Hamburg. Hamburg kann den Bau zu günstigen Konditionen vom Bund erhalten. Dafür kämpfen Bürger seit Langem. Nun soll der Plan Realität werden.
Bleibt den Bürgern von Winterhude ein dritter Bunkerabriss erspart? Wie das Abendblatt erfuhr, macht die Stadt von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch und erwirbt das Gebäude am Kuhnsweg von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Noch vor zwei Jahren schien das ausgeschlossen. Drei Millionen Euro soll der Bund damals verlangt haben – mehr als doppelt so viel, wie Investoren für die benachbarten Bunker an Poßmoorweg und Forsmannstraße bezahlt haben sollen, die dann für Luxuswohnungen abgerissen wurden.
Auch der Bunker am Kuhnsweg, einer Parallelstraße des Mühlenkamps, wäre für Immobilienentwickler äußerst interessant. Das 900 Quadratmeter große Grundstück liegt mitten in einem beliebten Wohngebiet, das Planrecht sieht hier eine vierstöckige Wohnbebauung vor. Ursprünglich sollte der Bunker ab September 2016 auf dem freien Markt angeboten werden.
Dazu kam es allerdings nicht, da die Bezirksversammlung Hamburg-Nord den Beschluss gefasst hatte, „es (sei) wünschenswert, dass der Bunker im Kuhnsweg nicht abgebrochen wird, sondern die Möglichkeiten des Um- und Ausbaus genutzt werden, um in Winterhude Wohnraum zu schaffen, der bezahlbar ist und Räume für kulturelle und soziale Nutzung zur Verfügung zu stellen“. Damit griff der Bezirk eine Idee der Initiative „Wir sind Winterhude“ auf, die mit dem Projekt „Kunterbunker“ genau das umsetzen wollte (wir berichteten).
„Wirtschaftlich nicht realisierbar“
Vor diesem Hintergrund bot der Bund den Bunker im Dezember 2016 zunächst der stadteigenen Wohnungsbaugesellschaft Saga zum Kauf an, was der Hamburger Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) als „wirtschaftlich nicht realisierbar“ ablehnte. Nach Informationen des Winterhuder Bundestagsabgeordneten Christoph Ploß (CDU) bat die LIG die BImA jedoch gleichzeitig darum, bis auf Weiteres von einer öffentlichen Ausschreibung abzusehen, da Hamburg ein Kaufangebot erarbeiten wollte.
Im April 2017 teilte Hamburg dem Bund mit, auf dem Grundstück am Kuhnsweg geförderten sozialen Wohnungsbau realisieren zu wollen. In diesem Zusammenhang wurde auch ein Kaufpreisangebot unterbreitet, das den Verkehrswert allerdings deutlich unterschritt und daher von der BImA abgelehnt wurde – mit Verweis auf ein von ihr im Oktober 2017 dazu eingeholtes Gutachten. Bei einem Verkauf zum Zwecke des sozialen Wohnungsbaus allerdings könne der Stadt eine Kaufpreisverbilligung gewährt werden.
Initiative „Wir sind Winterhude“ kämpft weiter
„Im Klartext heißt das: Der Bunker wird deutlich unter dem Wert des Grundstücks und der Immobilie verkauft, dafür verpflichtet sich die Stadt, dort günstigen Wohnraum zu schaffen“, so Ploß. Mitte Dezember soll nach Abendblatt-Informationen das entscheidende Gespräch zwischen BImA und LIG stattfinden. Dort soll über den Verkauf des Bundes an die Stadt und das Konzept zur künftigen Nutzung entschieden werden.
„Es ist absolut richtig, dass der Bund preiswerten Wohnraum in Hamburg fördern möchte und im Sinne günstiger Mieten bereit ist, nicht den Höchstpreis für den Bunker einzufordern“, so Ploß. „Der rot-grüne Senat muss bei der entscheidenden Sitzung im Dezember jedoch klarstellen, dass der Bunker erhalten bleibt und neben günstigen Wohnungen dort Räume für kulturelle und soziale Nutzung entstehen.“ Das wäre die beste Entscheidung für die Lebensqualität der Bewohner in dem engen Winterhuder Quartier – und sei schließlich vom Bezirk so beschlossen.
Die Initiative ging damals von den Linken aus. Deren Vorsitzende, Karin Haas, wäre froh, wenn die Angelegenheit endlich erledigt wäre. „Seit eineinhalb Jahren verhandelt die Stadt Hamburg mit dem Bund über den Kauf des Hochbunkers. Die Option des Bezirkes, ihn nicht abzureißen, sondern umzubauen mit bezahlbarem Wohnraum und kultureller und sozialer Nutzung im Erdgeschoss, muss jetzt endlich umgesetzt werden.“
Die Bürgerinitiative „Wir sind Winterhude“ wünscht sich am Kuhnsweg die Umsetzung des Projekts „Kunterbunker“, das eine Baugemeinschaft zusammen mit dem Goldbekhaus realisieren würde. Der Bunker solle „sozial, ökologisch und unter Berücksichtigung kultureller Aspekte“ umgebaut werden“. Mit Studierenden und Auszubildenden, älteren Menschen, Singles und Familien mit Kindern sollen mehrere Generationen unter einem Dach zusammenleben. Der überwiegende Teil der Wohnungen solle für Menschen mit Förderanspruch, ein kleiner Teil auch für Menschen mit höherem Einkommen sein. Beim Neujahrsempfang des Bürgermeisters wird die Initiative zum dritten Mal beim Oberhaupt der Stadt für ihr Projekt werben. Diesmal ist ihr Ansprechpartner Peter Tschentscher.