die beiden Consus-Töchter CG Gruppe und SSN Group entwickeln in Hamburg nach eigenen Angaben Bauprojekte mit einem Investitionsvolumen von mehr als 1,7 Milliarden Euro. Dazu zählen neben dem Holsten-Quartier in Altona und dem Neuen Korallusviertel in Wilhelmsburg auch das Bahrenfelder Carré in Bahrenfeld und das Neuländer Quarree in Harburg. Über die einzelnen Vorhaben wurde bereits in den Medien berichtet.
Doch Gröner hatte noch eine Überraschung parat: Der CG Gruppe gehöre auch das Grundstück der Golf Lounge am Billwerder Neuer Deich sowie eine angrenzende Fläche. Diese liegen in der Nähe der Elbbrücken. Dort könnten laut Gröner bis zu 700 Wohnungen gebaut werden. Ein Baubeginn im Jahre 2021 sei realistisch. Allerdings benötigt bis dahin die Golf Lounge eine neue Fläche. Die Macher suchen dringend nach einer neuen Fläche in Innenstadtnähe.
Unterdessen setzt Gröner auf den Hamburger Markt: „Wir wollen gemeinsam mit der SSN Group in den nächsten Jahren 5000 bis 10.000 neue Wohnungen in Deutschland realisieren, und dabei wird Hamburg auch eine große Rolle spielen.“