Hamburg. Nach der CDU stellt Rot-Grün einen eigenen Antrag zur Weiterentwicklung der Promenaden. Kritik an den Pontons.

Das Hin und Her um die Belebung der Binnenalster durch schwimmende Pontons („Alsterpromenade“) geht in die nächste Runde. Nachdem die CDU-Fraktion Mitte November einen Bürgerschaftsantrag eingereicht hat, in dem sie den Senat aufforderte, eine Machbarkeitsstudie hinsichtlich der Möglichkeiten zur Umsetzung des Projektes Alsterpromenade in Auftrag zu geben, griff nun die rot-grüne Regierungsfraktion diesen Vorschlag auf. Sie stellte ihrerseits einen Antrag, in dem sie den Senat ersucht, eine Entwicklungsstudie zur „Weiterentwicklung des Binnenalsterraums“ in Auftrag zu geben. In der Bürgerschaftssitzung am Mittwoch hat Rot-Grün nun den Oppositionsantrag abgelehnt und den eigenen Zusatzantrag beschlossen.

„Mit unserer Initiative haben wir den Nerv der Zeit getroffen“, sagte CDU-Politiker David Erkalp zum Auftakt der Debatte. „Wir haben eine Diskussion angestoßen, die längst überfällig war.“ Bereits im Juni hatten Erkalp und CDU-Fraktionschef André Trepoll ihre Pläne für die Belebung der Innenstadt rund um die Alster vorgestellt. Diese wurden von Dirk Kienscherf (SPD) als „Ballermanisierung“ bezeichnet, was Erkalp scharf kritisierte. „Wir wollen was Gediegenes, Stilvolles, Anständiges“, sagte er über die Pläne der CDU.

Diese sehen vor, dass sowohl auf der Seite des Ballindamms als auch auf der gegenüberliegenden Seite des Neuen Jungfernstiegs eine Promenade aus Pontons errichtet wird, die rund 13 bis 15 Meter ins Wasser hineinragt. Fünf bis sieben gastronomische Betriebe sollen darauf angesiedelt werden. Die Idee ziele darauf ab, „die Innenstadt unter anderem auch abends nach Ladenschluss zu beleben“. Bislang würden Bürger nach 20 Uhr aus der Stadt rausgeschmissen, so Erkalp und weiter: „Wir haben ein Herzstück mitten in der City und zwar unsere Alster. Warum sollen wir da nichts machen?“

Hanseatische Gelassenheit gefordert

Die SPD-Abgeordnete Martina ­Koeppen mahnte: „Wir sollten bei aller Begeisterung hanseatisch gelassen in die Betrachtung gehen.“ Der Grad zwischen Seriosität und Klamauk sei gerade, was die Alster betrifft, sehr schmal. SPD und Grüne würden zwar Bestrebungen, die im Bereich der Innenstadt „eine behutsame Weiterentwicklung und Attraktivitätssteigerung im Auge haben“, begrüßen, allerdings müssten diese sich an die Rahmenbedingungen der Binnenalsterverordnung halten, so Koeppen. „Eine reine Kommerzialisierung der Alsterflächen darf es nicht geben.“ Auch die Linke sieht das geplante Gastronomiekonzept kritisch. Dadurch hätte nicht mehr jeder einen kostenfreien Zutritt zur Alster, und Bürger, die nichts konsumieren, würden weggeschickt, sagte die Linken-Abgeordnete Heike Sudmann. Auch die Alster würde sich durch die Pontons verkleinern.

„Was sie schaffen wollen, lässt die Strahlkraft eher erlöschen“, sagte Sudmann in Richtung der CDU. Aber auch den rot-grünen Zusatzantrag kritisierte die Linken-Politikerin: „Warum sagen Sie, es soll geprüft werden, wenn Sie doch eigentlich der Meinung sind, Sie wollen die Binnenalster nicht verkleinern?“ Die Bestrebungen von Rot-Grün erschienen ihr als „getrieben“. Ähnlich sieht es der AfD-Abgeordnete Detlef Ehlebracht. Er kritisierte, dass die SPD nicht die Größe habe, den Antrag der CDU als „gute Idee“ zu unterstützen, sondern einen neuen Antrag einbringe, um den Antrag der Opposition „zu kapern“. Die AfD-Fraktion unterstütze hingegen den Antrag der Christdemokraten, so Ehlebracht. „Wir glauben, dass das Konzept aufgehen würde und unserer Stadt und den Bürgern zum Vorteil gereicht.“

Mehr Tourismus

Auch die FDP sprach sich für den CDU-Antrag aus. Die Intention des Zusatzantrages sei hingegen nicht klar, sagte FDP-Fraktionschef Michael Kruse. Die Alsterpromenade sei „eine Chance, mehr Touristen genau auf diese Ecke zu ziehen“. Dadurch würde auch der Handel in der City profitieren, der auf eine „Aufwertung außerhalb der Bürozeiten angewiesen ist“. Grünen-Fraktionschef Anjes Tjarks betonte, dass in einem Punkt Einigkeit herrsche: „Die Binnenalster als die gute Stube unserer Stadt ist unter Wert genutzt.“ Eine Entwicklung der Alster ohne die bestehenden Konturen sei für ihn jedoch nicht denkbar.

Bei der Mitgliederversammlung des Vereins Trägerverbund Projekt Innenstadt äußerte sich am Mittwoch Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) skeptisch zur Idee, die Binnenalster umzugestalten, sie sei der sensibelste Punkt in Hamburg. „Da dürfen wir keinen Fehler machen. Der Ballindamm darf keine 08/15-Rummelmeile werden. Ich mahne zur Vorsicht.“