Hamburg/Berlin. Stiftung Warentest hat Schiffe von Aida, MSC, Costa und Tui untersucht. Fazit: Passagiere fahren auf Kosten von Umwelt und Crew.

Die Kreuzfahrtbranche boomt. Die großen Reedereien können sich kaum vor Passagieren retten, die übers Mittelmeer, die Ostsee oder durch die Karibik schippern möchten. Der Hamburger Kreuzfahrtkalender ist auch für das kommende Jahr prall gefüllt.

Doch wie gut schneiden Aida, Costa, MSC und Tui Cruises ab, wenn es um die Aspekte Sicherheit, Arbeitsbedingungen und Umweltschutz geht? Die Stiftung Warentest hat hinter die Urlaubskulisse der Traumschiffe geblickt. Mit Experten eines Prüfinstituts gingen die Tester an Bord von jeweils drei Schiffen der Reedereien, inspizierten Anlagen und wälzten Notfallpläne und andere Papiere. Die Baujahre der Schiffe reichten dabei von 1996 ("Costa Victoria") über 2004 ("MSC Opera") bis 2018 ("Mein Schiff 1").

Das grundsätzliche Fazit der Tester lautet: „Dicke Luft, aber sicher.“ Zwar bieten alle vier großen Kreuzfahrtkonzerne auf dem deutschen Markt ein hohes Sicherheitsniveau. Nach dem Unglück der Costa Concordia im Januar 2012 hätten die Reedereien für ein verbessertes Notfallmanagement gesorgt, das überzeugt habe, so Stiftung Warentest. In diesem Bereich gab es durchweg die Note „gut“.

Schlechte Noten für Umweltschutz

Ganz anders sieht es allerdings im Bereich Umweltschutz aus. Im Umgang mit Wasser und Abfall konnten die Kreuzfahrtkonzerne zwar noch überwiegend ein „befriedigend“ erreichen. Doch beim größten Problem der Branche, dem Verbrennen von Schweröl, bei dem Schwefel- und Stickoxide, Kohlendioxid und Feinstaub entsteht, konnten die Unternehmen nicht überzeugen. „Die Reedereien leisten zu wenig, um solche Abgase zu vermeiden“, urteilten die Tester.

Der komplette Test (kostenpflichtig)

Bei acht von zwölf Schiffen hagelte es ein „mangelhaft“ für die Maßnahmen zur Emissionsvermeidung, betroffen waren dabei alle Schiffe von MSC. Tui musste für "Mein Schiff 2" aus dem Jahr 1997 ein "mangelhaft" hinnehmen, die jüngeren "Mein Schiff 5" und "Mein Schiff 1" erreichten in diesem Punkt ein "ausreichend".

Am besten schnitt hier noch die Reederei Aida Cruises ab. Deren „AidaPrima“ vermeide Emissionen als einzige befriedigend, so die Tester. Sie besitze die meisten Abgasfilter – Gaswäscher, Katalysator und Partikelfilter. Zudem sei die „Prima“ in der Lage, auch weniger umweltschädliches Flüssiggas (LNG) oder Landstrom zu nutzen. Bei den älteren Modellen "AidaAura" und "AidaBella" sah es allerdings auch nicht viel besser als bei der Konkurrenz aus.

Ackern für 2,65 Euro Stundenlohn

Auch sozial engagieren sich die Reedereien noch zu wenig. Sie orientieren sich zum Beispiel nur an gesetzlichen Vorgaben der Staaten, unter deren Flagge sie fahren, etwa Malta. Die erlauben besonders für die unteren Lohngruppen ein hartes Pensum. „Oft ackern die Angestellten zehn bis zwölf Stunden, manchmal länger, nicht selten für einen Lohn von 2,65 bis 4,40 Euro pro Stunde“, heißt es bei Stiftung Warentest. Freie Tage gibt es meistens monatelang nicht. Alle Reedereien erreichten im Bereich Arbeitsbedingungen lediglich die Note „ausreichend“ – da bleibt noch sehr viel Luft für Verbesserungen.